Die FIA Langstrecken-Weltmeisterschaft hatte zuletzt einige Tiefschläge zu verdauen. Erst verkündete Rebellion Racing den Ausstieg aus der LMP1-Klasse und beerdigte damit faktisch die Privatwertung der höchsten Kategorie. Später dann der Hammer des Audi-Ausstiegs. Nach derzeitigem Stand besteht die LMP1-Klasse 2017 nur aus fünf Fahrzeugen - zwei Porsche, zwei Toyota, ein Renner von ByKolles-Racing. Ob die Österreicher aber dabei sein werden, ist noch unklar.

BR ersetzt Rebellion

Doch es bahnt sich Zuwachs an. BR Engineering plant, ab 2018 als Privatier in die LMP1-Klasse aufzusteigen. Die Firma von Boris Rotenberg ist mit dem Einsatzteam SMP Racing derzeit noch in der LMP2 aktiv. Der dort eingesetzte BR01 ist ein komplett selbst entworfenes Fahrzeug, das 2015 debütierte. Bei den 24 Stunden von Le Mans 2016 erreichte man Rang drei. Durch das neue LMP2-Reglement, das ab 2017 gilt, darf dieser Bolide jedoch nicht mehr verwendet werden. Es heißt, BR sei der Hauptgrund für die neuen Regeln gewesen. FIA und ACO wollten teure Eigenproduktionen aus der LMP2 verbannen und in die LMP1 bringen.

Aufgrund der Chancenlosigkeit der Privatiers, die gegen die Hybrid-Monster der Werke rein gar nichts aussetzen können, galt dieses Vorhaben jedoch als zu ambitioniert. Der Rückzug Rebellions zum Saisonende bestätigte diese Bedenken scheinbar. Doch BR Engineering will den Schritt 2018 wagen. "Wir haben die Herausforderung an uns selbst erhöht", weiß Milliardär Rotenberg. "Es war auch möglich, eines der vier Chassis für die LMP2 zu kaufen. Ebenso war es denkbar, komplett auszusteigen. Aber wir sind immer unseren eigenen Weg gegangen", stellt der Russe klar.

Dieser Weg sieht eine enge Zusammenarbeit zwischen seiner Firma BR Engineering und Dallara vor. Zusammen mit der italienischen Chassis-Schmiede soll das gesamte Jahr 2017 verwendet werden, um den Boliden zu entwickeln. Ende des Jahres soll dann die Homologation durch die FIA erfolgen.

In Le Mans fuhr SMP Racing auf Platz drei in der LMP2-Klasse, Foto: Adrenal Media
In Le Mans fuhr SMP Racing auf Platz drei in der LMP2-Klasse, Foto: Adrenal Media

Rotenberg will russisches Vorzeigeprojekt

Als Einsatzteam wird auch ab 2018 das russische Team SMP Racing fungieren. Rotenberg sieht sich dabei als Vorreiter für sein Land. "Das Ziel des Programmes war und bleibt die Entwicklung des russischen Motorsports, inklusive des Technologie-Sektors", erklärt Rotenberg. "Wir investieren viel in die Förderung russischer Fahrer, um talentierten Kindern eine Karriere im Kartsport zu verhelfen, die sie später im Erfolgsfall in den GT-Sport, in die Prototypen-Klassen oder in den Formelsport bringt", zählt er auf.

Das neue Fahrzeug trägt den Namen BR1. Um die Entwicklung bestmöglich zu leiten, bekommt BR Engineering sogar ein eigenes Büro in der Dallara-Fabrik in Parma. "Der Name Dallara ist jedem bekannt, der mit dem Motorsport vertraut ist. Nun sind wir Partner geworden. Das neue Projekt von BR Engineering hat hier in Italien begonnen, wo die besten Designer und Ingenieure sowohl aus Russland, als auch aus Europa, einen russischen Prototypen für das russische Team SMP Racing kreieren", verkündet Rotenberg stolz.