Nach dem Regenchaos beim Sonntagsrennen in Sepang geht es für viele Fahrer im WSBK-Paddock in heimische Gefilde. Der Großbritannien-Lauf auf dem legendären Donington Park Circuit ist nicht nur das Heimrennen für Weltmeister Jonathan Rea, sondern auch für seine Kollegen Tom Sykes, Chaz Davies und viele mehr. Wer die besten Chancen auf einen Sieg im Vereinigten Königreich hat, könnt ihr in unserer Vorschau zum Großbritannien-Lauf nachlesen.

Doppel-Heimspiel für Kawasaki-Piloten

Jonathan Rea hat bereits für zwei weitere Jahre bei Kawasaki unterschrieben, Foto: Kawasaki
Jonathan Rea hat bereits für zwei weitere Jahre bei Kawasaki unterschrieben, Foto: Kawasaki

Bei Kawasaki wird man auf den Sepang-Lauf mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurückblicken. Zwar erlangte Sykes im ersten Rennen einen unangefochtenen ersten Platz, in zweiten Rennen blieb Rea dann aber der einzige Kawasaki-Pilot, der es mit fast vier Sekunden Abstand auf Sieger Hayden überhaupt aufs Podium schaffte. Aber der Blick aufs Vorjahr sagt dem japanischen Werk nur Gutes voraus. Sykes siegte in beiden Rennen mit einem souveränen Vorsprung von knapp vier und zehn Sekunden vor Teamkollege Rea. Der legendäre Rundkurs scheint für Sykes also ein magischer Ort zu sein.

Warum, weiß der Donington-Meister selbst nicht. "Ich habe keine Ahnung, warum Donington Park in der Vergangenheit so ein so spezieller Ort für mich war", erklärt Sykes. "Die Leute sagen immer, es liege daran, dass ich mich dort wohl fühle, weil es mein Heimrennen ist. Für mich gibt es aber keinen speziellen Grund." Teamkollege Rea ist da ganz anderer Natur. "Ich freue mich sehr, wieder nach Großbritannien zurückzukehren. Viele meiner Fans kommen aus Nordirland, Donington wird sich also anfühlen wie Belfast", lacht der Nordire. Auch nach dem zweiten und dritten Rang aus den Sepang-Rennen hat Rea seine WM-Führung auf souveräne 257 Punkte ausgebaut. Sein Vorsprung auf Verfolger Davies liegt damit bei 42 Zählern.

Große Hoffnungen bei Ducati

Chaz Davies stand in Sepang nur einmal auf dem Podium, Foto: Ducati
Chaz Davies stand in Sepang nur einmal auf dem Podium, Foto: Ducati

Auch für Ducati lief es in Sepang nicht optimal. Nach Davies' Doppelsieg in Imola landete der Waliser in Malaysia nur im ersten Rennen auf dem Podium, Teamkollege Giugliano im Zweiten. Im Vorjahr ist der Großbritannien-Lauf der SBK zwar kein Totalausfall für das Team aus Borgo Panigale gewesen, aber auch kein Grund zur Freude. Gegen Sykes Übermacht fand man ohnehin keine Antwort, für Rea aber auch nicht. Davies wurde in beiden Rennen Dritter. Dementsprechend fällt die Einschätzung der Konkurrenz des Walisers aus: "Es ist nicht einfach, die Konkurrenz zu schlagen, vor allen Dingen Sykes", gibt Davies an. "Letztes Jahr haben wir aber einen Schritt in die richtige Richtung geschafft, nach den Schwierigkeiten von 2014. Das veränderte Getriebe wird uns bestimmt noch eine Extrahilfe sein."

Davies' Teamkollege Giugliano ist vor allem darauf bedacht, sein Ergebnis aus dem ersten Rennen des Vorjahres wieder gut zu machen. Während Davies auf dem Podium landete, beendete der Italiener sein Rennen nur auf Rang 17, am Folgetag wurde er immerhin Fünfter. An mangelnder Schnelligkeit seitens Giugliano liegt es aber nicht, wie dieser bestätigt. "Donington ist eine Strecke, die ich sehr mag und auf der ich gewöhnlich auch ziemlich schnell bin."

Honda: Schlechte Erinnerung für van der Mark

Nicky Hayden siegte in Sepang zum ersten Mal in seiner WSBK-Karriere, Foto: WSBK
Nicky Hayden siegte in Sepang zum ersten Mal in seiner WSBK-Karriere, Foto: WSBK

Zumindest ein Honda-Pilot wird in Donington Park noch immer auf Wolke sieben schweben. Nicky Hayden gewann im verregneten Sepang sein erstes SBK-Rennen, kurz darauf verlobte er sich auch noch mit seiner Langzeit-Freundin. Es gibt also nur gute Neuigkeiten aus dem Hause der MotoGP-Legende zu vermelden. In Großbritannien darf es gern so weitergehen, auch wenn Hayden sich zurückhaltend gibt. "Wir hatten in Sepang offensichtlich ein gutes Ergebnis, aber das ist jetzt ein alter Hut", spielt Hayden seine Freude herunter.

Mit einem WSBK-Bike war der Amerikaner in Donington Park zwar noch nicht unterwegs, Erfahrungen kann er aber trotzdem aufweisen. "Ich bin in den frühen Jahren meiner MotoGP-Karriere schon in Donington gefahren und bis auf ein paar kleine Änderungen ist die Strecke quasi identisch." Für Hayden stehen die Chancen auf einen zweiten Angriff auf den obersten Podestplatz also nicht schlecht. Teamkollege Michael van der Mark bevorzugt es, ins Jahr 2014 zurücksehen, was den britischen Kurs betrifft. Im Vorjahr beendete der Niederländer beide Rennen vorzeitig und strich damit zwei Nuller ein. "Ich fahre gern in Donington und habe aus dem Jahr 2014 gute Erinnerungen." In diesem Jahr war er in der WorldSupersport-Kategorie siegreich.

