Die letzten elf Rennen der WSBK-Saison 2018 gewann Jonathan Rea allesamt. Seit der Ankunft von Alvaro Bautista mit Beginn des Jahres 2019 in Superbike-WM hat nun aber der Spanier elf Rennen in Serie gewonnen. Rea ist zur klaren Nummer zwei in der Hackordnung der WSBK geworden und muss sich so in einer Position zurechtfinden, die er seit Jahren nicht mehr kennt.

In den vergangenen vier Saisons holte sich Rea jedes Mal den Superbike-WM-Titel. Sein Vorsprung auf den Vizeweltmeister betrug dabei im Schnitt 131,25 Punkte, also mehr als fünf Rennsiege. Zum letzten Mal beendete Rea 2014 eine Saison nicht als Weltmeister, damals war er aber noch auf der unterlegenen Honda CBR1000RR unterwegs.

Schwierige Zeiten also für Rea, der sich aber als britischer Gentleman erweist und viel Lob für die Leistungen von Alvaro Bautista übrig hat. "Alvaro macht einen super Job. Wenn er mich um zehn Sekunden schlägt, dann muss ich nach keinen Ausreden suchen. Das ist schwer zu akzeptieren, aber ich kann es nur hinnehmen und gratulieren", erklärt er im Interview mit 'Marca'. "Wir müssen weiter hart arbeiten. Es kommen Strecken, die mehr sehr liegen. Natürlich werde ich nicht mehr dominieren, wie in der Vergangenheit, aber ich werde näher dran sein."

Rea: Kritik an Ducati-Konzept

Bei allem Lob für Bautista stößt sich Rea aber doch an der Strategie Ducatis, das mit der Panigale V4 R zur Saison 2019 ein neues Motorrad brachte, welches der Konkurrenz in seiner als Homologationsbasis dienenden Straßenversion um Längen voraus ist. Ein Blick auf die Preisschilder der Superbikes deutet das bereits an. Eine Panigale für die Straße kostet 39.900 Euro, die Kawasaki Ninja fast 10.000 Euro weniger. Yamaha und Co. liegen teils noch deutlich darunter.

So nah ist Rea meist nur in den ersten Runden an Bautista dran, Foto: Ducati
So nah ist Rea meist nur in den ersten Runden an Bautista dran, Foto: Ducati

"Alvaro hat als Fahrer großes Potenzial, aber ihm steht mit der Ducati auch eine echte Waffe zur Verfügung. Das ist ganz klar", so Rea. "Ducati sagt ja selbst, dass es eigentlich eine MotoGP-Maschine ist. Es freut mich für sie, aber ich mache mir Sorgen um die Meisterschaft, wenn Honda, Yamaha oder Kawasaki jetzt auch mit Straßenmaschinen um 40.000 Euro nachlegen. Die WSBK sollte eigentlich ausgeglichen sein und auch privaten Teams eine Chance geben, konkurrenzfähig zu sein."

Problem nicht gelöst, nur anderer WSBK-Dominator

Bautistas Dominanz ist nicht gut für den Sport, so die Meinung von Rea: "Leider war die Superbike-WM für viele Leute in den letzten Jahren langweilig oder berechenbar, weil ich vier Jahre in Folge gewonnen habe. Diese Leute freuen sich jetzt wahrscheinlich, weil es einen anderen Sieger gibt, aber die Realität ist, dass es für unsere Meisterschaft ein Desaster ist. Eigentlich hätte sich ja etwas ändern sollen. Ich weiß nicht, wie uns das gelingen kann. Ich hoffe nur, dass die Superbike-WM weiterhin Fans anziehen kann. Ich bin seit vielen Jahren Teil dieser Serie und wünsche mir, dass es ihr gut geht."

Reas Kritik an der derzeitigen Situation der Superbike-Weltmeisterschaft kam bei vielen Fans und Beobachtern nicht gut an. Sie wurde teils als Jammerei abgestempelt. "Ich beschwere mich nicht, ich sage nur die Wahrheit", stellt Rea klar. "Ich rede ja mit den anderen Fahrern und sie haben dieselbe Meinung. Ich stehe halt leider mehr im Fokus der Öffentlichkeit und wenn ich dann solche Äußerungen tätige, heißt es eben, dass ich mich beschwere."