Mit nur mehr zwei Tagen ist der Prolog gegenüber dem Vorjahr zusammengestrichen worden, doch das sollte die 30 gemeldeten Teams nicht davon abhalten, ordentlich Kilometer abzuspulen. Insgesamt fünf Sessions verteilt auf zwei Tage inklusive einer Nachtsitzung am Freitagabend werden für reichlich Gelegenheit sorgen, mit den teils neuen Fahrzeugen ein saftiges Pensum abzuspulen. Lediglich die LMP1 präsentiert sich gerupft und wird mit sieben Fahrzeugen dasselbe Bild abgeben wie auch in Silverstone und Spa. Nissan und Rebellion lassen diese beiden Rennen wie auch den Prolog aus. Zwei Aston Martin fehlen ebenfalls, dafür testet JMW einen Ferrari 458 Italia.

Erstes direktes Aufeinandertreffen der Hersteller

Porsche hat über den Winter mit dem runderneuerten 919 Hybrid ein klares Wort gesprochen: Die Schonfrist ist abgelaufen, dieses Jahr wird nicht mehr defensiv agiert. Das Porsche Team will das Zepter in die Hand nehmen und hat ein riesiges Testprogramm absolviert. Im Jahr zuvor verblüfften die damaligen Neueinsteiger mit sagenhaften Topspeedwerten. Diese werden diese Saison vermutlich nicht erreicht werden, denn Porsche hat angekündigt, die ersten Rennen mit einem High Downforce Package zu fahren. Fast 20.000 Kilometer hat der neue LMP1 bereits auf dem Buckel. Bei solchen Zahlen sollte der vorläufige Nissan-Rückzug auf Verständnis stoßen. Acht Megajoule sind noch nicht offiziell bestätigt, gelten aber als höchstwahrscheinlich.

Ausgereifter 919 Hybrid: Porsche testete bereits bis zum Abwinken, Foto: Porsche
Ausgereifter 919 Hybrid: Porsche testete bereits bis zum Abwinken, Foto: Porsche

Nicht minder aktiv war das Audi Sport Team Joest. Nachdem der Formel-1-Einstieg fürs Erste wieder vom Tisch ist, wurde der Fokus auf eine deutliche Verbesserung der Performance auf Hochabtriebsstrecken gelegt. Audi hatte 2014 deutliche Nachteile auf den Kursen nach Le Mans und in Spa-Francorchamps. Vier Megajoule sollen für einen besseren Power-Output sorgen. Am stärksten fällt die völlig überarbeitete Aerodynamik ins Auge. Audi kommuniziert auch optisch, dass man wieder an alte Erfolge anknüpfen möchte. Die Frage bleibt, ob die Diesel-Einstufung das ermöglicht.

Ein großes Geheimnis aus ihren Aktivitäten haben bislang die amtierenden Weltmeister von Toyota gemacht. Vom neuen TS040 Hybrid ist bislang gar nichts nach außen kommuniziert worden. Lediglich einige Spyshot-Fotos in einschlägigen Facebook-Gruppen existieren bisher, offiziell hat es keine Informationen gegeben. Auch Toyota hat mit acht Megajoule experimentiert, hinter vorgehaltener Hand heißt es aber, dass man sich gegen einen Aufstieg entschieden habe, da dies nur in Le Mans, nicht aber auf den anderen Strecken vorteilhaft wäre. Das neue Fahrzeug soll am morgigen Donnerstag vorgestellt werden.

Kanalbau: Audi provoziert mit einer eigenwilligen Aerodynamik, Foto: Audi
Kanalbau: Audi provoziert mit einer eigenwilligen Aerodynamik, Foto: Audi

ByKolles hält alleine die Fahnen der Privaten hoch

Natürlich hat niemand Zeiten kommuniziert. Experten erwarten jedoch, dass die Rundenzeiten um zwei Sekunden auf normalen Strecken fallen werden. Damit wird die Luft zum Atmen für die Privatteams natürlich noch dünner, zumal die Einstufungen für die Saison 2015 wieder 850 Kilogramm Gewicht für die hybridlosen LMP1 vorsehen. Zunächst wird nur das ByKolles-Team vertreten sein, da Oreca noch fleißig an den Rebellion R-One tüftelt, um sie auf den AER-Motor umzurüsten. Der Nachfolger des Lotus-Teams war ebenfalls nicht untätig. Ob der CLM P1/01 zur Gefahr für Rebellion werden kann, wird nur die Zeit zeigen. Da man in den ersten beiden Rennen konkurrenzlos sein wird, ist ByKolles aber plötzlich Titelkandidat bei den privaten LMP1-Teams.

