Von 2007 bis 2011 lieferten Audi und Peugeot beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans und 2010 sowie 2011 im Intercontinental Le Mans Cup (ILMC) ein spannendes Rennen nach dem anderen ab, 2012 sollte das Duell zusammen mit der Rückkehr von Toyota in der Langstrecken-Weltmeisterschaft aufgehen, doch im Januar zog der Mutterkonzern PSA bei Peugeot Sport aus finanziellen Gründen den Stecker. Toyota angelte sich daraufhin den einen oder anderen Techniker und mit Anthony Davidson, Alex Wurz und Stéphane Sarrazin für Le Mans die schnellsten Piloten der Franzosen. Die Teamkollegen Sébastien Buemi, Kazuki Nakajima und der ehemalige ORECA-Mann Nicolas Lapierre präsentierten sich im Laufe der Saison auf dem gleichen Niveau.

Für die R18 TDI ging es nach Sebring ins Museum, Foto: ALMS
Für die R18 TDI ging es nach Sebring ins Museum, Foto: ALMS

Bei Audi blieb man 2012 neben den amtierenden Le-Mans-Siegern André Lotterer, Benoit Tréluyer und Marcel Fässler bei den Altmeistern Allan McNish, Tom Kristensen und Dindo Capello sowie beim Saisonauftakt in Sebring bei einem dritten R18 TDI für Timo Bernhard, Romain Dumas und Neuzugang Loic Duval. Weil Toyota im März noch nicht einsatzbereit war hatten die Ingolstädter R18 mit der Konkurrenz aus der American Le Mans Series leichtes Spiel. Nach einer Dreifachpole reichte es auch im Rennen mit dem letzten Einsatz des R18 TDI zum Erfolg. McNish, Kristensen und Capello erreichten nach zwölf Stunden mit vier Runden Vorsprung auf Bernhard, Dumas und Duval das Ziel und distanzierten den LMP2 von Starworks um sechs Umläufe. Die GTE-Pro ging an AF Corse, die Amateurwertung an Felbermayr. Trotz des Doppelsieges konnte Audi nicht vollkommen zufrieden aus Florida abreisen. Zunächst kollidierte Fässler im Rennen mit dem Luxury-Ferrari, kurz nach der Vier-Stunden-Marke wurde Tréluyer plötzlich langsamer und musste unplanmäßig die Box ansteuern. Nach einem Reset der Elektronik ging der R18 wieder auf die Strecke, um nur wenig später für eine Strafe erneut hereinzukommen. Kurz vor der Halbzeitmarke machte jedoch erneut die Elektronik Sorgen und zwang den dritten Audi im Feld für mehrere Runden an die Box. Bei Testfahrten im Anschluss an das Rennen verunfallte noch dazu Bernhard mit einem Nachfolge-R18 so schwer, dass er für die restliche Saison nicht mehr in einen LMP1 steigen konnte, Marc Gené wurde als Ersatz verpflichtet.

Toyota muss Start in Spa absagen

Das zweite Rennen der Saison fand auf der belgischen Ardennenachterbahn Spa-Francorchamps statt. Nach einem Testunfall von Lapierre in Le Castellet, bei dem das Monocoque des TS030 beschädigt worden war, musste Toyota den Start absagen. Audi schickte zwei neue R18 ultra und zwei Hybride namens e-tron quattro nach Spa. Schon beim Rennstart stellte sich an der Spitze des Feldes ein relativ eintöniges Bild ein. Kristensen konnte die Pole seines Teamkollegen McNish nutzen und im R18 e-tron die Führung behaupten. Lotterer schnappte sich mit dem zweiten Hybrid den Nachwuchsfahrer Marco Bonanomi im ultra beim Anbremsen von Les Combes, nachdem er schon in La Source kurz vorbeigegangen war. Die beiden R18 mit der Unterstützung eines Elektromotors waren in der Anfangsphase des sechsstündigen Rennens etwa drei Sekunden schneller unterwegs als die Diesel und benötigten sechs Sekunden weniger für die sieben Kilometer lange Strecke als die ersten Benziner. Im Laufe des Rennens kämpfte sich Audis Neuzugang Duval immer näher an Tréluyer heran und nach 62 Runden vorbei. Hinter dem neuen Führungsduo hatten McNish und Oliver Jarvis in den anderen Coupés der Ingolstädter schon eine Runde Rückstand. Hinter den vier Audis kamen die beiden Rebellion-Coupés ins Ziel, gefolgt von Jota, der siegreichen Mannschaft in der LMP2. Den Sieg in der GTE-Pro-Klasse holte sich erneut das Felbermayr-Team, nachdem Aston Martin den Vantage aus dem Rennen genommen hatte, knapp vor den Ferraris von AF Corse und Luxury. Gianmaria Bruni hatte sich den zweiten Rang nur 30 Minuten vor dem Rennende mit einem Ausbremsmanöver am Ende der Kemmel gesichert und kam weniger als eine Sekunde hinter Richard Lietz ins Ziel. Gleich zwei Porsche 911 sind bei den Amateuren vor der Konkurrenz ins Ziel gefahren. Hinter den Autos von IMSA Performance Matmut und Felbermayr wurden ein Ferrari von AF Corse und die erste Larbre-Corvette gewertet.

