Die Superbike-WM erwacht wieder aus ihrem Sommerschlaf! Etwas mehr als zwei Monate nach dem letzten Event trifft sich das WSBK-Feld am kommenden Wochenende zum deutschen Gastspiel auf dem Lausitzring, wo das zehnte Rennwochenende der Saison 2016 ausgetragen wird. Gleichzeitig läutet der Lausitzring auch den Endspurt des Jahres ein: Die letzten vier Rennwochenenden des Jahres finden innerhalb der nächsten sechs Wochen statt.

Kawasaki vor Lausitzring: Premiere im Titelkampf

In Laguna Seca machte Tom Sykes wieder Punkte gut auf Jonathan Rea, Foto: WSBK
In Laguna Seca machte Tom Sykes wieder Punkte gut auf Jonathan Rea, Foto: WSBK

Sowohl für Jonathan Rea, als auch für Tom Sykes ist das Event auf dem Lausitzring eine Premiere: Beide waren in ihrer WSBK-Karriere noch nie auf diesem Kurs unterwegs. Daher organisierte Kawasaki während der Sommerpause einen Privattest für seine Piloten, damit diese sich auf ihrer Straßen-Ninja ZX-10R auf den Kurs einschießen konnten. "Es war gut, auf einem für mich neuen Kurs ein bisschen Streckenzeit zu bekommen. Das war wichtig, weil unsere Gegner hier getestet haben", bedankt sich Rea bei seinem Arbeitgeber für diese Möglichkeit.

Mit dieser Hilfe will Rea sein selbstgestecktes Ziel erfüllen: "Mein Fokus liegt jetzt darauf, die WM-Führung auszubauen." Doch der Vorsprung auf Teamkollege Sykes ist vor der Sommerpause auf 46 Punkte geschmolzen. Vom Titel spricht Sykes aber nicht: "Ich freue mich sehr darauf, wieder auf meine Ninja ZX-10R zu steigen und versuche, aus unserer Pace vor der Sommerpause Kapital zu schlagen." Der Anfang soll auf dem Lausitzring gemacht werden, dessen Layout Sykes zusagt: "Es gibt zwar Stellen, an denen die Strecke relativ eng ist, aber das Layout gefällt mir und die Strecke an sich ist auch gut."

Ducati vor Lausitzring: Bodenwellen bereiten Sorgenfalten

Chaz Davies ist besorgt wegen der Bodenwellen auf dem Lausitzring, Foto: WSBK
Chaz Davies ist besorgt wegen der Bodenwellen auf dem Lausitzring, Foto: WSBK

Für das Ducati-Werksduo Chaz Davies und Davide Giugliano konnte die ewig lange Sommerpause nicht schnell genug vergehen. Kein Wunder, waren sie doch in Laguna Seca bis zuletzt im Kampf um den Sieg dabei. Auch die Testfahrten auf dem Lausitzring und in Misano verließen sie mit einem guten Gefühl. "Wir haben bei den letzten Testfahrten einen klaren Schritt nach vorne gemacht", ist Chaz Davies überzeugt. "Beide Male habe ich das Gefühl gefunden, nach dem ich gesucht habe und bin zufrieden wieder von der Strecke abgereist."

Doch trotz aller Fortschritte, der Lausitzring sorgt auch für Skepsis im Lager der Roten. "Die Strecke ist eine Herausforderung und ziemlich wellig, daher ist es essentiell, ein gutes Setup herauszuarbeiten", merkt Davies an. Teamkollege Davide Giugliano gibt sich vor dem Rennwochenende ebenfalls zurückhaltend: "Die Strecke hat sehr viele Bodenwellen und gehört nicht zu meinen Favoriten im Hinblick auf das Layout. Aber wir geben unser Bestes, nachdem wir bei den Testfahrten einige wichtige Daten sammeln konnten."

Honda vor Lausitzring: Privattest gibt Zuversicht

Michael van der Mark hat WM-Rang vier im Visier, Foto: Honda
Michael van der Mark hat WM-Rang vier im Visier, Foto: Honda

Honda bläst zur Attacke. Nach einer ersten Saisonhälfte mit einigen Ups und Downs ist das Ziel nach der Sommerpause klar. Konstanz soll Einzug halten und so ein Sprung nach vorne in der Weltmeisterschaft gelingen. "Rang vier ist unser klares Ziel", hält Michael van der Mark fest. Aktuell ist der Niederländer Gesamtfünfter, liegt aber punktegleich mit Davide Giugliano, der P4 einnimmt. Auch Teamkollege Nicky Hayden darf sich noch Chancen auf Rang vier ausrechnen. Ihm fehlen nur zwölf Punkte.

Der Lausitzring sollte den Honda-Piloten jedenfalls nicht allzu große Probleme bereiten. Das Team testete in Deutschland bereits in der Sommerpause. "Wir konnten bereits ein ganz gutes Setup finden", freute sich Nicky Hayden. "Das Motorrad haben wir auf jeden Fall weiter verbessert, so wie schon das gesamte Jahr."

