Das Finale der World Endurance Championship in Sao Paulo war ein echter Kracher: Zahllose Überholmanöver, harte Zweikämpfe und strategische Geniekniffe machten das Finale zum vielleicht besten WEC-Rennen aller Zeiten. Unglücklicherweise gipfelte das Rennen in einem heftigen Crash von Mark Webber, der aber laut Porsche "okay" ist. Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb siegten in einem denkwürdigen Rennen in einem packenden Kampf gegen den Toyota von Anthony Davidson und Sebastien Buemi. Tom Kristensen durfte bei seinem letzten Rennen tatsächlich noch einmal auf das Podium klettern - Platz drei an der Seite von Lucas di Grassi und Loic Duval.

Audis Doppelstintversuch geht in die Hose

Lange sah alles nach einem Sieg für den später verunfallten Porsche von Timo Bernhard, Mark Webber und Brendon Hartley aus: Bernhard verteidigte beim Start die Führung, während Sebastien Buemi seinen Toyota am Porsche von Marc Lieb vorbeibrachte. Währenddessen geriet der Audi von Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer mit einem Elektronik-Problem in Hintertreffen. Zwar konnte das Auto einem Reset unterzogen werden, doch Treluyer musste sich fortan durchs ganze Feld arbeiten. Bernhard setzte sich ab, dahinter versuchte Lieb, sich Platz zwei von Buemi zurück zu holen. Den gesamten Stint über bekämpften sich die beiden Hybrid-Giganten, Buemi behielt die Nase vorn

Webbers Unfall ließ das Blut in den Adern gefrieren, Foto: Andre Lemes
Webbers Unfall ließ das Blut in den Adern gefrieren, Foto: Andre Lemes

Nach einer Stunde unterbrach ein Unfall von Olivier Pla im G-Drive-Ligier das Rennen. Eine Full Cause Yellow ohne Safety Car zwang alle Autos auf 60 km/h runter, nach zehn Minuten ging es im Renntempo weiter. An der Spitze machte weiter der Porsche mit der Nummer 20 das Tempo, dahinter bekämpften sich weiterhin der Toyota von Buemi und Davidson mit dem zweiten Porsche. Erst ein Dreher von Buemi, der sich beim Überrunden verschätzte, sollte den Porsche am Toyota vorbeibringen.

Zu diesem Zeitpunkt war dies aber nur noch Platz drei wert, da Audi das Risiko eines Doppelstints einging und di Grassi/Duval/Kristensen damit zwischenzeitlich auf Platz zwei lagen. Das Wagnis ging aber in die Hose: Im letzten Drittel des zweiten Stints brachen die Reifen ein und der betroffene Duval war rundenlang bis zu fünf Sekunden langsamer als die reguläre Pace. Somit hatte Porsche schnell eine Doppelführung inne, doch diese sollte nicht lange halten.

Rennende hinter dem Safety Car

Denn der Technik-Teufel sollte das Stuttgarter Wunderland zum Einsturz bringen: Mutmaßlich ein Problem mit dem Hybridsystem warf die Startnummer 20 zurück, so dass nun der Porsche mit der 14 und der Toyota mit der Startnummer 8 im Zweikampf um den Sieg zurückblieben. Davidson und Buemi konnten zwischenzeitlich aufgrund eines Reifenschadens beim Porsche die Führung übernehmen und der 919 plötzlich ebenfalls zu schwächeln begann, doch das Fahrzeug erholte sich und machte nach einer zweiten Full Course Yellow ohne Safety Car wieder Boden gut. Beide Fahrzeuge lagen dicht beisammen.

In der LMP1-L hatten alle Fahrzeuge Probleme, am Ende siegten Kraihamer/Belicchi/Leimer, Foto: Andre Lemes
In der LMP1-L hatten alle Fahrzeuge Probleme, am Ende siegten Kraihamer/Belicchi/Leimer, Foto: Andre Lemes

Es folgte ein Sprintrennen über mehrere Stunden: Beim vorletzten Boxenstopp gelang es Porsche, die Spitze wieder an Land zu ziehen, doch Toyota stoppte zehn Minuten später, so dass der letzte Stopp für Davidson und Buemi kürzer sein würde als für den Gegner aus Weissach. Porsche setzte daher alles auf eine Karte: Beim letzten Stopp wurden die Reifen nicht gewechselt, was Neel Jani einen 17-sekündigen Vorsprung verschaffte. Davidson holte bereits auf, aber nicht genug, als der Crash von Webber dem Rennen ein Ende setzte und Porsche somit einen bittersüßen Sieg nach Hause nehmen konnte.