Audi-Trio wiederholt Le-Mans-Sieg, Foto: Audi
Audi-Trio wiederholt Le-Mans-Sieg, Foto: Audi

Beim wichtigsten Autorennen der Welt in Le Mans traten wieder vier Audis an, Toyota präsentierte zwei neu lackierte TS030. Lotterer holte im dritten Qualifying für Audi die Pole in Le Mans und stellte zum ersten Mal in der Geschichte des Rennens einen Hybrid-Boliden auf den ersten Startplatz. Toyota schob sich im letzten Moment auf die Plätze drei und fünf und präsentierte sich auf Augenhöhe. Auch im Rennen spürten die Ingolstädter immer den Atem der Japaner, bis Toyota erst die Führung erobern konnte, dann Davidson spektakulär verunfallte. Den zweiten TS030 musste Wurz in der Nacht mit Motorschaden in der Box abstellen.

Angetreten gegen einen neuen, namhaften und ernstzunehmenden Gegner, manifestierten Lotterer, Fässler und Tréluyer gemeinsam mit ihrem Team den ersten Sieg eines Fahrzeugs mit Hybridantrieb in Le Mans, ein historisches Ergebnis. Insgesamt durfte sich der Automobilbauer aus Ingolstadt zum elften Mal als Bezwinger der 24 Stunden bejubeln lassen. Darüber hinaus standen abermals ausschließlich Audi-Akteure auf dem Podest, denn McNish, Capello und Kristensen sowie Jarvis, Bonanomi und Mike Rockenfeller landeten auf den Plätzen zwei und drei. Des einen Freud ist des anderen Leid: Toyota, nach mehr als elf Jahren Abstinenz an die Sarthe zurückgekehrt, wollte dem Platzhirsch unbedingt die Stirn bieten, doch wie schon in der Vergangenheit reichte es für die Japaner nicht. Zwar zeigte sich der TS030 genannte Hybrid-Benziner in puncto Performance durchaus konkurrenzfähig; es mangelte jedoch noch an Zuverlässigkeit und dem berühmten Quäntchen Glück.

Hinter Rebellion, dem vierten Audi und JRM kam die Starworks-Truppe aus den USA als Sieger der LMP2-Klasse ins Ziel. Thiriet, Pecom und Signatech waren jeweils nur eine Runde dahinter, AF Corse siegte mit Giancarlo Fisichella, Gianmaria Bruni und Toni Vilander in der GTE-Pro. Die Amateurwertung holten sich die Platzhirsche der Larbre-Equipe mit der Corvette.

Audi setzt Siegesserie in Silverstone fort

Die Sieger der 24 Stunden von Le Mans konnten auch den dritten Lauf der WEC-Saison in Silverstone für sich entscheiden. Hinter Lotterer, Tréluyer und Fässler kamen das Toyota-Trio und der Audi R18 ultra von Kristensen und McNish ins Ziel. Wurz konnte im TS030 zwischenzeitlich die Führung übernehmen der höhere Spritverbrauch des Benzin-Hybrids kostete aber den ersten Sieg. Im konventionell angetriebenen R18 musste Kristensen einen Plattfuß verzeichnen der ihn aus dem Kampf gegen Toyota warf. Die Klasse der "kleinen" Prototypen konnte ADR-Delta mit dem Trio Jan Charouz, Tor Graves und John Martin gewinnen. Rang zwei ging an Starworks, vor Signatech und Pecom mit Pierre Kaffer, Soheil Ayari und Luis Perez Companc. Für AF Corse und die Piloten Bruni und Fisichella war der Weg zum Klassensieg nach einem Aufhängungsschaden am GTE-Pro-Porsche von Felbermayr frei. Hinter ihrem Ferrari kamen der JMW-F458 und der Aston Martin Vantage ins Ziel. Auch in der Amateurklasse siegte in Ferrari.

