Die MotoGP machte es mit seinem Open-Reglement vor, die WEC zieht jetzt nach. Nachdem das aktuelle LMP1-Reglement im Zuge des Audi-Ausstiegs bereits für zwei weitere Jahre bis zum Ende der Saison 2019 eingefroren wurde, geht man nun noch einen großen Schritt weiter. Neuen LMP1-Herstellern soll schon ab 2017 der (Wieder-)Einstieg schmackhaft gemacht werden, indem sie in den Genuss zahlreicher Regel-Zugeständnisse kommen. Das wurde nun von den Regelhütern von FIA und ACO verkündet.

Die Regel-Erleichterungen für die LMP1-Neuankömmlinge, sofern sich denn schon 2017 welche im WEC-Grid befinden, wurden im neuen technischen Reglement, das an diesem Samstag veröffentlicht wurde, festgehalten. Neueinsteiger erhalten damit vor allem in ihrer Premierensaison zahlreiche Vorteile. Einige dieser Vorteile können auch in der zweiten Saison nach dem Einstieg bestehen bleiben. Darüber entscheidet letztlich die Endurance Commission des Automobil-Weltverbandes FIA.

Neue LMP1-Werke: Die Zugeständnisse im Detail

  • Die zur Verfügung stehende Energiemenge pro Runde (Benzin und Hybridleistung) wird so berechnet, dass man an 98% der Performance des besten Vorjahres-Triebwerks herankommt. Die Berechnung erfolgt auf Basis des jeweiligen Vorjahres-Rennens in Le Mans.
  • LMP1-Neulinge dürfen so viele Motoren im Jahr verwenden, wie sie möchten.
  • Ein Wechsel der Hybrid-Klasse ist in der ersten Saison erlaubt.
  • Die Zahl der verwendeten Aero-Pakete ist unbegrenzt. (Porsche und Toyota dürfen 2017 nur noch zwei verschiedene Aero-Pakete bringen, 2016 waren noch drei pro Hersteller erlaubt)
  • Neuen LMP1-Herstellern sind 1200 Windkanalstunden pro Jahr gestattet. (Porsche und Toyota müssen mit 800 Stunden auskommen)
  • LMP1-Neulinge kommen in den Genuss uneingeschränkter Privattest-Tage
  • Im Gegensatz zu Porsche und Toyota darf ein neuer LMP1-Hersteller nicht nur vier, sondern sogar sechs Reifensätze in Qualifying und Rennen verwenden.

Neue LMP1-Regeln: Die Chance für Peugeot, BMW und Co.

Die Quantität an Zugeständnissen sucht ihres Gleichen und drückt gleichzeitig auch aus, wie sehr sich die Langstrecken-WM der FIA einen dritten großen Player an der Seite von Porsche und Toyota wünscht. Seit dem Ausstieg von Audi lässt man nichts unversucht, um potenzielle Neulinge vom Einstieg zu überzeugen. Einige Konzern-Chefetagen dürften diese Entwicklung mit besonderem Interesse verfolgen. So vernimmt man immer wieder laute Gerüchte um einen (Wieder-)Einstieg von Peugeot.

Die Franzosen machten ihr Engagement jedoch immer von Budgetfragen abhängig. Die neuen Zugeständnisse könnten den PSA-Konzern nun jedoch zu einem Umdenken bewegen. Genauso wird auch BMW immer wieder als LMP1-Einsteiger gehandelt. Mit einem GTE-Pro-Entry ab 2018 ist zumindest der erste Schritt der Münchner in die WEC getan. Die neuen Regeln könnten jedoch auch dem Nissan GT-R LM Nismo zu einem Comeback verhelfen. 2015 kam Nissan mit diesem Boliden ordentlich unter die Räder, die Zugeständnisse könnten den Japanern nun jedoch auch die Chance eröffnen, zu glänzen.

Nach Bekanntgabe der Regel-Zugeständnisse hat Motorsport-Magazin.com sowohl Peugeot, als auch BMW und Nissan kontaktiert. Die Reaktionen dieser drei Hersteller finden Sie, sobald diese vorliegen, genau an dieser Stelle.