Die LMP1-Hersteller Audi, Porsche und Toyota gehen allesamt mit besonderer Motivation nach Japan. Für Toyota ist es das Heimspiel, ihnen gehört die Strecke. Porsche ist darauf aus, seine Siegesserie fortzusetzen, während Audi seinem Negativlauf aus den letzten Rennen und der Vergangenheit in Japan ein Ende setzen möchte. Eine brisante Ausgangslage für Fuji also. Motorsport-Magazin.com blickt auf die LMP1-Klasse beim WEC-Gastspiel am Mount Fuji voraus:

Rückblick: Das LMP1-Kräfteverhältnis in Austin

Audi hatte von allen drei LMP1-Herstellern in den USA klar die beste Pace - konnte dies aber einmal mehr nicht in einen verdienten Sieg ummünzen. Zwar fuhr man der Konkurrenz von Porsche und Toyota in der ersten Rennhälfte wieder davon, doch mangelnde Zuverlässigkeit und Pech verhinderten wieder einen Audi-Sieg. So setzte sich die Weltmeister-Truppe Bernhard/Webber/Hartley am Ende durch, Zweiter wurde der Audi #8 von Di Grassi/Duval/Jarvis, gefolgt vom Toyota #6 von Sarrazin/Conway/Kobayashi, der die Porsche in der Anfangsphase ordentlich auf Trab hielt.

Audi vor den 6h von Fuji 2016

Di Grassi/Duval/Jarvis kämpfen um die zweite WM-Position und um ihren zweiten Saisonsieg, Foto: Audi
Di Grassi/Duval/Jarvis kämpfen um die zweite WM-Position und um ihren zweiten Saisonsieg, Foto: Audi

Audi war in jüngster Vergangenheit stets der Pechvogel in Reihen der LMP1. Nun steht die einzige Strecke auf dem Plan, auf der die Ingolstädter noch nie ein Rennen gewinnen konnten. Umso mehr können sich einige Audi-Piloten der Unterstützung der japanischen Fans sicher sein. Neben Wahl-Japaner André Lotterer pflegen auch Loic Duval, Benoit Tréluyer und Oliver Jarvis eine spezielle Beziehung zum Land der aufgehenden Sonne. Sonne ist ein gutes Stichwort: Diese zeigt sich am Mount Fuji nicht oft, weshalb der japanische WEC-Lauf oft schon zu einer Wetter-Lotterie mutierte. Bisher zog Audi dabei immer den Kürzeren. Diese Negativserie hofft man, 2016 beenden zu können.

Porsche vor den 6h von Fuji 2016

Kaum zu glauben, aber wahr: Bei idealem Verlauf für Porsche ist schon in Fuji der Titelgewinn für Dumas/Jani/Lieb möglich. 12,5 Punkte mehr als Di Grassi/Duval/Jarvis und 12 Punkte mehr als Sarrazin/Conway/Kobayashi, und der Porsche #2 ist nicht mehr einzuholen. An den Titelgewinn will man jedoch noch nicht denken, zumal es in den letzten Rennen nicht nach Wunsch lief für Dumas/Jani/Lieb. "Wir wollen in Japan unsere Position als WM-Führende festigen. Das steht für mich im Vordergrund", stellt Neel Jani klar.

Dumas/Jani/Lieb haben in Japan ihren ersten WM-Matchball, Foto: Porsche
Dumas/Jani/Lieb haben in Japan ihren ersten WM-Matchball, Foto: Porsche

Für die Weltmeister-Besatzung auf dem Schwesterauto #1 lief es dagegen zuletzt wie geschmiert. Bernhard/Webber/Hartley konnten die letzten drei Rennen allesamt gewinnen. Brendon Hartley reist mit entsprechend hohen Erwartungen nach Japan: " Nach drei Siegen hintereinander sind wir richtig in Schwung und freuen uns auf Fuji. Ich mag den Speedway, er ist gut geeignet für die WEC, wir hatten dort spannende Rennen. Ich erwarte ganz klar, dass es erneut eng wird an der Spitze, aber wir möchten unsere Siegesserie gerne fortsetzen." Die Porsche-Erfolgsserie soll also auch nach Fuji Bestand haben.

