Die Fangemeinde hat die radikale Beschneidung der LMP2 auf vier Chassis-Hersteller und einen Einheitsmotor noch nicht lieb gewonnen; auch im Fahrerlager kamen kritische Stimmen, insbesondere von SMP Racing, gegen deren BR01-Projekt das neue Reglement explizit gerichtet ist. Der andere Betroffene ist Dan Walmsley mit seinem Team Strakka Racing, das eigentlich ein längerfristiges LMP2-Projekt mit dem Dome S103 stemmen wollte. Letztlich wird dieses Fahrzeug jedoch nur zu drei Rennen kommen, da es ab sofort nur noch als Testträger fungiert.

Obwohl so eine Menge Geld verbrannt wurde, sieht Walmsley hervorragende Perspektiven für sich und die private LMP1-Kategorie ohne Hybridsystem, in die sein Team nun gezwungen wurde. "Ich denke, dass im Zuge der 2017er-Regularien mehr Premium-LMP2-Teams diesen Weg gehen werden", sagte er gegenüber Sportscar365. "Es ist eine gute Klasse für uns." Strakka Racing war bereits bis 2013 in der LMP1 vertreten, hat dann aber nach Le Mans den Stecker gezogen, um gemeinsam mit Dome den S103 zu entwickeln. 2017 erfolgt nun der Schritt zurück, bis dahin wird Strakka mit einem Gibson 015S in der LMP2 vertreten sein.

Überzeugungsarbeit durch den ACO gelungen

Der Dome S103 wird nun zum LMP1-Testträger, Foto: Strakka Racing
Der Dome S103 wird nun zum LMP1-Testträger, Foto: Strakka Racing

Walmsley ist von den ACO-Plänen so überzeugt, dass er sogar Werbung für die private LMP1 macht: "Ich hoffe, dass unser Schritt andere Teams ebenfalls anspornen wird, mit uns zu kommen. Dann können wir ein schönes Feld haben, um Rennen zu fahren." Bislang sind nur Rebellion Racing und ByKolles in der LMP1 vertreten, während Oak Racing seit Jahren als heißer Kandidat für einen solchen Schritt gilt. Walmsley hofft auf sechs private LMP1 im Jahr 2017.

Was auch immer der ACO dem Strakka-Teamchef versprochen hat - es muss gewirkt haben, schließlich hatten die bisherigen Pläne bei Fans eher wenig Anklang gefunden. "Wir sehen, dass es nachhaltig werden wird. Der ACO geht sehr respektvoll mit privaten Teams um, die diese Kategorie in schwierigen Zeiten am Laufen gehalten haben. Wir müssen abwarten und schauen. Wir glauben, dass die LMP1-L die Zukunft ist und dass sie wachsen wird. Wir sind wirklich gespannt darauf."

Der Engländer hofft, mit einem in Eigenregie aufgebauten Fahrzeug ein LMP1-Business aufzubauen, das auf innovative Technologien wie den 3D-Druck setzt. Er hofft dabei auf gegenseitige Unterstützung durch die Teams durch eine freiwillige Nutzung von Einheitsteilen. "Das ist vermutlich die Gelegenheit, zwischen den Teams eine gewisse Vernetzung aufzubauen. Beispielsweise könnte man sich das Monocoque oder das Getriebe teilen. Das würde die Kosten senken und es für andere Teams verfügbar machen."

Foto: DPPI
Foto: DPPI

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Ob der gute Dan Walmsley etwas weiß, was die Fans noch nicht wissen? Mehr LMP1 tun dem Sport sicher gut, aber nur wenn sie konkurrenzfähig sein dürfen. Hier ist noch immer der ACO gefragt, damit die hybridlose LMP1 keine fünfte Kategorie wird. Womöglich wurden hier aber schon Maßnahmen ergriffen. Den bisherigen privaten LMP1-Teams ist der ACO nämlich noch die Einlösung eines Versprechens für diese Saison schuldig. Ob aber nun auch die LMP1 noch mit Einheitsteilen versehen werden muss, ist durchaus diskussionswürdig. (Heiko Stritzke)