In Brasilien siegte Toyota erstmalig, Foto: Toyota Motorsport GmbH
In Brasilien siegte Toyota erstmalig, Foto: Toyota Motorsport GmbH

In Brasilien wurden die Japaner für die starke Leistung in der Debütsaison belohnt. Nach der Pole im Qualifying konnten Wurz und Lapierre auch die sechs Stunden von Sao Paulo gewinnen. Tréluyer ging am Start hinter Lapierre kurz an McNish vorbei, doch der Routinier konterte umgehend. Nach 13 Minuten schnappte sich Tréluyer dank seines Hybridsystems McNish am Ende der ansteigenden Start-Ziel-Geraden des Autodromo Carlos Pace und am Ende Rang zwei. Die konstanteste Fahrt und damit der Sieg in der LMP2 gelang dem Starworks-HPD um Sarrazin. Kaffer brachte den Pecom-Renner auf dem zweiten Rang ins Ziel, gefolgt Oak und Greaves. Der zweite Oak-Bolide von Dominik Kraihamer und Bertrand Baguette wurde mit defekter Benzinpumpe in der Schlussphase zurückgeworfen. Für AF Corse gab es nahezu keine Schwierigkeiten und Bruni/Fisichella siegten einmal mehr in einem WEC-Lauf. Aston Martin und damit der Berliner Stefan Mücke holte noch vor Felbermayr P2, der zweite Ferrari wurde Vierter. In der Amateurwertung schaffte Larbre eine Überraschung. Obwohl man in Brasilien nicht sonderlich konkurrenzfähig aussah, siegte die Corvette der Franzosen vor dem Porsche und der zweiten C6.

Audi revanchierte sich in Bahrain an Toyota, profitierte aber von einem unfallbedingten Ausfall von Lapierres TS030. Lapierre kollidierte mit dem Strakka-HPD und musste mit gebrochener Radaufhängung aufgeben. Obwohl bei den Audis mehrmals die Front gewechselt werden musste, siegte das Trio Fässler/Tréluyer/Lotterer nach 190 Runden vor Kristensen/McNish und dem LMP1 mit Danny Watts, Jonny Kane und Nick Leventis. Die beiden Rebellion-Boliden belegten die Plätze vier und fünf, gefolgt von der Meute der LMP2-Boliden, wo Oak gewinnen konnte. Fisichella, Bruni und Vilander, feierten in der GTE-Pro einen erneuten Klassensieg und die vorzeitige Meisterschaft, Mücke und Darren Turner brachten den Aston Martin Vantage auf dem zweiten Platz ins Ziel, gefolgt vom Felbermayr-911 und dem zweiten Ferrari von AF Corse. In der Am-Kategorie siegte Felbermayr immerhin.

Rang drei für Mücke am Mount Fuji, Foto: McLean Photographic
Rang drei für Mücke am Mount Fuji, Foto: McLean Photographic

Beim Heimspiel in Fuji war wieder Toyota mit dem Siegen an der Reihe. In den ersten drei Rennstunden lieferten sich Toyota und Audi ein spannendes Duell um die Führung. Als es beim Überrunden jedoch zu einer Kollision mit einem langsameren GT-Fahrzeug kam, musste man bei Audi einen unplanmäßigen Boxenstopp einlegen und bekam zudem noch eine Strafe aufgebrummt, die alle Chancen auf den Sieg zunichte machte. Geschafft hatten es auch Ryan Dalziel und sein Starworks-Team. Bereits zwei Wochen vor dem Finale in Shanghai sicherten sie sich den Gesamtsieg in der LMP2-Wertung. Den GT-Sieg holten sich Marc Lieb und Richard Lietz im Felbermayr-911.

Obwohl Toyota in Shanghai erneut siegen konnte, wurden die Männer aus Ingolstadt in China die ersten Weltmeister der neuen Langstrecken-WM. Toyota ließ Audi im Verlauf des Rennens nie eine Chance und konnte den Mehrverbrauch des Benzin-Hybrids locker mit schnelleren Runden ausgleichen. Wurz und Lapierre konnten nach sechs Stunden so einen ungefährdeten dritten Rennsieg im ersten Jahr des Comebacks feiern. Die WM-Krone bei den Piloten ging damit an die Drittplatzierten Lotterer, Fässler und Tréluyer. Die Meisterschaft der Privatteams holte mit deutlichem Vorsprung Rebellion aus Schweiz, das war aber schon in Oyama am Mount Fuji klar. ADR konnte die Spitzenposition bei den LMP2 bis zum Ende des Rennens behalten und den zweiten Rang in der Endabrechnung manifestieren. Den Kampf um Rang zwei im Rennen konnten die Titelträger von Starworks gegen Oak, Pecom und Signatech gewinnen. Mücke und sein Teamkollege Turner siegten mit dem schnelleren Aston Martin Vantage nach sechs Stunden vor dem Felbermayr-Elfer von Lieb/Lietz und dem AF-Corse-Ferrari von Andrea Bertolini und Olivier Beretta. In der Amateurwertung konnte Pedro Lamy in der Larbre-Corvette die Führung vom Felbermayr-Teamchef Christian Ried übernehmen und bis zum Ende behalten. Für die französische Equipe bedeutet der Sieg in China gleichzeitig die erste Position in der GTE-Am-Meisterschaft.