Schon zweimal hat das Reifenmanagement in dieser Saison über Sieg und Niederlage entschieden. Sowohl in Silverstone als auch in Spa-Francorchamps setzten sich Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer gegen die Porsche 919 Hybrid durch, weil sie mit ihren Reifen im zweiten Stint wesentlich besser zurechtkamen. In beiden Fällen mussten die Teams mit sechs Reifensätzen über die Distanz kommen, was bei sieben Stopps bedeutete, dass zwei Sätze einen Doppelstint absolvieren mussten und mindestens einer zwei komplette Stints.

Die Regel mit sechs Reifensätzen für Qualifying und Rennen gilt für alle Sechs-Stunden-Rennen mit Ausnahme der Läufe in Shanghai und Bahrain, weil dort der Reifenverschleiß wesentlich höher ausfällt. Nun ist auch für den Nürburgring die Zahl der Reifen bekanntgegeben worden: Auch in der Eifel soll es acht Sätze geben. Schnell wurden erste kritische Stimmen laut, dass diese Maßnahme pro Porsche gezielt Spannung erzeugen soll, denn Fässler/Lotterer/Treluyer genießen ein komfortables Punktepolster in der Weltmeisterschaft.

Die GT-Klassen sind von der Maßnahme nicht betroffen, Foto: Speedpictures
Die GT-Klassen sind von der Maßnahme nicht betroffen, Foto: Speedpictures

Der Grund ist aber wesentlich simplerer Natur: Weil bislang noch kein WEC-Lauf auf dem Nürburgring stattgefunden hat, liegen keine Daten zur Reifenabnutzung vor. Auf Erfahrungswerte aus anderen Serien wollte das Endurance Komitee der FIA auch nicht zurückgreifen, so dass es zunächst offen ließ, wie viele Reifen zur Verfügung stehen. In einem Bulletin wurde aber mittlerweile der Sicherheitsweg bestätigt, um nicht in Reifenprobleme zu rennen. Die LMP2-Kategorie (4 Sätze) sowie die GTE-Klassen (6 Sätze) sind nicht betroffen, hier gelten bei allen sechsstündigen Rennen dieselben Werte.

Konkret bedeutet die Anpassung, dass Porsche theoretisch gar nicht doppelstinten muss. Ein großer Vorteil des Audi R18 e-tron quattro wird so also teilweise außer Kraft gesetzt. Dennoch bleibt der Vorteil für Audi, dass bei einem freiwilligen Doppelstint die Reifen nicht gewechselt werden müssen und somit sich die Boxenstandzeit verkürzt. Die 24-Reifen-Regel (plus zwei Einzelreifen für den Fall eines Reifenschadens) wird diese Saison nur noch für den COTA und den Fuji Speedway gelten - trockene Rennen vorausgesetzt.