Mit dieser Reihenfolge konnte man vor dem WEC-Qualifying in Silverstone nicht unbedingt rechnen: Audi vor Porsche und Toyota. Doch durch die nasse Piste wurden die Karten völlig neu gemischt. Porsche wurde von Audi kalt erwischt und Toyota ließ die Technik des brandneuen LMP1-Boliden. Motorsport-Magazin.com fasst das Qualifying aus Sicht der Teams zusammen.

Audi nach dem Silverstone-Qualifying: Verkehr verhinderte noch schnellere Zeiten

Mit Freude nimmt man bei Audi zu Kenntnis, dass man im nassen Qualifying auf einmal Porsche hinter sich lassen konnte. Und zwar mit beiden Autos. Denn während Marcel Fässler und André Lotterer den R18 mit der #7 auf Pole stellten, griffen auch Loic Duval und Lucas Di Grassi mit dem R18 #8 an. Doch der dichte Verkehr sowie eigene Fehler verhinderten, dass sich der zweite Audi an die Spitzenposition setzen konnte. Sekunden vor Schluss der Session musste Di Grassi die Pole-Hoffnungen für das zweite Audi-Trio mit seinem Ausritt begraben.

"Wir hatten keine Ahnung, was uns erwartet", gab Lotterer im Hinblick auf die Schneefälle am Vormittag zu, "aber wir haben die richtigen Entscheidungen getroffen und waren schnell genug." Der Deutsche legte die Bestzeit vor, Fässler vollendete die Session dann mit seiner Runde. Am Start stehen beide Audis in der ersten Startreihe, was bei Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich für Begeisterung sorgt: "Unsere Mannschaft hat die Autos perfekt vorbereitet und unsere Fahrer haben das Beste aus diesen anspruchsvollen Bedingungen gemacht", lobte Ullrich seine Untertanen.

Audi fuhr auf Pole-Position, Foto: Audi
Audi fuhr auf Pole-Position, Foto: Audi

Porsche nach dem Silverstone-Qualifying: Hinter Audi, so what?

Mit diesem Coup beendete Audi gleichzeitig die Pole-Serie von Porsche. In der kompletten Saison 2015 sowie in den letzten drei Läufen 2014 stand immer ein 919 Hybrid im Qualifying ganz oben. Dieses Mal reichte es nur zu den Plätzen drei und vier für denTitelverteidiger. Das Motto nun für Teamchef Andreas Seidl: Mund abputzen, weiter machen. "Audi hat unter diesen Bedingungen eine bessere Vorstellung abgeliefert. Unser Fokus liegt nun auf der Rennvorbereitung", so Seidl nach dem verpatzten Qualifying.

Das Wetter soll im Rennen besser sein, und im Trockenen war Porsche bisher die Marke, die es zu schlagen galt. "Ich bin absolut zuversichtlich. Trotz der schwierigen Wetterbedingungen mit der zeitweise nassen Strecke am Freitag und sogar Schneefall am Samstag konnten wir uns gut auf das Rennen vorbereiten", schickt Timo Bernhard eine Kampfansage an die konzerninterne Konkurrenz. Seine Teamkollegen Brendon Hartley und Mark Webber stellten den Weltmeister-Porsche auf Platz drei vor dem Schwesterauto mit der #2.

Der neue Toyota lief nicht problemfrei, Foto: Toyota
Der neue Toyota lief nicht problemfrei, Foto: Toyota

Toyota nach dem Silverstone-Qualifying: Die vermaledeite Technik

In der dritten Startreihe steht Toyota mit beiden neuen Hybrid-Boliden. Dass die Kölner das Potenzial für mehr gehabt hätten, zeigten sie beim Prolog und in den freien Trainings. Doch Technik-Trouble hinderte Toyota an einer ernsthaften Zeitenjagd. Durch Fehleinstellungen der Steuereinheiten des Antriebsstrangs wurde Toyota weit zurückgeworfen. Satte fünf Sekunden fehlten der #6, vertreten durch Stéphane Sarrazin und Mike Conway auf die Pole-Position, die #5 mit Anthony Davidson und Kazuki Nakajima lag gar noch weitere zwei Sekunden weiter hinten.

Sarrazin kanzelt die Probleme als Lernprozess mit dem neuen Auto ab: "Uns unterliefen ein paar Fehler mit den Steuereinheiten und wir konnten so nicht die eigentliche Leistung des Antriebsstrangs abrufen. Wir sind mit unserem Auto noch immer in einem Lernprozess und da kann so etwas schon einmal vorkommen", so der Franzose. Doch immerhin, der TS050 Hybrid offenbarte bisher eine vielversprechende Pace, zudem ließe sich das Auto laut Kazuki Nakajima durchaus gut fahren. Bei einem Trockenrennen dürften daher alle drei LMP1-Hersteller auf Augenhöhe agieren.