Toyota Gazoo Racing hat beim großen WEC-Heimrennen in Japan den Sieg erringen können. Am Sonntagmorgen deutscher Zeit überquerten Stéphane Sarrazin, Mike Conway und Kamui Kobayashi nach sechs Stunden und 244 Runden als Erste den Zielstrich am Fuji Speedway in Oyama. Während Audi mit den Polesettern Lucas di Grassi, Loïc Duval und Oliver Jarvis Platz zwei holte, landete Porsche mit Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley auf dem Bronzerang. Zwischen Toyota und Audi lagen am Ende nur 1,439 Sekunden; Porsche fehlten rund 17 Sekunden bis ganz nach vorne.

Die Entscheidung im Kampf um den Sieg fiel erst in den letzten beiden Stints: Toyota entschied, Kobayashi beim vorletzten Stopp nicht gänzlich vollzutanken, sodass man kürzer an der Box stand als die Gegner. Kobayashi hatte im Anschluss freie Fahrt und konnte sich so erstens von Porsche-Verfolger Hartley absetzen und zweitens wichtige Sekunden herausfahren gegenüber Audi-Mann Duval in Front. Da Audi beim letzten Service die längste Standzeit zu erwarten hatte, griff Toyota noch einmal in die Trickkiste und montierte anders als die Ingolstädter keine neuen Reifen fürs Finale – der Schachzug zum Sieg!

Wieder kann Audi die Pace nicht ummünzen

Wie schon in Texas hatte Audi das Rennen über weite Strecken kontrolliert, hätte gewinnen müssen, doch suboptimale Boxenstopps und Schwierigkeiten im Überrundungsverkehr bremsten die Startnummer 8 aus, wodurch Toyota nahe genug ranfahren konnte, um über die Strategie zuzuschlagen. Auch Porsche war mit den Weltmeistern in Schlagdistanz; beim letzten Stopp jedoch wechselte man auf zwei neue und zwei angefahrene Reifen, sodass man zu lange stillstand. Die nach wie vor WM-Führenden im Schwesterauto wurden heute gar nur Fünfte – Roman Dumas, Neel Jani und Marc Lieb waren wie gestern deutlich zu langsam.

Gewohntermaßen eng ging's auch in der LMP2 zu. Hier gewann zum heuer ersten Mal G-Drive Racing mit Roman Russinow, Martin Brundle und Will Stevens. Es war Ex-Formel-1-Fahrer Stevens, der erst in den letzten fünf Minuten alles klarmachte; er rang in einem sehenswerten Duell Bruno Senna nieder, der für RGR by Morand schließlich als Klassenzweiter ins Ziel kam. Will musste allerdings zweimal überholen, da sein erstes Manöver von der Rennleitung als unfair eingestuft worden war. Nach 223 Runden trennten Stevens und Senna 1,398 Sekunden. Die LMP2-Tabellenführer von Signatech-Alpine wurden Dritte in Oyama.

Erster Sieg für Chip Ganassis WEC-Truppe

Bei den Grand Tourern herrschte heute durchweg Langeweile: Die Hersteller kamen so ins Ziel, wie sie gestartet waren, nämlich Ford vor Ferrari, dann Aston Martin und der einzige Pro-Porsche. Andy Priaulx und Harry Tincknell verwiesen ihre Stallgefährten Stefan Mücke und Olivier Pla auf den Silberrang und holten so den ersten WM-Sieg für die britische Abordnung des US-Rennstalls Chip Ganassi. Bei AF Corse lautete die Reihenfolge Gimi Bruni und James Calado vor Davide Rigon und Sam Bird, es folgten die Punkteführenden Nicki Thiim und Marco Sørensen auf Rang fünf vor Darren Turner und Supercars-Rückkehrer Richie Stanaway.

Auch die GT-Amateure ließen es heute mehr oder minder ruhig angehen. Von der Pole gestartet cruisten Paul Dalla Lana, Pedro Lamy und Mathias Lauda (Aston Martin) einem nie gefährdeten Sieg entgegen – mehr als eine Runde Vorsprung hatte man am Ende auf die Tabellenführer François Perrodo, Rui Águas und Emmanuel Collard (Ferrari). Bei den LMP1-Privatiers kam übrigens nur der Rebellion-Prototyp ins Ziel. Dominik Kraihamer, Matheo Tuscher und Alexandre Imperatori hatten keine Gegner mehr, nachdem die einzigen Rivalen in Form des Kolles-CLM früh mit einem Motorschaden ausgefallen waren.

Das nächste und gleichzeitig vorletzte Saisonrennen der Langstrecken-WM WEC steigt am 6. November im chinesischen Shanghai.