Das Rennen der GTE-Klassen in Mexiko wurde spannender, als es nach allen Trainings den Anschein machte. Aston Martin war letztlich weit von einem Durchmarsch entfernt, Ferrari lieferte ihnen mit der #51 von Bruni/Calado einen harten Kampf um den Sieg. Ford und Porsche hingegen waren die großen Verlierer bei einsetzendem Regen. Die Zuffenhausener durften aber zumindest den Sieg in der GTE-Am-Klasse bejubeln. So lief das WEC-Rennen aus der Sicht der GTE-Hersteller:

Aston Martin in Mexiko: Ein fast perfektes Ergebnis

Was nach den Trainings schon abzusehen war, vergewisserte sich im Laufe des sechsstündigen Rennens: Aston Martin dominierte das Geschehen in der GTE-Pro-Klasse. Eine starke erste Rennhälfte, als die beiden Vantage V8 die gesamte GT-Konkurrenz überrundeten, bildete die Basis für den Klassensieg des #97 Aston Martin von Stanaway/Turner. Das Schwesterauto #95 fuhr zunächst mit ihnen im Formationsflug um die Strecke, doch ein Unfall in der vierten Rennstunde sollte dies ändern. Thiim/Sörensen mussten daraufhin ihr Auto an der Box reparieren lassen und retteten am Ende noch Platz drei. Zwischen das Aston-Duo fuhr noch der #51-Ferrari von Bruni/Calado durchs Ziel.

"Ich musste am Ende mit dem Messer zwischen den Zähnen fahren um das bestmögliche Resultat zu holen. Platz drei ist schön, aber ich bin auch enttäuscht, weil wir immer noch keinen Sieg geholt haben", haderte Marco Sörensen. Besser machten es Stanaway/Turner, die fehlerlos blieben und dank ihres großen Vorsprung im Regen konservativer zu Werke gehen konnten. "Zum Glück hatten wir uns schon ein Polster herausgearbeitet, als der Regen einsetzte. Dadurch konnten wir besser mit den wechselnden Verhältnissen zurechtkommen", freute sich Richie Stanaway. Lob gab es auch von Team-Principal Paul Howarth: "Natürlich wäre ein Doppelsieg brillant gewesen, aber die #95-Crew hat herausragende Arbeit geleistet und das Auto zurück in die Top-3 gebracht."

Ferrari in Mexiko: Dank goldrichtiger Strategie auf Platz zwei

Dass es ein Ferrari auf das Podium schafft, war zunächst nicht abzusehen. Bruni/Calado im 488 GTE #51 und Rigon/Bird auf dem Auto #71 lagen in der ersten Rennhälfte auf den Plätzen fünf und sechs. Doch dank einer gewagten Strategie profitierten beide Wagen vom Regen, nach dem Unfall des #95-Aston lagen beide Ferrari auf einmal auf den Positionen zwei und drei. "Die Strategie, nicht auf Regenreifen zu wechseln, war perfekt. Das Team war zuversichtlich, dass sich die Bedingungen schnell bessern würden. James hatte ein unglaubliches Rennen, er war sogar auf sehr nasser Strecke schnell", erklärte Gianmaria Bruni. Dadurch kam der #51-Ferrari auch dem Führenden #97-Aston gefährlich nahe. Am Schluss sollte es jedoch nicht ganz für den Sieg reichen.

Besonders das Top-Speed-Defizit machte es schwer für Ferrari, Foto: Ferrari
Besonders das Top-Speed-Defizit machte es schwer für Ferrari, Foto: Ferrari

James Calado war nach seiner Leistung im Rennen trotzdem aus dem Häuschen: "Das war wohl eines meiner besten WEC-Rennen. Es war unglaublich, ich war ständig am Limit, habe viel riskiert und dabei kaum etwas falsch gemacht." Weniger glücklich war das Schwesterauto #71. Rigon/Bird im zweiten Ferrari 488 GTE mussten sich am Ende mit Platz vier begnügen, sie wurden vom Aston Martin #95 nach dessen Reparaturstopp noch abgefangen. "Das einzig Positive heute sind die Punkte, die wir mitgenommen haben. Unsere Pace war nicht so gut wie die unserer Teamkollegen und das Astons sind auch um den Kurs geflogen", so ein zerknirschter Davide Rigon.

