In diesem Jahr kehrt Nissan mit dem neuen Nissan GT-R LM Nismo in die FIA World Endurance Championship – und damit auch nach Le Mans – zurück. Das nach dem Reglement der Königsklasse LM P1 konzipierte Modell zeichnet sich durch ein radikal neues technisches Konzept aus und gibt zugleich Hinweise auf die nächste Generation des legendären Straßensportwagens Nissan GT-R.

"Wir freuen uns, Kopf an Kopf mit den besten Sportwagenteams der Welt zu konkurrieren", sagt Roel de Vries, als Vizepräsident weltweit verantwortlich für das Nissan Marketing und die Markenstrategie. "Die LM P1-Klasse ist ein exzellentes Prüffeld für technische Innovationen, speziell wenn es um die Antriebssysteme von morgen geht. 2014 haben drei Hersteller mit drei unterschiedlichen Hybridkombinationen Rennen gewonnen. Das zeigt: Die LM P1 Autos stehen an vorderster Front des technologischen Fortschritts."

Es ist zwar nunmehr 16 Jahre her, dass Nissan zum letzten Mal in Le Mans um den Gesamtsieg mitgefahren ist. Doch dafür waren das Unternehmen und seine Motorsportabteilung Nismo seitdem in vielen anderen Motorsportklassen sehr aktiv. Mit der für 2015 neu eingeführten LM P3 Klasse, für die Nissan als exklusiver Motorenlieferant ausgewählt wurde, und dem schon seit Jahren sehr erfolgreichen Motorenprogramm für die LM P2 Kategorie hat das Unternehmen eine Karriereleiter für Sportwagenpiloten und -teams aufgebaut. Die nun mit dem LM P1 Programm ihre oberste Sprosse erhält. Mit Starts in der vom Le Mans-Veranstalter ACO ausgeschriebenen "Garage 56" für alternative Antriebe hat Nissan 2012 und 2014 zugleich neue und außerhalb des regulären Reglements liegende Technikhorizonte erschlossen.

Keine Kaffeefahrten: Nissan meint es mit dem LMP1-Programm sehr ernst, Foto: Nissan
Keine Kaffeefahrten: Nissan meint es mit dem LMP1-Programm sehr ernst, Foto: Nissan

"Wir wären sehr stolz, wenn unser neues LM P3-Motorenprogramm annährend so erfolgreich wird wie das LM P2-Kundensportprojekt", sagt Nismo Präsident Shoichi Miyatani. "Unser LM P2 Motor hat Privatteams zu Meistertiteln und Klassensiegen in Le Mans verholfen. Über unsere Garage 56-Projekte haben wir den Weg in die LM P1-Klasse gefunden. Aus der Hybridtechnik des 2014 eingesetzten ZEOD RC hat Nissan viel gelernt und die daraus gezogenen Rückschlüsse in das neue Projekt mit dem GT-R LM Nismo übertragen."

LM P1 Prototypen sind die technische Speerspitze des modernen Langstreckensports – die Möglichkeit, auf höchstem Niveau innovativ tätig zu sein, konnten sich Nissan und Nismo nicht entgehen lassen.

"Diese Autos repräsentieren den Gipfel aktueller Rennsporttechnologie: Sehr kraftvolle Energierückgewinnungssysteme, extrem treibstoffeffiziente Motoren und ausgefeilte Aerodynamiklösungen führen zu in Relation zum Gewicht und zur Langstreckentauglichkeit extrem schnellen Fahrzeugen", sagt Nissan LM P1 Teamchef Ben Bowlby. "Das sind 24-Stunden-Rennwagen, die in einem Le Mans-Rennen das Äquivalent einer kompletten Formel-1-Saison abspulen. Die Herausforderung ist jedoch eine andere als in der Formel 1 und hat einen deutlich stärkeren Serienbezug. Wenn Sie zum Beispiel von London nach Edinburgh fahren, erwarten Sie ein schnelles, richtungsstabiles und sicheres Auto. Zugleich wollen Sie ein super Handling und massig Grip, wenn Sie mal die Autobahn verlassen müssen und auf Nebenstrecken weiterfahren. Ganz ähnlich stellen sich die Anforderungen für Le Mans dar – auch dort dreht sich alles um ein schnelles, effizientes und sicheres Auto."

Die FIA Langstrecken-WM bietet Herstellern die Möglichkeit, neue Technologien für künftige Serienfahrzeuge zu erproben und zu entwickeln – der Motorsport als Testfeld für die Serie. Der Schlüssel zum Erfolg ist dabei nicht nur mehr wie früher die reine Schnelligkeit, sondern primär die maximale Energieeffizienz. Zugleich gibt es keinen härteren Test als ein 24-Stunden-Rennen, bei dem am Ende manchmal nur wenige Sekunden über Sieg und Niederlage entscheiden.

"Wir haben die feste Absicht, die im LM P1-Auto entwickelten Technologien in die Nissan Straßenfahrzeuge zu übernehmen", sagt Roel de Vries. "Der extrem effiziente V6-Twinturbo-Motor des neuen Le Mans-Wagens passt in seiner Grundkonfiguration auch bestens zu einem schon heute mit einem V6-Bi-Turbo bestückten Nissan GT-R. Das im Rennwagen auf Direkteinspritzung umgestellte Triebwerk ist daher ein potentieller Vorbote für einen künftigen GT-R-Antriebsstrang. Doch auch das kinetische Energierückgewinnungssystem, das wir jetzt auf der Rennstrecke erproben, könnte eine Zukunft in straßenzugelassenen Sportwagen von Nissan haben."

Nie wirklich abwesend: Nissan engagierte sich über Jahre in der P2-Kategorie, Foto: Adrenal Media
Nie wirklich abwesend: Nissan engagierte sich über Jahre in der P2-Kategorie, Foto: Adrenal Media

Nissan ist ein global tätiger Automobilhersteller – daher macht es nur Sinn, auch das LM P1-Projekt als wirklich globales Unternehmen anzugehen. "Der Wagen wurde in den USA aufgebaut und wird vor dem Start der in Europa beginnenden WEC Saison auch dort sein Testprogramm absolvieren", sagt Miyatani. "Ingenieure und Mechaniker aus Japan sind voll in das Programm integriert. Und wie jedes andere moderne Profi-Team haben wir uns das Personal von überall her aus der Welt zusammengestellt."

Die Aufgabe für Nissan ist keine leichte – die Konkurrenz ist seit Jahren voll etabliert und die Rennen der WEC sind mitunter so hart umkämpft wie ein Formelrennen. Doch das Nissan Nismo Team nimmt die Herausforderung an und tut alles dafür, seinen Fahrern möglichst bald den Sprung auf die oberste Stufe des Siegerpodests zu ermöglichen.

"Es gibt viele Dinge, die wir nicht voll kontrollieren können. Zum Beispiel wissen wir nicht, auf welchem Leistungsstand unsere Konkurrenten sein werden, wenn die Saison im April in Silverstone beginnt", sagt Darren Cox, Nismo-Marketingchef und Leiter der weltweiten Nissan-Motorsportaktivitäten. "Doch ich bin sicher, dass gute Ergebnisse kommen werden, wenn wir als Gruppe alle unser Bestes geben."