So viel Aggression hat man in der Superbike-Weltmeisterschaft lange nicht mehr gesehen. Chaz Davies und Jonathan Rea liefern sich aktuell einen heftigen Krieg der Worte. Auslöser dafür war ein Zwischenfall in der Superpole am vergangenen Wochenende in Assen. Rea war dabei langsam auf der Ideallinie unterwegs und störte Davies auf dessen schneller Runde. Der war stinksauer, boxte Rea direkt nach der heiklen Situation und beschimpfte ihn wenig später im Parc ferme.

"Du hast mich gefickt!"

"Ich musste mein Bike aufrichten, sonst hätte ich dich abgeräumt, du Arsch!"

"Nächstes Mal knalle ich dir innen rein, dann wirst du sehen was passiert. Verpiss dich!"

Das waren nur einige der Dinge, die Davies Rea nach dem Qualifying an den Kopf warf. Am Mittwochabend, also vier Tage nach der Superpole von Assen, legte der Ducati-Pilot auf seiner Facebook-Seite noch einmal nach. Die wichtigsten Passagen aus seinem 1.471 Wörter langen Statement, in dem er Jonathan Rea nur als #65 - Reas Stammnummer - bezeichnet:

"Es gibt nicht viele gefährlichere Dinge in unserem Sport, als Fahrer, die langsam auf der Ideallinie unterwegs sind."

"Ich sah #65 als ich aus Kurve fünf gekommen bin. Er blickte in Kurve sechs über seine Schulter, also ging ich davon aus, dass er Platz machen würde. In Kurve sieben war er aber mitten auf der Strecke. #65 drehte sich noch einmal, aber nicht in meine Richtung. Ich wollte ihn daher darauf aufmerksam machen, was gerade passiert war, also habe ich ihn auf den Arm gehauen und ein paar Gesten an ihn gerichtet."

"Im Parc ferme habe ich ihn dann mittels einer Geste gefragt, was zur Hölle er sich gedacht hat. Er ging aber sofort in die Defensive, meinte er hätte mich nicht gesehen und wäre neben der Ideallinie gewesen. Ein netter Versuch, die Schuld auf mich zu schieben. Er entschuldigte sich überhaupt nicht, dabei hätte er damit die Situation sofort beruhigen können. Ich wollte ihm den Ernst der Lage noch einmal klar machen, aber seine Arroganz war unglaublich. Daraufhin habe ich ihn beleidigt und später reichte er mir widerwillig die Hand, aber da war es für mich schon zu spät dafür. Mir schien es nicht ernst gemeint, also habe ich es abgelehnt."

"Er hatte Spaß daran, den Medien zu erzählen, wie toll es war, meinen Frust zu sehen. Wenn es dir gefällt, das Leben anderer Fahrer zu riskieren: Schön für dich!"

"Ich würde sogar von einem Neuling mehr Fairness erwarten und erst recht von einem zweifachen Weltmeister."

"#65 hat mich gesehen und sowohl sich selbst als auch mich mit seinen hinterlistigen Spielchen in Gefahr gebracht."

"Ich bin mir absolut sicher, dass der Vorfall kein Zufall war. Einige Fahrer haben mir am Samstag geschrieben, dass sie in der Vergangenheit in ähnlichen Situationen mit #65 fahren. Wenn er dich als Gefahr sieht, dann ist er bereit, solche Karten auszuspielen."

"#65, du bist ein ausreichend guter Fahrer ohne solche Spielchen. Also hör auf mit diesem Scheiß! In dieser Situation hast du es zu weit getrieben. Machen wir in Imola wieder mit hartem und fairem Racing so wie früher weiter!"

Widersache Jonathan Rea legte seine Sicht der Dinge hingegen in seiner persönliche Kolumne bei 'MCN' dar:

"Ich bin Chaz völlig unabsichtlich in die Quere gekommen. Was dann passiert ist, war völlig lächerlich. Nachdem er mich auf der Strecke geschlagen hat, wollte ich die Sache im Parc ferme etwas beruhigen und habe versucht, mit Chaz zu sprechen. Er hat mich nur beschimpft, während ich versucht habe ruhig zu bleiben. Sogar nach seinem Ausraster habe ich ihm die Hand gereicht, aber er hat meine Entschuldigung abgelehnt."

"Was mich am meisten gestört hat, war, dass Chaz versucht hat, mich als schlechten Sportsmann hinzustellen. Als hätte ich das absichtlich gemacht! Ich könnte darüber noch ewig weiterreden, aber ich behalte meine Meinung über Chaz lieber für mich selbst."