Yamaha zu zweit, aber ohne Guintoli

Alex Lowes war in Sepang Einzelkämpfer, Foto: Yamaha
Alex Lowes war in Sepang Einzelkämpfer, Foto: Yamaha

In Sepang war Einzelkämpfer Alex Lowes mehr oder minder erfolgreich. Im ersten Rennen landete er auf Platz fünf, im zweiten Durchgang fiel er aus. In Donington ist Lowes' Quote besser, 2015 wurde der Yamaha-Pilot in beiden Rennen Sechster. In jüngster Vergangenheit hat der Brite einige Operationen, an Schlüsselbein und Finger, hinter sich gebracht, blickt aber positiv auf sein Heimrennen. "Es bedeutet mir so viel, hier zu fahren. Als Team hatten wir einen schwierigen Start mit dem neuen Projekt, aber ich gebe alles, was ich kann", erklärt Lowes. Mit heimischen Publikum im Rücken steigt seine Motivation um ein weiteres. "Ich freue mich auf mein Heimrennen, weil ich besonders gern vor den britischen Fans fahre."

Teamkollege Sylvain Guintoli, der in der Superpole-Session in Imola bei einem Highsider schwer stürzte, wird auch in Donington Park nicht mit von der Partie sein. Der Franzose peilt eine Rückkehr zum Rennen in Misano Mitte Juni an. Bis dahinter wird der ehemalige Weltmeister von Cameron Beaubier vertreten.

Reiterberger: An Vergangenheit anknüpfen

Markus Reiterberger schloss im zweiten Rennen in Sepang die Top-10 ab, Foto: Althea Racing
Markus Reiterberger schloss im zweiten Rennen in Sepang die Top-10 ab, Foto: Althea Racing

Wie Hayden hat auch Althea-Pilot Markus Reiterberger bereits Erfahrungen auf der Strecke in Donington Park, wenn auch aus ferner Vergangenheit. "Ich bin hier seit meiner Zeit im Red Bull Rookies Cup im Jahr 2007 oder 2008 nicht mehr gewesen", gibt Reiterberger zu. "In der Vergangenheit war ich aber schnell, deshalb hoffe ich, dass es auch dieses Jahr klappt." Vergleichswerte aus dem Vorjahr hat Reiterberger als Rookie zwar nicht, aber am vergangenen Rennwochenende in Sepang schlug sich 'Reiti' in Rennen 2 gut und wurde Zehnter.

Sein erstes SBK-Abenteuer in Sepang endete für den Deutschen weniger erfreulich. Als einer von vier Fahrern beendete Reiterberger das Rennen nicht und kassierte damit einen Nuller. Am Sonntag wog er dieses Rennen aber mit immerhin sechs Punkten wieder auf. Auch für Donington ist der BMW-Pilot zuversichtlich: "Ich denke, wir haben eine gute Lösung in Sachen Bike-Setup gefunden. Hoffentlich können wir uns in unsere Richtung aus Sepang weiterentwickeln, aber ohne die Schwierigkeiten, die wir hatten."

Die Superbike-WM 2016 bisher

Bisher führt noch immer Kawasaki die WM-Wertung klar an. 42 Punkte Vorsprung trennen den amtierenden Weltmeister Rea vom Zweitplatzierten Davies. Sieben Rennen konnten die Grünen bisher für sich entscheiden, zwei gewann Sykes, fünf Rea. Damit ist Kawasaki noch immer das Team mit den meisten Siegen in der bisherigen Saison. Doch Davies dreht auf, gleich zwei Doppelsiege in Aragon und Imola konnte er erringen. Noch-Weltmeister Rea steht dem Ducati-Piloten aber in nichts nach, in Australien und Assen gewann er jeweils beide Rennen. WM-Dritter Sykes ist mit 187 Zählern in der Gesamtwertung und damit 70 Punkten Rückstand auf Rea so gut wie raus aus dem WM-Kampf, genauso wie van der Mark auf vier. Markus Reiterberger liegt mit 53 Punkten derzeit auf WM-Rang 13.

Donington Park: Strecke und Statistik

Donington Park ist nicht nur die älteste, permanente Rennstrecke Englands, sondern ohne Zweifel auch eine der legendärsten. Die Urstrecke wurde im Jahr 1931 eröffnet, das erste Superbike-Rennen der Geschichte fand im Jahr 1987 ebenfalls auf dieser Strecke statt. Der 4.023 Kilometer lange Kurs hat fünf Links- und sieben Rechtskurven, die Namen wie "Schwantz Curve" oder "Fogarty Esses" tragen. Vor Beginn des zweiten Weltkriegs wurde sie geschlossen, bis sie 1977 mit einem neuen Layout wiedereröffnet wurde. Ein weiterer Umbau fand 1985 statt, durch den die Strecke homologiert werden konnte. Die Strecke, die viele verschiedene schnelle und langsame Kurven und zwei kurze Geraden bietet, war bereits Austragungsort für Formel 1- und MotoGP-Rennen.

Rekordhalter auf dem Donington Park Circuit ist derzeit unangefochten Sykes. Nicht nur den Rekord für die schnellste Rennrunde hält der Kawasaki-Pilot mit 1:27.071, sondern auch der Streckenrekord gehört dem Briten. Im Jahr 2015 fuhr Sykes eine 1:27.640 und toppte damit jedes bisher dagewesene Ergebnis.