Die World Endurance Championship strebt eine größere Präsenz auf dem nordamerikanischen Kontinent mit einem Rennen in Kanada oder Mexiko an. Doch Gerard Neveu, der Chef der Langstrecken-Weltmeisterschaft, sieht keinen Mehrwert darin, den Kalender zu früh zu vergrößern. Erst soll das Lone Star Le Mans in Austin ein Erfolg werden, bevor die Expansion in eines der Nachbarländer erfolgt. Die Hersteller zeigen Interesse, doch es bleibt das Kostenproblem vor allem für die kleineren Teams.

"Ich sage, dass wir alle Energie und unsere Erfahrung dafür einsetzen sollten, das Event auf dem COTA [Circuit of the Americas] erfolgreich zu machen", sagte Neveu gegenüber Daily Sportscar. "Lone Star Le Mans muss erfolgreich werden, bevor wir irgendetwas Neues probieren." Neveu lotet dennoch momentan die Optionen aus und trifft sich diese Woche mit Vertretern des Autodromo Hermanos Rodriguez in Mexiko City, wo diesen Herbst das erste Formel-1-Rennen seit 23 Jahren stattfinden wird. Es sei eine Option, ein Rennen dort auszutragen, bestätigte Neveu. Nicht jedoch, bis das Austin-Event erfolgreich ist.

Kalender-Kapazitäten begrenzt

Die Hersteller zeigen sich durchaus angetan von der Idee, sich in Nordamerika zweimal zu präsentieren. Derzeit findet nur ein Rennen dort statt - verglichen mit drei Events in Europa (plus Le Mans) und ebenso vielen in Asien. Doch Neveu beschreibt das Problem dabei: "Es liegt auf der Hand, dass der nordamerikanische Markt sehr wichtig für die Hersteller ist, aber auf der anderen Seite ist der Kalender aus gutem Grund auf acht Rennen begrenzt." Nur wenn sich ein zusätzliches Event wirklich einen Mehrwert bringt, werde man es auch in Angriff nehmen.

Kanada oder Mexiko: Es wäre maximal Platz für ein weiteres Rennen, Foto: Sutton
Kanada oder Mexiko: Es wäre maximal Platz für ein weiteres Rennen, Foto: Sutton

Hintergrund sind die enormen Renndistanzen, die den Teams viel Geld abfordern. Ein sechsstündiges Rennen entspricht dreieinhalb Formel-1-Distanzen, alleine der jetzige Kalender entspricht von der Distanz her über 30 F1-Rennen. Andrew Craig, der Nordamerika-Abgesandte der WEC, bestätigte gegenüber Sportscar365: "Wir werden niemals einen WEC-Kalender mit 20 Rennen sehen. Ich denke, dass es eine kontinuierliche Vergrößerung geben wird, aber wir müssen auch vorsichtig sein."

Interesse von mindestens drei Streckenbetreibern

Eher geringe Aussichten für den Indinapolis Motor Speedway, Foto: Grand-Am
Eher geringe Aussichten für den Indinapolis Motor Speedway, Foto: Grand-Am

Das Interesse an weiteren Rennen besteht aber nicht nur auf Herstellerseite, auch die Rennstrecken zeigen sich interessiert an der Durchführung eines Langstreckenlaufs. Mexiko City, Montreal und auch Indianapolis hatten in den letzten Monaten Interesse gezeigt. "Kanada bleibt sicherlich eine Option", so Craig. "Aber die Hersteller haben bereits klar gemacht, dass sie endliche Ressourcen haben." Es wäre maximal Platz für ein weiteres Event, um das dann Kanada und Mexiko buhlen müssten. Für Indianapolis scheint es vorerst keine Perspektiven zu geben.

Zunächst gilt es aber, bei der dritten Auflage des Lone Star Le Mans weitere Fans anzuziehen. Dazu sollen die Teams mit ihren Fahrzeugen zu einer Show in die texanische Hauptstadt kommen. "Wir wollen ein waschechtes City-Festival kreieren und nicht einfach eine kleine Gemeinde sein, die außerhalb der Stadt ihr Renen veranstaltet", so Andrew Craig. Insgesamt könne er sich aber glücklich schätzen: "Wir sind in der glücklichen Situation, eigentlich zu viele Autos am Start zu haben. Wir sind da am Maximum." Deshalb sei auch nicht mit lokalen Startern wie im Vorjahr zu rechnen.