Die VLN-Saison 2013 hatte einiges zu bieten: Ein verspäteter Auftakt, tragische Rennen und am Ende strahlende Überraschungssieger. Motorsport-Magazin.com lässt das kuriose Jahr der beliebten Langstreckenserie auf dem Nürburgring noch einmal Revue passieren.

Schnee verhindert Auftakt

Mitte März, Frühlingsanfang - und Schnee. Der Saisonauftakt der VLN wurde vom andauernden Winter bestimmt. Nachdem zunächst die Test- und Einstellfahrten verschoben wurden, fiel schließlich auch der erste Lauf, die 60. ADAC Westfalenfahrt, den Bedingungen zum Opfer. "An vielen Streckenabschnitten befindet sich noch Schnee, vor allem in den Auslaufzonen an der Nordschleife", musste Rennleiter Peter Bröcher zu Beginn des Jahres noch feststellen. Da auch für die darauffolgenden Tage keine Besserung in Sicht war, entschieden sich die Verantwortlichen für eine vorzeitige Absage des Rennens.

Erst Mitte April, also rund einen Monat nach dem geplanten Saisonstart, ging es beim DMV 4-Stunden-Rennen um den ersten Rennsieg der Saison. Turbulent ging es dort bereits im Qualifying zu: auf Grund einer Vielzahl von Gelbverstößen im Zeittraining musste die Startaufstellung umfassend korrigiert werden. Der Rennstart verschob sich daher um eine halbe Stunde auf 12:30 Uhr. Die Pole-Position sicherte sich Frikadelli Racing.

Doch der Auftakt verlief für das sympathische Team aus Barweiler nicht zufriedenstellend. Eine Kollision mit einem Cup-Porsche auf dem Grand Prix-Kurs zwang die Mannschaft um Klaus Abbelen zur Aufgabe. Der Rennsieg ging stattdessen an Dirk und Jörg Müller sowie DTM-Start Augusto Farfus, der sich mit dem ersten VLN-Lauf auf den großen Langstreckenklassiker, das 24-Stunden-Rennen, vorbereitete. Das Trio im BMW Z4 GT3 von Schubert Motorsport überquerte nach vier Stunden vor Christopher Brück und Jaap van Lagen im Timubli-Porsche sowie dem Schwesterfahrzeug von Martin Tomczyk, Claudia Hürtgen und Jens Klingmann die Ziellinie.

Starkregen und eisige Kälte

Schubert Motorsport siegte beim Auftakt, Foto: Sönke Brederlow
Schubert Motorsport siegte beim Auftakt, Foto: Sönke Brederlow

Nur 14 Tage später ging es mit dem 55. ADAC ACAS H&R-Cup auf der Nordschleife weiter. Erneut sorgte jedoch das Wetter für Sorgenfalten: es schneite zwar nicht, doch starker Regen und eisige Kälte erschwerte die Bedingungen. Die beiden Ferrari F458 von GT Corse nahmen das Rennen sogar gar nicht erst auf, nachdem schon im Zeittraining deutlich wurde, dass sie die Reifen nicht auf die nötige Betriebstemperatur bringen konnten. Aus Sicherheitsgründen entschied sich das Team schließlich dazu, die beiden Italiener in der Garage zu belassen. Auch der Ford GT von Jürgen Alzen Automotive konnte den zweiten VLN-Lauf nach einem Unfall im Zeittraining nicht aufnehmen.

Über die Pole-Position freute sich zunächst Uwe Alzen, der zusammen mit Philipp Wlazik und Alexander Margaritis seinen BMW Z4 GT3 steuerte. Doch die Freude währte nicht lange: Kurz nach dem Zeittraining bekam der Nordschleifen-Routinier eine Strafversetzung aufgebrummt. Die Pole-Position erbte somit der ROWE-SLS von Sven Hannawald, Thorsten Drewes und Lance-David Arnold. Bereit beim Start übernahm jedoch der Audi R8 LMS ultra von Marcel Fässler und Frank Stippler die Führung, die er bis zum Ende nicht wieder hergab. Das Duo von Phoenix Racing sicherte somit den Sieg beim 55. ADAC ACAS H&R-Cup. Dirk Adorf, Martin Tomczyk und Jens Klingmann (Schubert Motorsport) wurden Zweite, Pierre Kaffer, Norbert Siedler und Marco Seefried (Timbuli Racing) komplettierten das Podest.