Yamaha vor Lausitzring: Zurück zu den Wurzeln

Zuletzt saß Sylvain Guintoli in Imola im Sattel seiner Yamaha R1, Foto: Yamaha
Zuletzt saß Sylvain Guintoli in Imola im Sattel seiner Yamaha R1, Foto: Yamaha

Nach einem aufregendem Sommer mit dem Sieg in Suzuka und dem Gastspiel als Ersatz für Bradley Smith in der MotoGP geht Alex Lowes wieder zum normalen Tagesgeschäft über. Aber auch für Yamaha selbst heißt es "Back to normal", denn auch Sylvain Guintoli kehrt nach vier Monaten Verletzungspause wieder zurück. Mit dem ursprünglichen Fahrer-Lineup soll im Endspurt nochmal angegriffen werden. "Rennfahren kann durch nichts ersetzt werden. Nichts gibt dir ein vergleichbares Gefühl wie der Wettkampf und das Rennfahren, ich freue mich also schon extrem auf das Wochenende", kann es Rückkehrer Guintoli kaum erwarten, "Hoffentlich kann ich schnell wieder Speed aufbauen, ein Gefühl für die R1 erlangen und den Rest des Jahres genießen."

Schon bei Testfahrten in der Sommerpause konnte sich das Yamaha-Duo auf den Lausitzring einschießen. "Ich glaube, es wird für alle schwierig, da es eine technische Strecke mit einigen schwierigen Abschnitten ist. Aber unser Test verlief gut", blickt Lowes dem Wochenende optimistisch entgegen. Guintoli hingegen ist etwas anderer Meinung: "Ich denke, wir sind uns alle einig, dass der Lausitzring nicht die aufregendste Strecke ist und dazu noch sehr wellig. Wir müssen unser Bestes geben, um ein starkes Resultat zu holen."

Reiterberger vor Lausitzring: Comeback beim Heimspiel

Markus Reiterberger ist pünktlich zum deutschen WSBK-Event wieder fit, Foto: BMW
Markus Reiterberger ist pünktlich zum deutschen WSBK-Event wieder fit, Foto: BMW

Die Fans von Markus Reiterberger dürfen sich freuen: Der Bayer kehrt beim deutschen Gastspiel der Superbike-WM wieder in den Sattel seiner Althea-BMW zurück. Zuletzt in Laguna Seca wurde er von Raffaele De Rosa vertreten. Nun, nach auskurierter Rückenblessur, greift also Reiterberger wieder an. Sein Comeback verkündete er schon beim Promo-Event vor drei Wochen in Frankfurt/Oder, seit letzter Woche hat Reiterberger nun auch die medizinische Freigabe. "Ich freue mich sehr auf den Lausitzring, da es mein Heimrennen ist. Viele meiner Fans, meine Familie, Freunde und Sponsoren werden da sein, das sollte also großartig werden", brennt Reiterberger bereits auf das Event.

"Die letzten Wochen waren nicht leicht. Das war bisher meine schwerste Verletzung, ich musste also viel Phsyiotherapie machen und eng mit den Ärzten zusammenarbeiten, um so schnell wie möglich wieder zurückzukommen", berichtet Reiterberger. Dennoch sieht er dem Wochenende positiv entgegen: "Ich fühle mich gut und glaube, dass ich zwei gute Rennen zeigen kann an diesem Wochenende. Zuerst muss ich wieder ein Gefühl für meine BMW aufbauen, um mich dann im Laufe des Rennwochenendes wieder zu verbessern. Ich bin etwas nervös und nach solch einer langen Pause wird es gewiss nicht einfach, aber ich freue mich."

Die Superbike-WM 2016 bisher

Weltmeister Jonathan Rea drückt auch der WSBK-Saison 2016 seinen Stempel auf. Acht von 18 Rennen gewann Rea bisher. Seine beiden einzigen Verfolger in der WM, Tom Sykes und Chaz Davies, müssen über sich hinauswachsen und gleichzeitig auf Pech von Rea hoffen, wollen sie ihm den WM-Titel in diesem Jahr noch ernsthaft streitig machen. Sykes hat dabei die besseren Karten: nach Reas Ausfall im zweiten US-Lauf und einem eigenen Sieg konnte er den Rückstand auf 46 Punkte reduzieren. Davies fehlen dagegen schon auf Sykes 62 Punkte. Markus Reiterberger musste nach seinem Highsider in Misano das Event in Laguna Seca auslassen und liegt derzeit mit 68 Punkten auf Platz 13 in der Gesamtwertung.

Lausitzring: Strecke und Statistik

Der Lausitzring ist die modernste permanente Rennstrecke in Deutschland. Die Strecke im Bundesland Brandenburg wurde im Jahre 2000 eröffnet und sorgte mit seiner für europäische Verhältnisse einzigartigen Mischung aus Rundkurs und Oval für Aufsehen. Die Superbike-WM fährt auf der 4,255km langen Rundkurs-Variante mit der Motorrad-Schikane am Ende, das heißt die Steilkurve, die auf Start-Ziel führt, wird ausgelassen. 13 Kurven gilt es zu bewältigen, davon geht es sieben Mal links und sechs Mal rechts herum. Im Superbike-Kalender tauchte der Lausitzring 2001 erstmals auf und trug seither in unregelmäßigen Abständen WSBK-Events aus. 2002 und von 2005 bis 2007 startete die Superbike-WM ebenfalls auf dem Lausitzring.

Die Ehre des erfolgreichsten Superbike-Fahrers in Deutschland teilen sich gleich drei Fahrer: Colin Edwards, Carl Fogarty und Noriyuki Haga gewannen jeweils sechs Rennen auf deutschem Boden. Auf dem Lausitzring selbst ist aber ein anderer Pilot ganz oben in der Sieg-Statistik: Troy Bayliss konnte auf dem EuroSpeedway vier Rennen für sich entscheiden und ist damit der einzige WSBK-Pilot, der mehr als einen Sieg auf dieser Strecke holen konnte. Die weiteren Rennsieger auf dem Lausitzring: Colin Edwards, Chris Vermeulen, Lorenzo Lanzi, Yukio Kagayama, James Toseland und Noriyuki Haga.