Toyota hat überlegen die sechs Stunden von Shanghai gewonnen. Sebastien Buemi und Anthony Davidson holten ihren vierten Saisonsieg vor den Teamkollegen Alexander Wurz, Stephane Sarrazin und Kazuki Nakajima. Toyota Racing griff auf einen Strategiekniff in einer frühen SC-Phase zurück, hätten aber vermutlich mit jeder erdenklichen Strategie dieses Rennen gewonnen. Buemi fuhr sich binnen eines Stints vom Ende des Feldes bis fast ganz an die Spitze nach vorn. Audi und Porsche wurden wie schon in Fuji überrundet.

Horrorcrash in der Anfangsphase

Das Rennen begann mit einem Riesenknall: Nach einer halben Runde wurde der KCMG-Oreca von Alexandre Imperatori urplötzlich mit defekter Benzinpumpe langsam und Gianmaria Bruni, dessen Sicht auf das langsame Fahrzeug durch den Verkehr verdeckt wurde, krachte im AF-Corse-Ferrari volles Rohr drauf. Der massive Auffahrunfall warf sofort das Safety Car auf den Plan, da die Strecke mit Trümmern übersät wurde. Vom ersten SC bei einem WEC-Rennen in Shanghai überrascht legte Kirrill Ladygin im SMP-Oreca noch einen kleineren Dreher am Ende der Geraden hin.

Beim Restart war Toyota noch weit weg, doch das änderte sich schnell, Foto: Adrenal Media
Beim Restart war Toyota noch weit weg, doch das änderte sich schnell, Foto: Adrenal Media

Das Safety Car hatte einen gewaltigen Einfluss auf die Strategie: Weil die LMP1-Fahrzeuge fünf Boxenstopps plus einen Splash & Dash einlegen müssten, kamen mehrere Fahrzeuge zum Stopp unter gelb herein, um kurz den Tank aufzufüllen und die Reifen aus dem Qualifying loszuwerden. Beide Toyota machten von dem Strategiekniff Gebrauch, opferten dafür aber ihre Track Position. Porsche vertraute darauf, durch die langsame Gangart genug Sprit einzusparen, um sich den Zusatzstopp komplett zu sparen, Audi kam nie ins nötige Fenster, um den Stopp einzusparen. Nach über 20 Minuten wurde neu gestartet.

Bis sie einmal das gesamte GT-Feld hinter sich gelassen hatten, lagen die Toyota TS040 Hybrid knapp 30 Sekunden hinter der Spitze zurück. Die beiden Porsche 919 Hybrid setzten sich an der Spitze ab, mit zunehmender Stintlänge wurden aber die Audi immer stärker. Porsche reagierte: Brendon Hartley übernahm die Spitze von Romain Dumas, dieser musste sich bald mit Andre Lotterer herumschlagen. Die Fahrt schlechthin im ersten Stint legte jedoch Sebastien Buemi hin: Bis zum Ende des ersten Stints hatte der Schweizer das gesamte Feld bis auf den führenden Porsche schon wieder überholt. Ein deutlicheres Statement von Dominanz hätte es kaum geben können.

Reifenschaden wirft Porsche zurück

Als wäre die Nachricht des heranstürmenden Toyotas für Porsche nicht schon schlecht genug, behinderten sich die 919er beim gleichzeitigen Boxenstopp auch noch gegenseitig und fielen hinter einen beziehungsweise beide Audi zurück. Nur kurz nach dem Stopp schlug das Schicksal richtig zu: Reifenschaden bei Brendon Hartley, nachdem es schon Mark Webber auf dem Fuji Speedway getroffen hatte. Anders als in Japan geschah es aber zum ungünstigsten Zeitpunkt direkt nach dem Stopp, womit der 919er des Neuseeländers sowie von Mark Webber und Timo Bernhard sich komplett aus dem Podiumskampf verabschiedete.

Rebellion Racing fuhr mit beiden Fahrzeugen durch, Foto: Adrenal Media
Rebellion Racing fuhr mit beiden Fahrzeugen durch, Foto: Adrenal Media

Obwohl ein ausgewiesener Shanghai-Spezialist, konnte Alexander Wurz nie den Speed von Sebastien Buemi gehen, weil ein Sensor nicht richtig funktionierte und nicht die volle Power freigab. Dennoch reichte es zum zweitbesten Speed im Feld. Der Österreicher brauchte den halben zweiten Stint zusätzlich, um sich an den beiden Audi und dem verbliebenen Porsche vorbei auf die zweite Position zu schieben. Damit wäre die Geschichte um das Rennen an der Spitze erzählt. Toyota Racing gab es nicht mehr aus der Hand und fuhr einen souveränen Doppelsieg ein.

