Diesen Freitag wird Jonathan Rea am liebsten wieder aus seinem Gedächtnis streichen wollen. Der amtierende Superbike-Weltmeister und Dominator der aktuellen Saison kam in den beiden freien Trainings auf dem Lausitzring nie so richtig auf Touren und verpasste am Ende als Elfter knapp die Top-10. Logische Konsequenz: Der bittere Gang durch die Superpole 1 am Samstag Vormittag.

Ohne Vortest: Rea hadert über fehlende Kawasaki-Erfahrung

"Ich hatte das mit Sicherheit nicht erwartet, aber es ist so wie es ist. Wir haben den Preis dafür gezahlt, dass wir nicht mit unseren Renn-Motorrädern hierhergekommen sind, als all die anderen Teams testen waren", fügt sich Rea im Gespräch mit der offiziellen Seite der Superbike-WM in sein Schicksal und hadert damit, dass er und Teamkollege Tom Sykes nur mit Straßenversionen der Kawasaki Ninja ZX-10R in der Lausitz getestet haben.

Diese Entscheidung von Kawasaki hat sich also bei Weltmeister Rea böse gerächt, im Gegensatz zu Sykes, der in der kombinierten Liste der beiden freien Trainings den dritten Platz einnimmt. Dabei war es hauchdünn für Rea, 0,069 Sekunden fehlten ihm auf den rettenden zehnten Platz. "Der Abstand zur Spitze beträgt jetzt eine halbe Sekunde, und ich muss als Elfter in die Superpole 1. Es ist einfach supereng. Alles, was ich sagen kann, ist dass unsere wahre Pace etwas besser ist als unsere Platzierung andeutet", hadert Rea mit den engen Abständen.

Vom fehlenden letzten Bisschen und geratenen Getriebeübersetzungen

Generell scheint Rea aber unter der fehlenden Testzeit auf dem Lausitzring stärker zu leiden als Sykes. Überall macht Rea leichte Defizite aus: "Es gibt keine großen Gründe, wir haben nur ein paar kleinere Schwierigkeiten. Es gibt ein paar Bereiche, in denen das Bike etwas besser arbeiten muss. In den engen Sektionen scheint es gut zu funktionieren, denn da kann man als Fahrer selbst viel Input geben. Aber in den langgezogenen Kurven, wo es auf das Bike ankommt, dort im dritten Sektor verliere ich sehr viel. Wir sehen uns das heute Nacht an und versuchen, ein bisschen was am Bike zu ändern", spuckt Rea bereits in die Hände.

Rea muss und will das Beste aus der Extra-Runde durch Superpole 1 machen, Foto: Kawasaki
Rea muss und will das Beste aus der Extra-Runde durch Superpole 1 machen, Foto: Kawasaki

Auch auf eine weitere fatale Konsequenz der entgangenen Testkilometer macht Rea im Interview aufmerksam: "Wir sind hier wirklich mit den Standard-Einstellungen hergekommen, auch mit der Standard-Getriebeübersetzung und haben dann die richtige Übersetzung geraten. Es wäre schön, kein so stressiges Wochenende zu haben, wo wir nicht noch an der richtigen Übersetzung arbeiten müssen. Aber es ist nun mal so, wir sind haben hier nicht getestet und müssen jetzt das Beste aus diesem Fehler machen", ärgert sich Rea.

Rea sieht Superpole 1 am Lausitzring als Chance

Aus diesem Grund versucht der aktuelle WSBK-Champion auch, die Situation nicht nur als Fluch, sondern auch als Segen zu sehen. In Superpole 1 anzutreten bedeutet nämlich auch, 15 zusätzliche Minuten Trainingszeit zu bekommen. Rea spekuliert daher auf einen weiteren Fortschritt dank der zusätzlichen Session: "Morgen kann das aber vielleicht sogar ein Vorteil sein, dass wir durch die Superpole 1 müssen. Die 15 Zusatz-Minuten werden essenziell sein, denn dann können wir vielleicht noch einen Schritt nach vorn machen", hofft Rea. In den Rennen soll dann das Blatt gewendet werden.