Todesfall überschattet Rennen

Der Samstag der 44. Adenauer Simfy Trophy begann gewöhnlich. Im 90-minütigen Zeittraining schnappten sich Norbert Siedler, Marco Seefried und Marc Basseng im Timbuli-Porsche die Pole-Position. In der Anfangsphase des Rennens entwickelte sich schließlich ein Zweikampf um die Führung. Johannes und Ferdinand Stuck sowie Frank Stippler machten den Polesittern im Audi R8 LMS ultra von Phoenix Racing Druck. Doch die Reifenschäden schlugen zu: Nicht nur der Frikadelli-Porsche, auch ein ROWE-SLS sowie die beiden Porsche 911 GT3 R von Timbuli Racing mussten mit einem Plattfuß die Box ansteuern.

Wolf Silvester verstarb beim dritten VLN-Lauf aufgrund gesundheitlicher Probleme, Foto: Jan Brucke/VLN
Wolf Silvester verstarb beim dritten VLN-Lauf aufgrund gesundheitlicher Probleme, Foto: Jan Brucke/VLN

Nach rund 2,5 Stunden wurde das Rennen jedoch mit der roten Flagge abgebrochen. Lange Zeit herrschte unter Piloten und Fans Unklarheit über die Gründe. Um kurz nach drei Uhr bestätigte die Rennleitung schließlich den Tod eines Piloten. Bonk-Fahrer Wolf Silvester verstarb aufgrund gesundheitlicher Probleme während des Rennens. Da zum Zeitpunkt des Abbruchs der Audi R8 LMS ultra von Johannes und Ferdinand Stuck sowie Frank Stippler das Feld anführte, darf sich das Trio auch als Rennsieger in die Geschichtsbücher eintragen. Hinter dem Ingolstädter lagen Martin Ragginger und Sebastian Asch im Falken-Porsche. Christopher Haase und Harold Primat (Phoenix Racing) komplettierten die Top-Drei. Eine Siegerehrung fand aufgrund der Geschehnisse nicht statt.

Turbulente Hitzeschlacht

Beim 53. ADAC Reinoldus Langstreckenrennen feierte Frikadelli Racing endlich den ersten Gesamtsieg in der VLN Langstreckenmeisterschaft. Klaus Abbelen, Patrick Pilet und Patrick Huismann überquerten nach vier Stunden vor Max Sandritter, Dominik Baumann und Abdulaziz Al Faisal im BMW Z4 GT3 von Schubert Motorsport die Ziellinie. Georg Weiss, Oliver Kainz, Jochen Krumbach und Michael Jacobs komplettierten im Wochenspiegel-Porsche das Podium. Für eine Überraschung sorgte bereits am Vortag des Rennen ROWE Racing. Nach Meinung von Teaminhaber Michael Zehe wurden die GT3-Fahrzeuge von Audi und Porsche nach der zu diesem Zeitpunkt gültigen 'Balance of Performance' deutlich bevorteilt. Für Rowe Racing macht die Teilnahme am Vier-Stunden-Rennen somit keinen Sinn, so dass man die Fahrzeuge am Freitag zurückzog.

ROWE: Erst Rückzug, dann Rennsieg, Foto: Patrick Funk
ROWE: Erst Rückzug, dann Rennsieg, Foto: Patrick Funk

Erst beim Saisonhighlight der VLN, dem Opel 6h ADAC Ruhr-Pokal-Rennen, kehrte die Mercedes-Truppe wieder zurück - und wie! Während sich Phoenix Racing noch die Pole-Position schnappte, schlug ROWE Racing im Rennen zurück. Jan Seyffarth, Nico Bastian und Lance-David Arnold schnappten sich den ersten Mercedes-Sieg der Saison. Bei wechselhaften Bedingungen setzte die Mannschaft auf die richtige Strategie und überquerte damit vor zwei Audi R8 LMS von Phoenix Racing die Ziellinie.

