Die WEC wartet nach dem Ausstieg von Audi sehnsüchtig auf einen neuen dritten LMP1-Hersteller - das ist nicht Neues mehr. Ebenso wenig neu sind die Gerüchte um einen Wiedereinstieg von Peugeot. Auch die Begleitumstände, unter denen sich die Franzosen zu einem Engagement in der Langstrecken-WM bekennen, sind bereits lang und breit diskutiert und dargestellt worden. Allerdings überrascht Peugeot jetzt mit einer neuen, ungewöhnlichen Forderung.

Peugeot fordert weniger Hybrid im LMP1: Das steckt dahinter

Denn um die geforderte Kostenreduzierung durchzusetzen appelliert Peugeot für eine Reduzierung der Hybridleistung in den LMP1-Prototypen! "Wir sagen, es ist nutzlos, 10 Megajoule an Energie pro Runde zu rekuperieren. Mit 3 oder 4 Megajoule hat man ein Hybridauto mit einer Technologie, die wirklich Sinn macht, wenn man es mit der Übertragung in den Bau der Serienfahrzeuge vergleicht", offenbarte Bruno Famin von Peugeot Sport jüngst im Gespräch mit Endurance-Info.

Die LMP1-Boliden von Porsche und Toyota gelten als äußerst komplex, Foto: Toyota
Die LMP1-Boliden von Porsche und Toyota gelten als äußerst komplex, Foto: Toyota

Famin bezieht sich dabei auf das neue Hybrid-Reglement in der FIA WEC, das eigentlich 2018 hätte kommen sollen und das eine maximale Hybridleistung von 10 statt 8 Megajoule pro Runde sowie ein drittes Hybridsystem pro Fahrzeug zugelassen hätte. Nach dem Ausstieg von Audi wurde dieses Reglement jedoch über den Haufen geworfen und das aktuelle Regelwerk für zwei weitere Jahre bis Ende 2019 eingefroren. Ein Schritt, den die Franzosen begrüßen dürften. Denn schon jetzt, mit den zwei ERS-Systemen im Porsche 919 Hybrid und im Toyota TS050 Hybrid seien die Prototypen hochkomplex.

Und die Peugeot-Rechnung lautet: Je komplexer ein Auto, umso mehr Kosten verschlingen Entwicklung und Management des Fahrzeugs. Außerdem darf man auch das Gewicht, das ein oder mehrere zusätzliche Hybridsysteme mit sich bringen, nicht außer Acht lassen. Das scheint wohl der Hauptgrund zu sein, weshalb man eine Hybrid-Abrüstung fordert. "Die Kosten heutzutage sind schon abschreckend, denn die vielen Hybridsysteme und Generatoren machen die Autos extrem kompliziert", stöhnt Famin.

Hier stoßen die verschiedenen Hersteller auf einen Interessenskonflikt, denn erst jüngst drohte Toyotas Pascal Vasselon, dass man bei einer Abrüstung der Hybrid-Leistung dem LMP1-Engagement den Stecker zieht. "Der Hauptgrund, weshalb Toyota an der WEC teilnimmt, ist, Technologien und vor allem Hybridtechnologie zu entwickeln. Es wäre fast unmöglich, dass Toyota hier einen Schritt zurück akzeptiert", so Vasselon Anfang Februar gegenüber Autosport.

Peugeot: Auch mit wenig Hybridleistung muss man konkurrenzfähig sein

Doch bei Peugeot betont man gleichzeitig, trotz der Abrüstungsforderung, dass man zum Hybridantrieb an sich steht. "Wir wollen den Hybrid und das wollen wir auch absolut so kommunizieren, anderenfalls würde das alles keinen Sinn machen", stellt Famin klar. Viel mehr spekulieren die Franzosen darauf, dass man auch mit geringerer Hybridleistung wettbewerbsfähig bleiben sollte. Die Regelhüter vom Automobil-Weltverband FIA und vom Le-Mans-Ausrichter ACO könnten hier durchaus Einfluss auf das Kräfteverhältnis nehmen.

Das Zauberwort lautet hier Equivalence of Technology (EoT). Damit werden die verschiedenen Systemleistungen und Konzepte der LMP1-Boliden aufeinander angepasst, ähnlich wie bei der BoP im GT-Sport. "Wenn ein Hersteller zwei oder drei Hybridsysteme einbauen und mit 10 oder 12 Megajoule Systemleistung fahren will, dann sei ihm das freigestellt. Vorausgesetzt, dass jemand, der nicht so weit gehen möchte, wettbewerbsfähig bleibt." Das veranschaulicht zwei Dinge: Peugeot ist zu Kompromissen durchaus bereit. Aber an der obersten Prämisse, mit einfachen und geringen Mitteln konkurrenzfähig zu sein, hält man fest.