Auch der achte Lauf der VLN Langstreckenmeisterschaft hatte für Manthey-Racing zwei Seiten: Bei zunächst widrigen Witterungsbedingungen feierte das Team von Olaf Manthey den erneuten Sieg in der Klasse der Cup-Porsche durch Menzel/Kohler, hatte jedoch an zwei kurz aufeinander folgenden Antriebswellen-Defekten des Wochenspiegel- und dann des bis dahin führenden gelbgrünen Porsche hart zu knabbern.

Zum Start des Rennens, der aufgrund des morgendlichen Nebels deutlich verzögert erst gegen 13:23 Uhr erfolgte, wandte Manthey-Racing die erfolgreiche Taktik vom siebten Lauf an und holte den gelbgrünen RSR schon in Runde zwei zum Stopp an die Box. Damit war der Grundstein gelegt für die Übernahme der Führung durch Porsche-Werkspilot Jörg Bergmeister, denn als der erste Durchgang der Boxenstopps im gesamten Feld absolviert war, fand sich der nur von Startplatz 35 ins Rennen gegangene Porsche 911 GT3 RSR mit der Startnummer 145 an der Spitze wieder und kontrollierte im Folgenden das Renngeschehen über weite Strecken der Distanz, auch nachdem Stammpilot Jochen Krumbach das Volant übernommen hatte.

Knapp eine Stunde vor Schluss dann das unerwartete Aus für den "Dicken" auf Podiumskurs: Aufgrund einer defekten Antriebswelle musste Luhr, der erst eine Runde zuvor ins Cockpit geklettert war, den schnellen SP8-Elfer abstellen. "Zwei Mal den Gesamtsieg vor Augen, zwei Mal durch technischen KO ausgefallen - das ist schon sehr bitter", resümierte Krumbach nach seiner furiosen Fahrt. "Meine Enttäuschung ist groß, denn wir haben das Rennen an der Spitze des Feldes kontrolliert."

Mit 8:09.297 Minuten sicherte Bergmeister die schnellste Rennrunde für das Manthey-Team, zudem brillierte er in seinem Stint mit stetigen Zeiten unter 8:20 Minuten: "Ganz ehrlich - lieber ganz oben auf dem Siegerpodium, als an der Spitze des Zeitentableaus!"

Noch vor dem gelbgrünen RSR ereilte das Trio des Wochenspiegel-Porsche ebenfalls ein Antriebswellenschaden. Die in der SP7 genannten Georg Weiss, Oliver Kainz und Michael Jacobs hatten von Startplatz 13 kommend den Sprung in die Top Ten und die für die Meisterschaftswertung so wichtige Klassenführung bereits erreicht, als auch sie in aussichtsreicher Fahrt zu Pechvögeln mutierten.

"Obwohl die Manthey-Mechaniker alles gegeben haben, hat der Austausch der Antriebswelle hinten links fast eine halbe Stunde gedauert. Damit war das Rennen für uns gelaufen", sagte Weiss. "Wir liegen jetzt 4,65 Punkte hinter den Meisterschaftsführenden und haben nur noch ein Rennen vor uns. Aus einer großen Chance nach vielen Jahren endlich einmal wieder einen Wagen aus einer der sogenannten großen Klassen zum Ende der Saison ganz vorne zu sehen, ist jetzt nur ein kleiner Funken Hoffnung geblieben." Am Ende notierte der Wochenspiegel-Porsche auf dem 52. Gesamtrang und dem neunten in der Klasse.

Teamchef Olaf Manthey fand deutliche Worte der Kritik im Hinblick auf die identischen Schäden an seinen RSR: "Durch das Wellendebakel bedingt, haben wir heute einen sicheren Gesamtsieg verschenkt und mit großer Wahrscheinlichkeit auch die Meisterschaft für das Wochenspiegel-Team verspielt! Das Thema ist nun schon seit vielen Jahren bei Porsche anhängig. Ich kann nicht fassen, dass es niemandem gelingt eine haltbare Antriebswelle für die Top-Elfer zu bauen und Team, Piloten, Partner um die Lorbeeren der Arbeit gebracht werden! Diese Situation ist wirklich zum K…!"

