Die Superbike-WM fristet seit Jahren ein Dasein im Schatten des großen Bruders MotoGP. Obwohl die Markenvielfalt größer ist als in der MotoGP, gilt die seriennahe Meisterschaft als zweite Liga im Motorradsport. Verantwortlich dafür sind die aktuell erdrückende Dominanz von Kawasaki und Ducati sowie die hochgestochene Elektronik der Motorräder. Um das zu ändern, muss das Regelbuch gravierend umgeschrieben werden, wie Dorna-CEO Carmelo Ezpeleta gegenüber Cycleworld.com forderte.

"Die Regeln müssen sich für die Saison 2018 ändern. Darin sind sich alle Hersteller einig", gewährt Ezpeleta einen kleinen Einblick in das Geschehen hinter den Kulissen. Konkrete Ideen liegen auch schon auf dem Tisch, wie der Spanier weiter ausführte: "Sie alle stimmen praktisch zu, die Regeln der Superstock 1000 auch in der Superbike-WM anzuwenden. Dazu diskutieren wir die Einführung einer Einheits-ECU, so wie in der MotoGP." Dass dieser Schritt Früchte trägt, zeigt sich bereits in der MotoGP.

Seit zur Saison 2016 die Einheitselektronik eingeführt wurde, ist das Feld wesentlich enger zusammengerückt. Gerade Honda hat hier seinen eigenen Vorteil zum Wohl der Meisterschaft aus der Hand gegeben. Bei den Superbikes hingegen darf die Elektronik noch frei entwickelt werden. Ergebnis: 45 von 48 möglichen Podiumsplätzen sind in der bisherigen Saison an die vier Werksfahrer von Kawasaki und Ducati gegangen. Natürlich sei an dieser Stelle auch der Einfluss des neuen Reifenausrüsters Michelin nicht außer Acht gelassen, der ebenso zur neuen Unberechenbarkeit in der MotoGP beiträgt.

Klare Sache: Kawasaki und Ducati dominieren die Serie seit Jahren, Foto: Ducati
Klare Sache: Kawasaki und Ducati dominieren die Serie seit Jahren, Foto: Ducati

Dorna-CEO Ezpeleta: Superbike-WM muss zurück zu den Wurzeln

Die Marschrichtung ist aber ganz klar erkennbar: Es soll für die Superbike-WM wieder zurück zu den Wurzeln gehen. "Wir müssen zurück zum eigentlichen Prinzip der Serie. Heute sind die Superbikes mehr Prototypen als seriennahe Motorräder und das geht einfach nicht", so Ezpeleta. Was hinter Ezpeletas Argumentation steckt, ist klar: Mit der MotoGP gibt es bereits eine etablierte und beliebte Motorrad-Weltmeisterschaft, bei der die besten Piloten auf Prototypen antreten, die auf maximale Performance getrimmt sind.

Die Superbike-WM kann daher nur verlieren, wenn sie in einen Prototypen-Wettstreit gegen die MotoGP eintritt. So deutlich sieht und formuliert es zumindest Ezpeleta: "Die Superbike-WM ist eine Meisterschaft für seriennahe Motorräder. In der Vergangenheit wollte diese Serie gegen die MotoGP kämpfen, aber das funktioniert nicht. Man kann nicht mit der MotoGP konkurrieren." Der Schritt zu Superstock-Regelwerk und Einheitselektronik ist für die WSBK also nicht nur einer im Sinne größerer Abwechslung, sondern auch zur Profilierung der Serie.