Beim 36. RCM DMV Grenzlandrennen war es schließlich Manthey Racing, die den ersten Sieg der laufenden Saison feiern konnten - und dann gleich einen Doppelerfolg. Jochen Krumbach, Jörg Bergmeister und Lucas Luhr siegten vor dem Cup-Porsche von Christian Menzel und Wolfgang Kohler. Letztere nutzten vor allem die widrigen Wetterbedingungen aus, denn starker Regen spielte den Cup-Porsche in die Karten. Wenige Minuten vor Ablauf der vier Stunden wurde der Niederschlag so stark, dass sich die Rennleitung zu einem vorzeitigen Abbruch entschied. Adam Osieka, Dominik Brinkmann und Steve Jans, ebenfalls in einem Cup-Porsche von GetSpeed, komplettierten das Podest.

Dörr-McLaren & Busch-R8 überraschen

Auch der 45. ADAC Barbarossapreis Ende September hatte vieles zu bieten: Eine turbulente Anfangsphase, ein Massencrash der Favoriten und schließlich ein packendes Finale. Am Ende waren Maxime Martin und Nick Catsburg im BMW Z4 GT3 von Marc VDS erfolgreich. Das Duo hielt sich aus allen Scharmützeln heraus und siegte schließlich vor dem Frikadelli-Porsche von Patrick Huismann, Klaus Abbelen, Sabine Schmitz und Patrick Pilet. Überraschend stark zeigten sich auch Rudi Adams und Arno Klasen (Dörr Motorsport), die das Podium komplettierten damit den ersten Podestplatz des McLaren feierten.

Die Busch-Brüder siegten im Audi R8 LMS ultra, Foto: Patrick Funk
Die Busch-Brüder siegten im Audi R8 LMS ultra, Foto: Patrick Funk

Beim vorletzten VLN-Lauf, dem ROWE DMV 250-Meilen-Rennen, sorgte Dörr Motorport für eine weitere Überraschung. Arno Klasen und Rudi Adams sicherten sich im McLaren die Pole-Position. Im Rennen triumphierte allerdings Twin Busch Motorsport. Die beiden Brüder Marc und Dennis Busch setzten sich gegen die starke Konkurrenz durch und feierten ihren ersten Gesamtsieg in der VLN Langstreckenmeisterschaft. Sowohl der Frikadelli-Porsche als auch der Alzen-Z4 hatten schließlich das Nachsehen, komplettierten aber immerhin das Podest.

Krimi um die Meisterschaft

Beim Saisonfinale, dem 38. DMV Münsterlandpokal, war erneut Phoenix Racing siegreich. Marc Basseng, Christian Mamerow und Laurens Vanthoor erreichten vor Frikadelli Racing das Ziel, doch der Blick fiel beim Finale ausnahmsweise nicht auf den Gesamtsieg, sondern auf die Renault Clio Cup-Klasse. Denn die neuen Champions der VLN heißen Dirk und Tim Groneck. Den Brüdern reichte ein vierter Platz in der Cup3-Klasse, um sich im letzten Rennen gegen das Wochenspiegel Team Manthey sowie Raeder Motorsport durchzusetzen. Doch der Titelgewinn lief für Groneck Motorsport nicht problemlos...

Die Groneck-Brüder zitterten sich zum Titel, Foto: Patrick Funk
Die Groneck-Brüder zitterten sich zum Titel, Foto: Patrick Funk

Im Streckenabschnitt Hatzenbach kollidierte der Clio beim Überrunden mit einem BMW. Zwar konnte das Duo den Fronttriebler zurück an die Box bringen, dort mussten jedoch grobe Karosseriearbeiten vorgenommen werden. Auf dem siebten Rang der Cup3-Klasse ging es für die Brüder zurück auf die Strecke - zu wenig zum Titelgewinn, denn der Wochenspiegel-Porsche lag zu diesem Zeitpunkt in der SP7 souverän in Führung.

Stück für Stück arbeiteten sich die Renn-Brüder wieder nach vorne und lagen rund eine Stunde vor dem Ende schließlich auf dem fünften Rang. Nach dem Unfall eines Kontrahenten rutschten sie sogar auf die vierte Position nach vorne. "Das ist einfach der Wahnsinn", freute sich Tim Groneck. "Wir sind waschechte Hobbypiloten und fahren einfach nur aus Spaß am Motorsport." Auch der Klassensieg des Wochenspiegel-Porsches konnte an dem Titelgewinn von Groneck Motorsport schließlich nichts mehr ändern. Dirk und Tim Groneck sind die neuen VLN-Champions 2013.