Bleibt noch die Frage nach der Aussagekraft des Tests: 2014 war Audi beim Prolog deutlich stärker als später in der Saison, während Porsche mit dem Low-Downforce-Package auf demselben Niveau fuhr, Toyota aber überraschenderweise zurücklag. In der Saison sah es genau umgekehrt aus. Die Krux war vergangene Saison, dass das Fuel Flow Meter damals noch nicht zum Einsatz kam und somit keine vergleichbaren Bedingungen vorgeherrscht haben. Wenn nicht gerade eine Marke völlig dominiert, sollte man mit Interpretationen der Testzeiten dennoch vorsichtig sein, weil unterschiedliche Programme abgespult werden dürften.

Buntes LMP2-Feld

KCMG wird den Oreca 05 an den Start bringen, Foto: KCMG
KCMG wird den Oreca 05 an den Start bringen, Foto: KCMG

2014 fand die LMP2 in der WEC kaum statt, doch für diese Saison sind satte zehn Boliden genannt. Das bei den Testfahrten vorherrschende Thema dürften weniger die gefahrenen Zeiten, denen hier im Unterschied zur LMP1 deutlich mehr Bedeutung zugemessen werden darf, als vielmehr das 2017er-Reglement sein, das derzeit für reichlich Diskussionen sorgt. An der sportlichen Front werden zwei Fahrzeuge mit besonderer Spannung erwartet: Der Dome S103 von Strakka Racing, der mit einem Verspätung endlich an einem offiziellen WEC-Event teilnehmen wird, und der Oreca 05 von KCMG. Der 05er hat bereits bei den ELMS-Testfahrten überzeugt.

Extreme Speed Motorsports fährt seine HPD ARX-03b auf, nachdem der 04b für dieses Jahr Pause hat. Die Wagen treffen frisch aus Sebring ein, wo die bewährten Honda-Prototypen unter ungewöhnlichen Zuverlässigkeitsproblemen litten. Signatech Alpine wird sich erstmals mit seinem Oreca-03-Derivat A450 mit den weltbesten LMP2-Teams messen. Gleiches gilt für das Team SARD-Morand, das den Morgan Evo debütieren wird. Die Gejagten sind G-Drive Racing, die dieses Jahr zwei Fahrzeuge einsetzen. Hinzu kommt die Oak-Racing-Spaßgruppe mit einem reinen Amateur-Lineup. Sechs Fahrzeuge werden von Nissan-Motoren angetrieben, zwei von Honda und zwei von auf "Sard" umgebrandeten Judd-Motoren.

Vorfreude auf die Larbre-Corvette

Seine Feuertaufe im GT-Sport wird Marco Sörensen erleben, der in der WEC ein zweites Engagement neben seinen GP2-Verpflichtungen fahren wird. Er geht in einem von nur drei Aston Martin V8 Vantage an den Start. Im Laufe der Saison werden es fünf Fahrzeuge von Aston Martin Racing und Young Driver AMR werden. Ansonsten hat sich in der GTE Pro nicht viel zum Vorjahr geändert: Aston Martin trifft auf das Porsche Team Manthey, das neue Fahrerpaarungen an den Start bringt, und die beiden AF-Corse-Ferrari. Da in der GTE-Klasse für 2015 ein Entwicklungsstopp herrscht, wird Detailarbeit vonnöten sein, etwa beim Reifenmanagement. Oder BoP-Politik.

GTE Pro: Dreikampf reloaded, Foto: Porsche
GTE Pro: Dreikampf reloaded, Foto: Porsche

Einen Leckerbissen hält die GTE-Amateurklasse parat: Larbre Competition kehrt mit der Corvette zurück, und zwar mit der neuen C7.R! Damit wird der Drei-Marken-Einheitsbrei etwas bunter. JMW Motorsport ist als Gastteam beim Test dabei, ansonsten treffen zwei Ferrari von AF Corse und SMP Racing auf die zwei Proton-Porsche und den einzelnen Aston Martin, der im Laufe der Saison um ein zweites Fahrzeug aufgestockt werden wird.

Zeitplan für den WEC-Prolog

Freitag, 27. März
09:00 - 13:00 Uhr: Session 1
14:00 - 18:00 Uhr: Session 2
19:00 - 21:00 Uhr: Session 3 (Nacht)

Samstag, 28. März
09:00 - 13:00 Uhr: Session 4
14:00 - 17:00 Uhr: Session 5