Spannender war der Kampf um den letzten Podiumsplatz: Audi ließ nicht locker und beide R18 hielten den Porsche von Romain Dumas, Neel Jani und Marc Lieb auf Trab. Mit der Zeit fiel das Fahrzeug von Fässler/Lotterer/Treluyer zunächst leicht zurück, so dass ein Zweikampf zurückblieb. Der Audi von Lucas di Grassi, Loic Duval und Tom Kristensen versuchte regelmäßig, über die Boxenstopps vor den Porsche zu kommen, doch dieser kam immer wieder direkt vor der R18-Nase heraus. Auf der Strecke kam der Audi wegen des fehlenden Topspeeds nicht vorbei. Außerdem war schnell klar, dass Audi einmal mehr stoppen müsste als Porsche, so dass der Kampf kein echter war. Mit cleverer Stratgie fuhren sich Andre Lotterer, Marcel Fässler und Benoit Treluyer noch vor die Teamkollegen Lucas di Grassi, Loic Duval und Tom Kristensen.

Überlegener Sieg in der LMP2

G-Drive Racing zerlegte die Konkurrenz, Foto: Adrenal Media
G-Drive Racing zerlegte die Konkurrenz, Foto: Adrenal Media

Rebellion Racing fuhr mit beiden Autos ein problemloses Rennen und siegte in der Privatfahrerwertung mit den Gesamträngen sieben und acht. Nick Heidfeld, Nicolas Prost und Mathias Beche schlugen nach ihrem Pech in Japan zurück und fuhren einen souveränen Klassensieg ein. Die Teamkollegen Dominik Kraihamer, Andrea Belicchi und Fabio Leimer hatten mit 40 Sekunden Rückstand das Nachsehen. Der Lotus CLM P1/01 fuhr ebenfalls ohne Probleme durch, kam aber lediglich hinter fünf LMP2-Fahrzeugen auf Gesamtrang 14.

War die Toyota-Vorstellung schon dominant, kann der Auftritt von G-Drive Racing in der LMP2 nur als außerirdisch beschrieben werden. Olivier Pla, Roman Rusinov und Julien Canal überrundeten in ihrem Ligier JS P2 die Konkurrenz gleich dreimal. Extreme Speed Motorsports zeigte sich gut aussortiert; die HPDs waren die zweitschnellsten Fahrzeuge im Feld, doch die geringere Reichweite zwang das Team zu einem zusätzlichen Stopp. Trotzdem reichte es für Scott Sharp, Ryan Dalziel und Ricardo Gonzales zum zweiten Platz vor den beiden SMP-Orecas.

Porsche profitiert vom Aston-Martin-Pech

Mit dem Aus der Meisterschafts-Spitzenreiter in der ersten Runde gab es ausreichend Chancen für Porsche, im GT-Weltcup Boden gutzumachen. Gimmi Brunis Serie, in allen WEC-Rennen gepunktet zu haben, fand mit dem Unfall ein jähes Ende. Stefan Mücke geriet im Aston Martin sofort unter Druck von Fred Makowiecki, der beinahe zweimal in den V8 Vantage hineinkrachte. Danach sah es so aus, als hätten Mücke und Darren Turner das Rennen unter Kontrolle, doch 90 Minuten vor Schluss sorgte ein Motorschaden für einen weiteren Nuller von Aston Martin Racing. Völlig überraschend landete somit Porsche einen Doppelsieg: Fred Mako und Patrick Pilet holten den Klassensieg vor Jörg Bergmeister und Richard Lietz. Der verbliebene Ferrari von James Calado und Davide Rigon belegte P3.

Riesenpech für Stefan Mücke und Darren Turner, Foto: Adrenal Media
Riesenpech für Stefan Mücke und Darren Turner, Foto: Adrenal Media

In der GTE Am bekämpften sich die beiden Aston Martin über mehrere Stunden, bis Paul Dalla Lana, Pedro Lamy und Christoffer Nygaard die Oberhand gegenüber Kristian Poulsen, David Heinemeier Hansson und Richie Stanaway gewannen und den Klassensieg holten. Kurios: Dalla Lana bekam das Rennende gar nicht mehr mit, da er bereits im Flieger zu einem Geschäftstermin saß. Den dritten Platz errang nach hartem Kampf mit dem Prospeed-Porsche der 8-Star-Ferrari von Gianluca Roda, Paolo Ruberti und Matteo Cressoni.