SMP Racing erringt LMP2-Titel

In der LMP2 überschlugen sich die Ereignisse bereits in der ersten Stunde: Zunächst musste SMP Racing einen Rückschlag verkraften, als beide Fahrzeuge unplanmäßig an die Box kommen mussten. Doch der große Knall erfolgte nach genau einer Stunde: Olivier Pla verlor im G-Drive-Ligier die vordere rechte Bremse und krachte in die Begrenzung, womit das Rennen für die haushohen Titelfavoriten beendet war. Jetzt mussten plötzlich Maurizio Mediani, Sergey Zlobin und Nicolas Minassian nur noch durchfahren, um den Titel zu sichern.

Sergey Zlobin sicherte sich den LMP2-Titel, Foto: Andre Lemes
Sergey Zlobin sicherte sich den LMP2-Titel, Foto: Andre Lemes

Doch auch hier lief nicht alles nach Plan: Nach mehreren Reifenschäden war klar, dass der Oreca 03R zu viel Reifensturz fuhr. Um das zu beheben, musste das Fahrzeug für mehrere Runden an die Box kommen. Da aber nur noch drei Fahrzeuge im Rennen waren, machte das nichts. Diese Zahl reduzierte sich auf zwei, als der zweite SMP-Oreca endgültig ausschied. Somit war der Weg frei für KCMG, obwohl Matthew Howson zwischenzeitlich einen Einschlag hatte, wodurch vier Runden verloren gingen. Der zweite Platz reichte aber SMP Racing zum Gewinn der LMP2-Teamwertung und Sergey Zlobin zum LMP2-Fahrertitel.

Mücke und Turner profitieren vom Safety Car

Bei den GTs gab es ein spannendes Duell zwischen Aston Martin und Porsche. In der ersten Gelbphase avancierte aber AF Corse zum Matchwinner: Durch den Stopp unter gelb rückten James Calado und Davide Rigon in die Spitzengruppe der GTE Pro auf und bisschen sich dort fest. Bei der zweiten Full Course Yellow war es dann der Aston Martin von Stefan Mücke und Darren Turner, der sich zu einer alternativen Strategie entschied. Somit wurde der Kampf ein Fernduell. Frederic Makowiecki und Patrick Pilet kontrollierten das Rennen von der Spitze aus, doch Mücke und Turner hatten die Strategie auf ihrer Seite.

Stefan Mücke und darren Turner gewannen die GTE Pro, Foto: Andre Lemes
Stefan Mücke und darren Turner gewannen die GTE Pro, Foto: Andre Lemes

Als das Safety Car dann auf die Strecke kam, war klar, dass der befürchtete Splash bei Aston Martin gar nicht mehr durchgeführt werden musste. Mücke und Turner holten sich den Sieg vor Makowiecki und Pilet, Rang drei belegte der Ferrari von Calado und Rigon, womit Ferrari den Herstellertitel in der GT-Wertung gewann.

Aston Martin dominierte auch die GTE Am, Foto: Andre Lemes
Aston Martin dominierte auch die GTE Am, Foto: Andre Lemes

In der GTE Am stürmten zu Beginn wie üblich die beiden Aston Martin an der Spitze davon, trieben es aber zu weit: Nicki Thiim kürzte die Schikane ab und erhielt dafür eine Durchfahrtsstrafe, später wurden die GTE-Am-Meister Kristian Poulsen und David Heinemeier Hansson, die sich den Wagen mit Thiim teilten, durch einen Reifenschaden weiter zurückgeworfen. Somit waren Paul Dalla Lana, Pedro Lamy und Christoffer Nygaard ohne Konkurrenz und fuhren einen souveränen Sieg ein. Das SC half Poulsen, Heinemeier Hansson und Thiim zum zweiten Platz, Platz drei ging an den Ferrari von Michele Rugolo, Stephen Wyatt und Andrea Bertolini.

Emerson Fittipaldi hatte bei seinem Comeback Pech: Ein technisches Problem warf seinen Ferrari frhzeitig zurück. Doch der Altmeister beendete das Rennen gemeinsam mit Alessandro Pier Guidi und Jeffrey Segal, wenn auch als letztes Fahrzeug in Wertung.