Zum ersten Mal seit dem Debüt bei den 24 Stunden von Le Mans 1999 blieb Audi in zwei Jahren hintereinander ohne Sieg beim Langstrecken-Klassiker. Besonders die Konkurrenz aus dem eigenen Konzern, Porsche, macht den Ingolstädtern zu schaffen. Schon öfters gab es Gerüchte, Volkswagen könnte aus Kostengründen auf den Einsatz einer Marke verzichten. Besonders infolge des Abgasskandals schien dieses Vorgehen wahrscheinlich. Einschnitte mussten sowohl Audi, als auch Porsche bereits 2016 hinnehmen. Statt wie in den Jahren zuvor mit je drei Autos, setzten beide Marken nur noch je zwei Fahrzeuge in Le Mans ein.

Motorsport-Programm wird jährlich angepasst

Audi musste sich zuletzt am Nürburgring knapp geschlagen geben, Foto: Audi
Audi musste sich zuletzt am Nürburgring knapp geschlagen geben, Foto: Audi

Im Rahmen der 6 Stunden vom Nürburgring äußerte sich Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich zu der Thematik. "Die Zwei-Marken-Diskussion gibt's seit einiger Zeit, aber es ist so: Wir passen unserer Motorsport-Programm jährlich aufs Neue an", erklärte Ullrich auf Nachfrage von Motorsport-Magazin.com. Konzern-Entscheidungen, wie die Reduzierung der Fahrzeuge in diesem Jahr, würden dabei gleich verteilt. "Wenn es einmal gesamtheitliche Vorgaben geben sollte, sprich Budget-Restriktionen, dann kann dies jede der beiden Marken treffen", stellte er klar. Eine langfristige Zusage, dass Audi in der WEC bleibt, könne er nicht geben. "Wenn wir unser Motorsport-Programm planen, dann immer nur für das nächste Jahr."

Dennoch verschließt Audi nicht die Augen vor der Zukunft, sondern denkt bereits an die Technologie von morgen. Ein großes Thema hierbei: Wasserstoff-Antrieb. Die Entwicklung läuft auf Hochtouren, Toyota hat mit dem Mirai bereits ein Straßenauto mit Brennstoffzelle auf den Markt gebracht. Die WEC als Plattform für neuartige Antriebskonzepte könnte mit einem Wasserstoff-Reglement eine Vorreiterrolle einnehmen. Audi hat das Thema zumindest auf dem Schirm. "Bei Audi arbeiten wir zwar an der Brennstoffzelle, aber momentan gibt's da kein Projekt im Motorsport. Das heißt aber nicht, dass uns das Thema nicht beschäftigen würde", so Ullrich.

Einem LMP1-Reglement, das auf der Wasserstoff-Technologie basiert, steht er jedoch skeptisch gegenüber. "Es muss diskutiert werden, wie realistisch das Ganze ist und wie es umgesetzt werden kann. Und selbst dann wäre es immer noch ein schwieriges Unterfangen, Wasserstoffautos in Le Mans und in der WEC laufen zu lassen", glaubt Ullrich nicht an eine große sportliche Bühne für die Technologie. "Sagen wir mal so: Es ist nach wie vor einfacher, eine Tankstelle für Diesel zu bauen, als eine Wasserstoff, schließlich ist das eine ein wenig explosiver als das andere", lachte er.

2013 ging Aston Martin am Nürburgring mit einem Wasserstoff-Boliden an den Start, Foto: Patrick Funk
2013 ging Aston Martin am Nürburgring mit einem Wasserstoff-Boliden an den Start, Foto: Patrick Funk

Knackpunkt Serienreife

Etwas progressiver als Ullrich geht ein anderer hochrangiger Audi-Mitarbeiter das Thema Brennstoffzelle an. Stefan Knirsch, Head of technical development, sieht seine Marke auf einem guten Weg. "Wenn wir unsere Leistungsfähigkeit zeigen wollen, können wir es auf diesem Weg tun", so Knirsch. Doch auch für ihn ist es keine bloße Spielerei für den Motorsport. "Zuerst müssen wir sicher sein, dass es eine Zukunft in der Serienproduktion hat. Wir wollen keine Dinge zeigen, die keine Realität in der Serie haben. Und momentan ist die fehlende Infrastruktur die große Unsicherheit", gibt er zu.

Ob die Brennstoffzelle wirklich mittel- oder langfristig in der WEC zum Einsatz kommt, wird sich zeigen. 2017 jedenfalls wird es klar noch nicht der Fall sein. Ausgeschlossen ist zudem, dass Audi wieder auf drei Autos wechseln wird, selbst wenn sich VW finanziell wieder stabilisiert hat. "Ein drittes Auto für 2017 ist nicht geplant. Wir haben unsere gesamten Strukturen auf den Einsatz zweier Autos umgestellt. Es wäre also nicht sonderlich effizient, jetzt nochmals umzustrukturieren", erläutert Dr. Ullrich.