Die 24 Stunden von Le Mans sind Geschichte, somit muss die Entscheidung um ein LMP1-Projekt von Onroak Automotive/Ligier für 2015 bald fallen. Teamchef Philippe Dumas wäre einem Engagement in der höchsten Klasse der WEC nicht abgeneigt, doch nicht unter den jetzigen Rahmenbedingungen. Dafür schwebt ihm eine andere Vision vor: So sollen private Rennställe mit den Werksteams kooperieren und beispielsweise Juniorteams für die Werke in der LMP1-L einsetzen. Unter derartigen Umständen wäre ein Einstieg in die P1 durchaus möglich. Doch die Zeit rennt davon.

"Ich will nicht das tun, was Rebellion gemacht hat", erklärte Dumas gegenüber Sportscar365. Rebellion Racing hatte ein Fahrzeug bei Oreca in Auftrag gegeben und fährt mit diesem auf den Namen "R-One" getauften Prototypen derzeit alleine in der Lightweight-Kategorie. Der Rebellion-Weg erfordere eine Menge Geld, so der frühere Hexis-Teamchef. Ein LMP1 sei nämlich nicht so einfach von einem LMP2 abzuleiten: "Das ist definitiv eine ganze Menge erforderliche Arbeit. LMP1 ist mit den Sprit-Vorschriften kein einfaches Projekt. Es ist eine andere Welt."

Onroak Automotive, das seit 2014 mit dem Traditionshersteller Ligier kooperiert, hat den JS P2, der in Le Mans ein beeindruckendes Debüt gefeiert hat, vom LMP1 abgeleitet. Derzeit ist der Sportwagenhersteller neben der Fertigung der Kunde-Ligier für die LMP2 außerdem mit einem LMP3-Projekt für 2015 beschäftigt.

LMP1-Fahrzeug fertig entworfen

Aber man könne durchaus ein LMP1-Fahrzeug bauen: "Das Designbüro hat das Projekt vor mehr als einem Jahr in Angriff genommen", erläuterte Dumas. "Wir haben auf jeden Fall etwas in der Hinterhand, aber wir müssen sehen, wie die Regeln sind." Das Ursprungskonzept der LMP1-L sah vor, dass Privatteam mit einem kostengünstigen, weil hybridlosen, aber leichteren Prototypen die Werke herausfordern kann. Doch selbst nach massiven Zugeständnissen war Rebellion Racing in Le Mans etwa fünf Sekunden pro Runde langsamer.

Dabei sieht er durchaus Potenzial im P1-L-Konzept: "Es wäre gut, wenn mehr Teams in der LMP1-L antreten und mehr Verbindungen zu den Herstellern bestehen würden, wie etwa über Junior-Teams." Dummerweise hat der ACO mit der Öffnung der LMP2-Kategorie für reine Profi-Besatzungen eben diese Möglichkeit nun in die kleine Prototypen-Klasse verschoben. Dumas ruft daher zu einem Dialog auf: "Wir müssen mit FIA, ACO und wichtigen Leuten im Langstreckensport wie Jacques Nicolet [Teambesitzer von Oak Racing] und Hughues de Chaunac [Oreca-Chef] über das Konzept nachdenken. Denn im Moment habe ich bei der LMP1-L kein gutes Gefühl."

Eine Entscheidung über einen Einstieg muss nun schnell fallen, da die Zeit knapp wird. Laut Dumas soll sie "in den nächsten Wochen" fallen. Oak Racing würde sich zu Rebellion Racing und eventuell Lotus gesellen, die ihren P1/01 in Le Mans vorgestellt haben. Ob dieser aber wirklich in Austin dabei sein wird, muss sich noch zeigen.