Der Übergang aus der Formel 1 in den Sportwagensport ist in der Welt der professionellen Rennfahrer keine Seltenheit, für die einzelnen Fahrer ist es ein Schritt in eine ganz andere Welt. Eine entspanntere, wie auch Mark Webber feststellen durfte. Der Kulturschock, den auch Nico Hülkenberg bei seinem Parallelprogramm in Le Mans erlebt hatte, durfte der Australier selbst im Jahr 2014 durchmachen: Statt als "egoistischer Bastard", wie Niki Lauda Formel-1-Fahrer bezeichnet, um den eigenen Ruhm zu fahren, steht das gemeinsame Ziel mit den Teamkollegen im Vordergrund. Auch Webber brauchte seine Zeit, um das zu verstehen, wie er jetzt zugab.

"Es gibt sehr wenig Wettbewerb im selben Fahrzeug" sagte der 38-Jährige gegenüber Motorsport.com. "Das ist unglaublich, wir sind wie Ruderer in einem Boot - wir wollen, dass sich alle gut schlagen." Im Idealfall solle das Auto nicht merken, wer von den drei Fahrern am Steuer sitzt, erklärte er weiter. "Deshalb versuchen wir alle, die gleich Leistung zu bringen, dasselbe Gefühl für das Fahrzeug zu entwickeln und dieselben Vorstellungen vom Setup zu haben." Er teilt sich den Porsche 919 Hybrid seit Anfang 2014 mit Timo Bernhard und Brendon Hartley.

Während es in der Formel 1 eher mit einem lachenden und einem weinenden Auge gesehen wird, wenn der Teamkollege stark ist, überwiegt in der WEC das positive Gefühl: "Wenn Brendon außerordentlich schnell ist, dann ist niemand glücklicher darüber als ich, weil es uns allen hilft. Dasselbe gilt auch umgekehrt." Porsche ist in einen monumentalen Kampf mit Audi verstrickt: Die ersten beiden Läufe gingen nach Ingolstadt, doch Porsche schnappte sich das Juwel Le Mans - allerdings mit der temporären Besatzung, die nicht weiter zum Einsatz kommt. Im WM-Kampf hat Audi daher momentan die Oberhand.

Nach Platz 2 in Le Mans haben Bernhard/Webber/Hartley 27 Punkte Rückstand auf die Tabellenführer, Foto: Porsche
Nach Platz 2 in Le Mans haben Bernhard/Webber/Hartley 27 Punkte Rückstand auf die Tabellenführer, Foto: Porsche

Der Übergang aus der Formel 1 in den LMP1-Teamsport war für ‚Aussie Grit‘ ein großer Schritt: "Die ersten sechs bis acht Monate lernt man erst einmal, sich im Fahrzeug und Team zu integrieren." Einen großen Dank richtete er dabei an Timo Bernhard. "Er hat mir bei der Verwandlung sensationelle Hilfe gegeben. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, mir mit jemandem wie ihm mein Auto zu teilen."

Seine Erfahrung mit der offenen Atmosphäre konnte der neunfache GP-Sieger schließlich Nico Hülkenberg zukommen lassen. "Es war eine ziemliche Überraschung für ihn, wie offen wir mit allem waren und wie sehr wir ihm geholfen haben", grinste Webber, der bereits berichtet hatte, wie sehr seine Hilfsbereitschaft Hülkenberg überrascht hat. Hilfe gibt es also auch übers eigene Cockpit hinaus. "Wir haben auch in dieser frühen Phase, in der wir Porsche zurück in den Motorsport bringen, einen sehr offenen Dialog zwischen den beiden Autos. Es war bislang unglaublich und es ist eine große Befriedigung, eine kleine Rolle in einem großen Ganzen zu spielen, das zusammenfindet."