Ford in Mexiko: Weder Speed noch Glück

Bei der Mexiko-Premiere der WEC musste Ford eine bittere Niederlage hinnehmen. Die beiden Ford GT sahen schließlich die Zielflagge auf den Plätzen fünf (#67) und sieben #66. Ganz klar: sowohl Franchitti/Priaulx/Tincknell als auch Mücke/Pla fehlte das Glück und stellenweise auch die Pace, um mit der restlichen Konkurrenz mitzuhalten. In der ersten Rennhälfte lief es für die #67 nämlich gut, Harry Tincknell kämpfte gemeinsam mit dem #77-Porsche um die dritte Position. Doch die Ford-Truppe verpokerte sich bei einsetzendem Regen. "In dem Moment, als wir eine Entscheidung treffen mussten, mussten wir definitiv auf Regenreifen gehen. Wir wollten sicher gehen und für ungefähr eine halbe Stunde war das auch die beste Option", erklärte Andy Priaulx hinterher.

Ford erlebte ein düsteres Rennen in Mexiko, Foto: Ford
Ford erlebte ein düsteres Rennen in Mexiko, Foto: Ford

Doch insgesamt erging es ihnen damit noch besser als Mücke/Pla im Schwesterauto #66, die Pleiten, Pech und Pannen erlebten. Sie wurden früh durch einen Dreher nach Kollision mit einem Ferrari zurückgeworfen und verloren dabei gut 40 Sekunden. "Nach dem Dreher hatte ich viel Arbeit vor mir, um das Feld wieder einzuholen. Unsere Pace war gut, ich habe hart gepusht. Dann habe ich den Aston Martin #98 überholt, aber er blieb neben mir und wir sind zusammengestoßen. Dafür wurde ich dann bestraft", schüttelte Olivier Pla den Kopf. Doch damit nicht genug: am Ende, als Stefan Mücke das Steuer übernahm, gab es auch noch Probleme mit dem Gaspedal. "Wenigstens haben wir das Auto ins Ziel gebracht", atmete Team-Principal George Howard-Chappell auf.

Porsche in Mexiko: Jubel über Premieren-Sieg in GTE-Am

Porsche verlässt Mexiko mit einem Erfolgserlebnis - nicht nur in der LMP1-, sondern auch in der GTE-Am-Klasse. Denn Al-Qubaisi/Heinemeier Hansson/Long sorgten für den allerersten Klassensieg von Abu Dhabi Proton Racing. Der 911er #88 war besonders im Trockenen stark unterwegs, doch wurde es nasser, musste man doch etwas zittern. "Vor allem die Schlussphase war sehr stressig. Wir waren ja schon öfter sehr nahe dran an einem Sieg, und dann ist immer noch was passiert. Diesmal ging alles gut", jubelte Khaled Al-Qubaisi. Stark waren auch die beiden anderen Am-Porsche unterwegs. Ried/Henzler/Camathias im KCMG-Porsche #78 wurden Dritte, direkt gefolgt von Wainwright/Barker/Carroll im Gulf-Porsche #86.

Von weniger Erfolg war der Auftritt von Lietz/Christensen in der GTE-Pro-Kategorie gekrönt. Die amtierenden Weltmeister waren lange Zeit als Best oft he Rest hinter den beiden Aston Martin unterwegs. Doch der #77-Porsche verlor im Regen sehr viel an Boden, wodurch es am Ende nur zu Platz sechs reichte. Entscheidend in dieser Hinsicht war der schiefgegangene Reifenpoker: "Als dann der Regen kam, haben wir, was die Reifenwahl anging, leider die falsche Entscheidung getroffen. Dadurch haben wir Zeit und Positionen verloren. Von da an hatten wir keine Chance mehr, noch einmal zurück zu kommen und um eine Podiumsplatzierung zu kämpfen", beklagte Michael Christensen nach dem Rennen.