Ein altes Sprichwort besagt: "When the flag drops, the Bullshit stops" - auf den modernen Motorsport und ins Deutsche übersetzt bedeutet das so viel wie "Wenn die Ampel auf Grün springt, hört das Gefasel auf." Loic Duval gehört zu denen, die erst Klartext reden, wenn endlich Klarheit über das Kräfteverhältnis herrscht und hält sich mit Prognosen zurück. Während jeder Hersteller vor dem Saisonauftakt puren Optimismus versprüht und dass nach dem Prolog alles ja sehr gut aussehe, bleibt Duval Realist: Fortschritt ja, aber wo man wirklich steht, wird sich erst zeigen.

Lange warten muss er nicht mehr, denn am Freitag geht es mit den ersten Trainingssitzungen los. Gegenüber Sportscar365 sagte der Audi-Werksfahrer: "Wir wissen, dass wir gute Arbeit geleistet haben, aber man weiß nie, wo man am Ende steht. Wir wissen nicht, was die anderen gemacht haben, aber wir sind glücklich über unseren Fortschritt im Winter." Insbesondere der Aufstieg in die 4MJ-Kategorie mache sich bemerkbar: "Es ist definitiv ein Unterschied hinsichtlich der Power, aber auch bei der Rekuperation. Dort mussten wir uns ebenfalls steigern."

Audi geht nun mit zwei ERS-Systemen an den Start, hat jedoch in der 4MJ-Kategorie eine Stufe Rückstand auf Toyota und zwei auf Porsche - aus Gewichtsgründen wegen des Dieselmotors, wie es aus Ingolstadt heißt. "Wir wollen hier aber nicht aufhören", so Duval. "Natürlich wollen wir noch höher gehen. Aber es ist ein guter und willkommener Schritt." Audi fehlte es 2014 insbesondere an Leistung auf der Geraden, da der R18 e-tron quattro nur für zwei Megajoule homologiert gewesen ist.

Motivitation hoch wie eh und je

Ein weiterer wichtiger Punkt sei die Motivation im Team, die nach der enttäuschenden zweiten Saisonhälfte 2014 hoch ist wie nie. "Jedes Mal, wenn man eine neue Saison startet, ist man hochmotiviert. Es sieht so aus, als wäre unser Paket äußerst konkurrenzfähig." Motivation sei aber ohnehin nie das Problem der Joest-Mannschaft gewesen: "Selbst letztes Jahr, als es schwer war und wir in den letzten Rennen Probleme hatten, war jeder bis in die Haarspitzen motiviert." Genau das habe dazu beigetragen, einen solchen Schritt über den Winter zu unternehmen.

"Wir hatten unsere Zahlen [aus dem Windkanal] und es sieht so aus, als würden die Ergebnisse auf der Strecke diese bestätigen", führte der 32-Jährige aus. Trotzdem will er sich auf keine Vorhersagen festlegen, da die Konkurrenz ebenfalls enorme Fortschritte gemacht hat. "Die Motivation ist hoch und die Steigerung ist gut. Hoffentlich reicht das aus, um wieder an der Spitze zu sein." Wenn die Ampeln auf Grün springen, wird er die Antwort erhalten.