Dein erstes GT3-Rennen bist du mit Schubert Motorsport in der Blancpain Series in Zandvoort gefahren - und gleich auf Platz 2 gelandet. Wie schwierig war die Umstellung vom Formelauto auf den BMW Z4 GT3?
Thomas Jäger: Mit dem ADAC Formel Masters und dem ATS Formel 3 Cup hatte ich eine super Vorbereitung. Die Unterschiede zwischen Formel- und GT-Auto sind gar nicht so groß in Sachen Fahrstil und Aerodynamik. Vor allem im Z4 habe ich mich von Beginn an wohlgefühlt. Dass mein erstes GT-Rennen mit meinem Schubert-Teamkollegen Dominik Baumann so erfolgreich lief, war natürlich super.

Was war für dich die größte Umstellung?
Thomas Jäger: Ein GT-Auto ist natürlich viel schwerer als ein Formelauto, das macht sich beim Kurvenspeed bemerkbar. Außerdem sehe ich jetzt meine Vorderräder nicht mehr, entsprechend muss ich mich bei Zweikämpfen anpassen. Daran habe ich mich aber schnell gewöhnt.

Die Zweikämpfe laufen auch anders im Vergleich zum Formelsport...
Thomas Jäger: Ja, wenn man sich im Duell mal berührt, ist das Rennen nicht gleich vorbei. Das war im Formelauto oft anders. Da muss ich mich schnell drauf einstellen, das geht aber nur in den Rennen selbst.

Thomas Jäger im Schubert Z4 in Zandvoort, Foto: Günter Kortmann
Thomas Jäger im Schubert Z4 in Zandvoort, Foto: Günter Kortmann

Wie sieht dein Programm mit Schubert dieses Jahr aus?
Thomas Jäger: Am kommenden Wochenende starte ich mit dem Z4 zum ersten Mal bei der VLN auf dem Nürburgring. Außerdem fahre ich die komplette Blancpain Sprint Series-Saison zu Ende. Vielleicht kommt noch das eine oder andere VLN-Rennen hinzu. Im kommenden Jahr würde mich auch das ADAC GT Masters mit Schubert reizen.

Wie kam der Kontakt zu Schubert überhaupt zustande?
Thomas Jäger: Ich bin mit BMW aufgewachsen und wollte unbedingt einen BMW fahren. Also habe ich den Kontakt zu Schubert aufgenommen. Im vergangenen Jahr habe ich den BMW Z4 GT3 schon mal getestet. Der Plan war, dass ich das Nordschleifenprogramm mit dem BMW 235i beginne, um die Strecke kennenzulernen, und dann auf den Z4 wechsele.

Du hattest eine ziemlich ungewöhnliche Vorbereitung auf dein erstes GT3-Rennen...
Thomas Jäger: Ja, ich bin im Rahmen des BMW 235i Cup erstmals bei den 24 Stunden vom Nürburgring gefahren. Leider kam ich nicht über einen Stint hinaus, weil unser Auto in der Nacht ausfiel.

Wie waren deine ersten Eindrücke von der Nordschleife?
Thomas Jäger: Das ist eine extrem geile Strecke. Du musst in jedem Moment voll konzentriert sein, weil du ständig Verkehr hast und es keine Auslaufzonen gibt. Wenn du einen Fehler machst, bist du raus. Auf der Nordschleife zeigt sich, wer wirklich Talent hat. Wenn du da schnell bist, hast du schon was drauf.

Wie hast du dich auf die Nordschleife vorbereitet?
Thomas Jäger: Ich bin ein paar Runden auf der Play Station gefahren, habe Fachartikel über die Strecke gelesen und habe mir viele Onboard-Aufnahmen angeschaut, unter anderem von Uwe Alzen im Z4. Bei meinen ersten richtigen Runden war ich noch etwas vorsichtig, aber inzwischen kenne ich die Strecke ziemlich gut.

Normale Rennstrecken haben rund 17 Kurven, die Nürburgring-Nordschleife hat etwa 70. Wie hast du dich darauf eingestellt?
Thomas Jäger: Bevor ich auf der Nordschleife meine erste Runde gedreht habe, wusste ich schon sehr viel über die Strecke - etwa, in welchem Gang die einzelnen Kurven gefahren werden und wo die Bremspunkte liegen. Ich habe auch die Touristenfahrten genutzt, um die Strecke kennenzulernen. Wenn du aber im Rennauto sitzt, ist das eine ganz andere Geschichte. Ich habe also nicht bei null angefangen, aber du musst schon einige Runden absolviert haben, um Bremspunkte und Co. wirklich zu kennen. Es dauert aber auf jeden Fall länger, sich an die Nordschleife zu gewöhnen als an eine normale Rennstrecke.

Thomas Jäger 2012 im ADAC Formel Masters mit Neuhauser Racing, Foto: Neuhauser Racing
Thomas Jäger 2012 im ADAC Formel Masters mit Neuhauser Racing, Foto: Neuhauser Racing

Was war der Grund für dich, vom Formel- in den GT-Sport zu wechseln?
Thomas Jäger: Im Formelsport musst du sehr viel Geld auf den Tisch legen, um überhaupt Rennen fahren zu können. Bei Schubert Motorsport habe ich mich auf Anhieb sehr wohl gefühlt und auch das Gefühl, dass sie mich aufbauen und mir weiterhelfen wollen. Im Formelsport ist der Aufstieg wegen der immensen Kosten schwierig. In der Formel 1 gibt es nur 22 Cockpits und die meisten Fahrer bringen viel Geld mit, um zu fahren. Talent allein ist auch da nicht mehr ausschlaggebend. Ich habe im Formelsport keinen Weg mehr gesehen, etwas Großes zu erreichen. Im GT-Sport hast du hingegen viel mehr Möglichkeiten.

Waren deine Jahre im Formelsport dann umsonst?
Thomas Jäger: Nein, überhaupt nicht. Das ADAC Formel Masters war noch einigermaßen zu finanzieren und da habe ich wirklich gelernt, wie man ein Rennauto bewegt. Das war die beste Schule nach dem Kart, auch im Hinblick auf den GT-Sport. Wenn du danach weiter im Formelsport aufsteigen willst, werden aber teilweise schon unverschämte Summen verlangt. Bei einigen Formelteams bin ich auch nicht sicher, ob die Preise gerechtfertigt sind - die können aber so viel verlangen, wie die Nachfrage groß ist.

Thomas wechselte nach dem ADAC Formel Masters in den ATS Formel 3 Cup, Foto: ADAC Formel Masters
Thomas wechselte nach dem ADAC Formel Masters in den ATS Formel 3 Cup, Foto: ADAC Formel Masters

Immer mehr talentierte Formel-Fahrer wandern in den GT-Sport ab, weil sie keine Perspektive angesichts der Kosten sehen. Ist das nicht schade?
Thomas Jäger: Viele junge Fahrer sagen, dass sie Profirennfahrer werden wollen. Wenn sie aber sehen, dass sie selbst in der Formel 1 viel Geld mitbringen müssen, wechseln sie in den GT-Sport. Da besteht eine realistischere Möglichkeit, mit dem Rennsport wirklich Geld zu verdienen und davon leben zu können.