So - jetzt bin ich also innerhalb von etwas mehr als vier Wochen zum dritten Mal in Brasilien. Dieses Mal endlich für das WEC-Rennen, die 6 Stunden von Sao Paulo - die beiden Male vorher waren für Sponsoren-Events. Zwischendurch habe ich aber auch noch eine gute Woche Urlaub genossen, meine Familie war zu mir nach Monaco gekommen, wir waren viel in Südfrankreich unterwegs und hatten eine Menge Spaß.

Jetzt also Interlagos - mein erstes Rennen überhaupt außerhalb der Formel 1, das ich zu Hause in Brasilien fahre. Ich freue mich natürlich schon sehr darauf, will auf jeden Fall voll angreifen. Trotz unseres unglücklichen Ausfalls in Le Mans, der punktemäßig natürlich einen Rückschlag bedeutet hat, habe ich den Kampf um den WM-Titel noch lange nicht aufgegeben. Dass ich in Interlagos nicht mit meinem Stammpartner Fred Makowiecki, sondern mit Rob Bell fahre, liegt daran, dass Fred an diesem Wochenende nicht verfügbar war.

Er fährt wichtige Tests in Japan. Ich glaube aber nicht, dass das ein wirklicher Nachteil ist. Rob ist auch sehr schnell, außerdem ein sehr routinierter und "technischer" Fahrer, und das kann gerade auf einem so anspruchsvollen Kurs wie Interlagos sehr wichtig sein. Ich denke, dass dort das größte Problem sein wird, richtig mit den Reifen umzugehen. Am Anfang dürfte es etwas schwierig werden, sie in den langsamen Passagen richtig auf Temperatur zu bekommen, aber andererseits besteht dann die Gefahr, dass sie doch zu schnell überhitzen und abbauen.

Ich glaube, dass wir bei Aston Martin mit unserem Frontmotor da einen kleinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz haben könnten - dieses Konzept ist normalerweise etwas reifenschonender als Mittel- oder Heckmotoren. Wir wollen auf jeden Fall wieder auf's Podium, am besten natürlich nach ganz oben. Bei dem Punkterückstand, den wir uns in Le Mans eingefangen haben, müssen jetzt natürlich im Restprogramm noch ein paar Siege her, um noch eine Titelchance zu haben. Und zu Hause wäre es natürlich besonders schön zu gewinnen.

Als ich jetzt am Wochenende die F1-Übertragungen aus Spa gesehen habe, habe ich mir übrigens nur gedacht - warum konnten wir bei unserem 24-Stunden-Rennen Ende Juli da nicht auch so ein Wetter haben? Denn da war es vor allem am Samstag bis in die Nacht hinein so knall heiß, dass das in den GT-Autos wirklich kein Spaß mehr war. Ich bin da gleich am Start einen Doppel-Turn gefahren, auch noch verlängert durch eine Safety-Car-Phase, gut über zweieinhalb Stunden. Danach war ich so kaputt und dehydriert, was ich das ganze Rennen über nicht mehr richtig los geworden bin.

Wir haben danach entschieden, alle nur noch kürzere Stints zu fahren, weil es einfach nicht ging. Generell war es so, dass es mir schon Spaß gemacht hat, dieses Rennen mit McLaren und vor allem zusammen mit meinem Manager Chris Goodwin zu fahren, aber das Problem war halt, dass das Auto grundsätzlich deutlich zu langsam war, um vorne mitmischen zu können. Zwei Sekunden pro Runde auf die absolute Spitze haben da schon gefehlt. Im ersten Stint bin ich noch wirklich aggressiv gefahren, habe alles versucht, später ging es dann immer mehr darum, auf jeden Fall anzukommen.

Wir mussten einfach einsehen, dass nach vorne nichts geht. Und dann ist mir am Sonntagmorgen auch noch ein Porsche ins Auto gefahren, dabei wurde der Diffusor massiv beschädigt - womit das bisschen Abtrieb, dass das Auto überhaupt hatte, auch noch weg war. Danach war endgültig klar, dass außer irgendwie ankommen nichts mehr zu machen war – was wir dann ja auch geschafft haben. So habe ich immerhin zum ersten Mal in meiner Karriere ein 24-Stunden-Rennen wirklich beendet. Gleich eine Woche nach Interlagos werde ich im übrigen wieder eine Chance dazu haben – da fahre ich ja dann mit Aston Martin, im Team Barwell Motorsport, bei den 24 Stunden von Barcelona, unter anderem auch zusammen mit Stefan Mücke.