Cup-Erfolg für Menzel & Kohler

Menzel/Kohler gewannen die Cup-Klasse, Foto: Patrick Funk
Menzel/Kohler gewannen die Cup-Klasse, Foto: Patrick Funk

Einmal mehr lag es am leistungsschwächsten Neunelfer der Manthey-Mannschaft die Kohlen für die Meuspather aus dem Feuer zu holen: Christian Menzel und Wolfgang Kohler lagen bereits in der teaminternen Startaufstellung auf Rang eins und sorgten anschließend mit furioser Pace für Gesamtrang sechs sowie die beste Platzierung eines MR-Porsche beim achten Lauf! Kontinuierlich in den Top-Ten unterwegs, sicherte sich das Fahrerduo bei trockenen Streckenbedingungen einen klaren Sieg in der hart umkämpften Klasse der Cup-Porsche.

Lokalmatador Menzel war dabei voll des Lobes hinsichtlich seines Co-Fahrers: "Was der Wolfgang hier als spätberufener Motorsportaktiver abruft und umsetzt, ist der Hammer! Er hat nochmals einen großen Schritt nach vorne gemacht! Unsere Stints sind jetzt viel ausgeglichener." Und auch der ansonsten sehr selbstkritische Gelobte, zeigte sich mit der Resultats-Ausbeute als auch der eigenen Performance im Reinen: "Es war heute einfach geil! Ich bin mit mir sehr zufrieden, da ich die vor Christian herausgefahrene Position halten konnte. Dass ich dabei auch noch meine persönliche Bestzeit von 8:36 Minuten gefahren bin, ist das Sahnehäubchen!"

Die erfolgreiche Rückkehr des einzigen von Manthey vorbereiteten Porsche 911 GT3 Cup S konnten Marco Schelp und Michael Tischner feiern. Der kurzfristigen Nominierung für Lauf acht folgte die erfolgreiche Suche von Schelp nach einem Nordschleifen-erfahrenen Co, welchen er in VLN-Rückkehrer Tischner fand. Letztgenannter war der VLN-Gemeinde von sehr erfolgreichen Einsätzen auf deutlich leistungsschwächeren BMW bekannt. Doch auch der erste Einsatz des Hobbyracers auf einem Porsche verlief erfolgreich.

"Es hat sehr viel Spaß gemacht, auch wenn ich natürlich einen Heidenrespekt vor dem Wagen hatte, ist er doch um einiges schneller, als das bisher von mir bewegte Material", so Tischner, der mit einer 8:52er Runde seine persönliche Bestzeit einfahren konnte. Schelp freute sich gleich zweifach: Zum Einen feierte der Berliner seine erste Zielankunft auf dem Cup S, zum Anderen brachte der Einsatz nicht nur viel Spaß, sondern am Ende auch einen mehr als respektablen 15. Gesamtrang.

Ebenfalls als neu formiertes Fahrerduo gingen Otto Klohs und Connor de Phillippi ins Rennen! Der Porsche-Werksjunior konnte auf erst ein VLN-Rennen auf einem Cup-Porsche verweisen, machte aber einen so guten Job bei seinem ersten Einsatz auf einem GT3 R, dass Klohs nicht mit Lob sparte: "Es ist natürlich ein großer Schritt gewesen für ihn, aber er hat einen tollen Job gemacht! Ich würde mich sehr freuen, wenn Connor ein weiteres Mal als mein Co an den Ring zurückkehrt!" Mit Rundenzeiten unter 8:30 Minuten hatte der junge Amerikaner großen Anteil am sechszehnten Gesamtplatz. Ein zusätzlicher Boxenstopp im Laufe des ersten Stint hatte verhindert, dass der Porsche mit der Startnummer 12 weiter vorne im Klassement notiert wurde.

Pinta-Porsche verunfallt im Qualifying

Glück im Unglück hatte Robert Renauer, der als Co von Michael Illbruck im Pinta-Porsche wieder in die VLN zurückkehrte! Im Qualifying im sechsten Gang auf der Döttinger Höhe unterwegs, brach ein Zapfen an der Aufhängung der Hinterachse des Porsche 911 GT3 R, gefolgt von einem Highspeedeinschlag in die Streckenbegrenzung. Renauer konnte dem verunfallten Elfer völlig unverletzt entsteigen.

"Ich bin so froh, dass Robert nichts passiert ist und auch Norbert Siedler, der mit seinem Wagen dem sich drehenden Elfer ausweichen musste, und dadurch selbst verunfallte", stellte Illbruck fest. "Ich gehe nach einem ersten Blick auf den Wagen davon aus, dass er mit Hilfe des Manthey-Teams zum Saisonabschluss wieder intakt auf seinen Rädern steht, so dass Robert und ich auch wieder an Lauf neun teilnehmen können."