Nach einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen bei den bisherigen Gehversuchen mit dem radikalen Nissan GT-R LM Nismo hat Nissan nun erstmals ein Programm absolvieren können, das die Bezeichnung "Langstreckentest" verdient. An vier Tagen im NCM Motorsports Park spulten Harry Tincknell, Michael Krumm, Max Chilton, Marc Gene, Jann Mardenborough und Alex Buncombe knapp 2.000 Kilometer mit dem Boliden ab und trafen dabei auf alle erdenklichen Witterungsbedingungen. Teamchef Ben Bowlby zufolge stand die Optimierung der Aufhängung und der Traktionskontrolle im Fokus.

Da Ende Mai der offizielle Test in Le Mans den ersten Einsatz des skurrilen LMP1 mit Frontantrieb markiert, muss die Homologation Ende April erfolgen. Somit war die Testfahrt von entscheidender Bedeutung. Heftige Regenfälle wechselten sich mit strahlendem Sonnenschein ab - Nissan Motorsports konnte die gesamte Bandbreite möglicher Bedingungen abdecken. Insbesondere die Reifennutzung des mittlerweile nur noch auf Frontantrieb bauenden LMP1 stand im Vordergrund. "Wir sind zufrieden, nahezu 2.000 Kilometer abgespult zu haben, vor allem, wenn man bedenkt, dass die Hälfte unserer Testzeit durch das Wetter beeinträchtigt wurde", sagte Nismo-Marketingchef Darren Cox.

Vor den Augen von Nismo-COO Motohiro Matsumura absolvierte Nissan Vergleichstests des LMP1-Fahrzeugs mit einem LMP2. "Die Strecke war großartig, um zu evaluieren, wie sich der GT-R in der Mulsanne Kurve und der Playstation Schikane verhalten wird", erklärte Cox. "Diese Strecke hat auch eine eigene Version der Porsche Kurven, deshalb war es der ideale Ort für uns zum Testen." Zum ersten Mal seit längerer Zeit stieg Michael Krumm in den GT-R, um sich ein Bild von den Fortschritten zu machen. "Es war interessant, sein Feedback zu erhalten, nachdem er das Fahrzeug so lange nicht gefahren ist", so Cox.

Eine gute Simulation für Le Mans? Immer wieder fiel heftiger Regen, Foto: Nissan
Eine gute Simulation für Le Mans? Immer wieder fiel heftiger Regen, Foto: Nissan

Geringer Reifenverschleiß macht Mut

Den Löwenanteil der Arbeit erledigte Harry Tincknell, der bemerkte: "Wir sind mit dem Auto ohne Probleme gefahren und lernen nach wie vor eine große Menge an jedem neuen Tag. Wir haben viel über die Regenreifen von Michelin erfahren, speziell über den extra für uns angefertigten Hinterreifen. Das war sehr nützlich." Aufgrund eines Problems mit der Drainage und einem daraus resultierenden Bach auf der Strecke waren die Fahrer gezwungen, die Regenreifen bei abtrocknender Strecke länger zu nutzen als normal. Die positive Nachricht: Die Reifen hielten gut. Die Probleme mit überhitzenden Vorderreifen scheinen also der Vergangenheit anzugehören.

"Wir haben noch immer einen langen Weg vor uns", bleibt Cox Realist, "aber das Auto macht jetzt wirklich den Eindruck, Renntempo zu fahren. Jedes Mal, wenn wir rausgehen, finden wir etwas Neues. Es ist eine Freude zu sehen, wie das Auto immer wieder Sprünge nach vorn macht, aber keiner weiß, wo wir stehen, bis wir in Le Mans sind." Bevor der GT-R nach Europa transportiert wird, stehen noch einmal zwei Tage Testfahrten in den USA auf dem Programm.