Die neuen LMP2-Regeln und die Verkündung der vier Chassis-Hersteller zeigen einen ersten Effekt: Strakka Racing hat heute verkündet, ab 2017 in die LMP1 zurückzukehren. Der bisherige LMP2-Bolide, der Dome S103, wird keine Renneinsätze mehr absolvieren, sondern zum Testträger für das LMP1-Programm umgebaut. Für dieses Fahrzeug gibt es ab spätestens 2018 keine Perspektive mehr, da Dome nicht unter den vier ausgewählten Chassis-Herstellern für die LMP2 ist. Die Renneinsätze werden ab sofort mit einem Gibson 015S (Ex-Zytek Z11SN) absolviert, den die Mannschaft von Dan Walmsley von Greaves Motorsport erwirbt.

Das neue LMP1-Fahrzeug, das in der Kategorie für private LMP1-Teams voraussichtlich ohne Hybridantrieb starten wird, wird das erste eigens von Strakka Racing konzipierte Fahrzeug sein. Dafür werden die Hallen des Teams in Silverstone erweitert. Bei der Konstruktion sollen von Strakka Racing entwickelte Verfahren zum Einsatz kommen, insbesondere der Einsatz eines 3D-Druckers. Ein Motorenpartner für das Projekt wird derzeit noch gesucht.

Walmsley kommentierte die Entscheidung so: "Die Regeländerungen für 2017, die die dortige Zahl der Chassishersteller beschränkten, bedeuten, dass wir unsere derzeitige Business-Strategie überdenken und uns auf Projekte fixieren mussten, die es uns ermöglichen, auf unseren LMP2-Erfahrungen aufzubauen." Die Evaluation habe die LMP1-Kategorie für Privatiers als beste Arena erwiesen, um ein eigenes Auto zu kreieren. "Dieses werden wir nutzen, um unser wachsendes Know-how in Design- und Fertigungsprozessen zu zeigen, mit deren Hilfe wir ein kosteneffizientes Fahrzeug in kürzest möglicher Zeit fertigen werden."

Kein Neuland: Strakka Racing kann auf jahrelange LMP1-Erfahrung zurückblicken, Foto: Speedpictures
Kein Neuland: Strakka Racing kann auf jahrelange LMP1-Erfahrung zurückblicken, Foto: Speedpictures

Dome S103 kommt nur zu drei Renneinsätzen

Strakka Racing entwickelt sich damit nach dem Vorbild von Oak Racing/Onroak Automotive, Oreca und SMP Racing/BR Engineering vom Einsatzteam zum Motorsportkonzern weiter. Die LMP1 ist kein ungewohntes Terrain für die Mannschaft, die von Nick Leventis gegründet wurde und seit Jahren auf die fahrerischen Dienste von diesem, Danny Watts und Jonny Kane vertraut. Schon 2009 wurde ein Zytek-LMP1 in der ELMS eingesetzt, kurze Zeit später erfolgte der Wechsel auf einen HPD, mit dem Rennen zur ALMS und WEC bestritten wurden. 2013 war das Trio bestplatziertes Privatteam bei den 24 Stunden von Le Mans, danach erfolgte der Rückzug aus der P1.

Die aktuellen Renneinsätze in der LMP2 werden nicht für das neue Projekt gestoppt werden: "Wir haben 2013 unsere Lektion gelernt, wie man ein Auto entwickelt und gleichzeitig nicht mit dem Rennen Fahren aufhört", so Walmsley. "Wir konnten einen Gibson für den Rest der Saison ergattern. Es ist ein konkurrenzfähiges Fahrzeug, das es uns erlauben wird, Rennen zu fahren und gleichzeitig das S103-Chassis für Testfahrten und Entwicklungsarbeit parallel zu den Renneinsätzen zu nutzen."

Größter Erfolg des Dome S103: Platz drei in Silverstone, Foto: Adrenal Media
Größter Erfolg des Dome S103: Platz drei in Silverstone, Foto: Adrenal Media

Der Dome S103 wird in seinem Leben somit voraussichtlich nur drei Rennen bestritten haben: Die eigentlich geplante Saison 2014 fiel aufgrund von Homologationsproblemen komplett ins Wasser. Trotz ausgiebiger Testfahrten war Strakka Racing in der LMP2 bislang nicht in der Lage, aus eigener Kraft in der LMP2 um den Sieg zu kämpfen. Zum Saisonauftakt in Silverstone gab es immerhin einen dritten Platz. Als erste Maßnahme des Kurswechsels gab Strakka Racing bereits im Mai einen Wechsel des Reifenpartners von Michelin zu Dunlop bekannt. Für den Fahrzeugwechsel hat Strakka Racing eine Genehmigung der FIA eingeholt.

Die Wahl, das Fahrzeug selbst zu konstruieren, könnte in Kombination mit dem sofortigen Wechsel auf einen Gibson auch das Ende der Partnerschaft mit dem japanischen Chassiskonstrukteur Dome bedeuten. Strakka Racing äußerte sich dazu bislang nicht.

Redaktionskommentar

Motorsport-Magazin.com meint: Wie es aussieht, scheint der ACO sein inoffizielles Ziel der 2017er-LMP2-Regularien tatsächlich zu erreichen: Die private LMP1-Kategorie wächst dank einer Zwangsmaßnahme an. Trotz allem kann ein solcher Schritt der WEC nur gut tun, die LMP1 benötigt dringend einen Unterbau. Doch noch immer liegt es am ACO, dass solche Projekte von den Werksteams nicht hoffnungslos in Grund und Boden gefahren werden, sondern eine reelle Chance haben, sollte bei den Werks-Hybriden etwas schief gehen. (Heiko Stritzke)