Toyota vor den 6h von Fuji 2016

Für Toyota ist Fuji immer eine besondere Angelegenheit. Der Kurs befindet sich in Toyota-Besitz, zudem konnte man hier von 2012 bis 2014 drei Siege in Folge einfahren. Doch nicht nur deshalb blickt Toyota zuversichtlich nach vorne: Für Davidson/Buemi/Nakajima im Toyota #5 gilt es, endlich alle Probleme und Defekte der bisherigen Saison mit einem Top-Ergebnis hinter sich zu lassen. "Ich hoffe, dass wir auch dieses Mal um den Sieg kämpfen können. Ich denke, dass wir schon gute Leistungen zeigen konnten, jetzt hoffe ich nur auf ein wenig mehr Glück", so Sebastien Buemi. Der Schweizer und seine Markenkollegen dürfen sich dabei der Rückendeckung durch die japanischen Fans sicher sein.

Freie Fahrt? Davidson/Buemi im #5-Toyota gewannen 2014 in Fuji, Foto: Toyota
Freie Fahrt? Davidson/Buemi im #5-Toyota gewannen 2014 in Fuji, Foto: Toyota

" Ich bin sicher, dass eine Menge japanischer Fans anwesend sein werden, und uns anfeuern werden, so wie sie das stets tun. Wir fühlen uns dadurch jedes Mal wie zu Hause und das motiviert uns ungemein", lobt Anthony Davidson die Fans in höchsten Tönen. Im Schwesterauto #6 wollen Sarrazin/Conway/Kobayashi nach zuletzt zwei dritten Plätzen in Folge nun weiter nach vorne. Das Toyota-Heimspiel in Fuji bietet dazu die perfekte Gelegenheit. Mike Conway brennt schon darauf, Toyota ein Top-Ergebnis beim Heimspiel zu bescheren: "Ich bin zuversichtlich was das kommende Wochenende angeht, denn wir haben seit dem Nürburgring große Fortschritte gemacht und ich denke, dass wir uns in Fuji wohl noch ein wenig werden steigern können."

WEC Fuji 2016: Das LMP1-Kräfteverhältnis im Vorjahr

Der Regen war bei den 6 Stunden von Fuji 2015 wie so oft im Motorsport der große Gleichmacher. Nachdem das Feld zunächst hinter dem Safety Car auf die Reise ging, ging es nach Freigabe des Rennens zwischen Audi, Porsche und Toyota hoch her. Am Ende setzte sich auf abtrocknender Strecke aber dann doch Porsche wieder durch. Die späteren Weltmeister Bernhard/Webber/Hartley gewannen, nachdem Porsche Team-Taktik spielen ließ und das Schwesterauto zurückpfiff. Audi erreichte schließlich die Plätze drei und vier, Toyota wurde Fünfter und Sechster.

Die Aussagen der Verantwortlichen vor den 6h von Fuji 2016

Dr. Wolfgang Ullrich, Motorsportchef Audi: "Fuji ist immer wieder eine ganz besondere Herausforderung. Das beginnt schon mit der Strecke, die eine der längsten Geraden mit sehr ungewöhnlichen Kurven kombiniert. Und das Wetter ist hier ebenfalls immer wieder ein entscheidendes Thema. Unsere Sieglos-Serie hier wollen wir natürlich ändern, auch wenn wir wissen, wie schwierig es wird."

Andreas Seidl, Teamchef Porsche: "Generell sollte uns in Fuji helfen, dass es dort nicht so heiß sein wird wie zuletzt in Texas. Auch in den anspruchsvollen Kurvenpassagen dürfte der 919 dank seines recht hohen Abtriebsniveaus stark sein. Beim Vorjahresrennen in Japan hat es lange und heftig geregnet. Das kann uns zu dieser Jahreszeit wieder blühen, aber unsere Mannschaft hat gezeigt, dass sie auch mit schwierigen Situationen umgehen kann."

Toshio Sato, Team-Präsident Toyota: "Unser Heimrennen auf dem Fuji Speedway ist eines der Highlights unserer Saison. Es ist wunderbar den Enthusiasmus der japanischen Fans zu spüren und wir sind sehr stolz darauf, dass so viele Menschen Toyota unterstützen. Wir konnten die Konkurrenzfähigkeit des TS050 Hybrid in der Aerodynamik-Variante mit extrem hohem Abtrieb in Mexiko und Austin soweit steigern, dass wir davon ausgehen auch in Fuji um den Sieg kämpfen zu können. In Fuji werden wir zusätzlich von unseren Kollegen aus Higashi-Fuji unterstützt, die das ganze Jahr über hart darauf hinarbeiteten, dass wir bei den Rennen einen möglichst effizienten Antriebsstrang zur Verfügung hatten. Als das Toyota Gazoo Racing Team sind wir daher sehr motiviert und haben uns vorgenommen, eine weitere starke Leistung zu zeigen."