Die Superbike-WM startet in Assen in ihr viertes Rennwochenende 2016. Nach dem Ende der Kawasaki-Siegesserie in Aragon herrscht wieder etwas mehr Spannung und Abwechslung in der WSBK 2016. Motorsport-Magazin.com nimmt für euch alle Werksteams sowie den Althea-BMW-Rennstall rund um den Deutschen Markus Reiterberger unter die Lupe und wirft einen Blick voraus auf das Rennwochenende auf dem TT Circuit in Assen.

Kawasaki vor Assen: Rache für Aragon

Jonathan Rea und Tom Sykes kämpften in Aragon hart gegeneinander - aber nur um Platz zwei, Foto: Kawasaki
Jonathan Rea und Tom Sykes kämpften in Aragon hart gegeneinander - aber nur um Platz zwei, Foto: Kawasaki

Der Start in die Superbike-WM 2016 gelang Kawasaki hervorragend: Vier Rennen, vier Siege. In Aragon fuhren Jonathan Rea und Tom Sykes in beiden Rennen auf das Podium. Aber: zum ersten Mal 2016 grüßte keiner der beiden Piloten in Grün von der obersten Stufe des Podestes. Eine Schmach, die man bei Kawasaki natürlich nicht auf sich sitzen lassen möchte. Für Assen herrscht deshalb wieder die Devise "Volle Attacke voraus". Die Hoffnungen der Grünen ruhen dabei vor allem auf den Schultern von Weltmeister Rea.

Der Brite holte in Assen schon sieben Siege und ist damit hinter Carl Fogarty der zweiterfolgreichste Pilot der WSBK-Geschichte auf diesem Kurs. Im Vorjahr entschied Rea auf dem Weg zum WSBK-Titel beide Rennen auf der holländischen Traditionsstrecke für sich. Tom Sykes auf der anderen Seite will sich mit Siegen wieder in eine bessere Position im WM-Kampf bringen. Zwei Mal konnte er Rea bisher besiegen, nämlich jeweils im zweiten Lauf in Thailand und in Aragon. Zuversicht verleiht Sykes vor allem die Tatsache, dass sein Saisonstart besser lief als 2015. Darauf will Sykes in Assen weiter aufbauen.

Ducati vor Assen: Davies schielt auf das Triple

Chaz Davies war der Überflieger von Aragon, Foto: Ducati
Chaz Davies war der Überflieger von Aragon, Foto: Ducati

Auf seiner Lieblingsstrecke in Aragon holte Ducati-Pilot Chaz Davies zuletzt zwei Siege. So soll es für den Briten in Assen weitergehen. Damit dies auch der Fall ist, arbeitete man im Ducati-Werk in Borgo Panigale fieberhaft weiter. Mit neuen technischen Upgrades soll die Panigale noch schneller werden, vor allem auf den Geraden leidet man im Vergleich zur Konkurrenz. Doch mit der Gesamtperformance seiner Ducati war Davies schon in Aragon hochzufrieden. Und auch Assen ist ein gutes Pflaster für ihn, hier wurde er 2015 in beiden Rennen Zweiter.

Davies' Teamkollege Davide Giugliano beendete die beiden Aragon-Läufe auf den Plätzen fünf und sechs. Nicht gerade Platzierungen nach Giuglianos Geschmack, doch der Italiener machte in Aragon einen Aufwärtstrend aus. Die Ducati hat in einigen Bereichen ihren Rückstand verkleinert, zudem legte Giugliano in den zwei Wochen zwischen Aragon und Assen einen Ein-Tages-Test ein, um sein Gefühl für die Panigale weiter zu verbessern. Im Vorjahr fehlte Giugliano in Assen verletzungsbedingt, sein Ersatzmann Xavi Fores holte die Plätze sieben und acht.

Honda vor Assen: Rehabilitation angesagt

Michael Van Der Marks Saison 2016 erhielt in Aragon einen ordentlichen Dämpfer, Foto: Honda
Michael Van Der Marks Saison 2016 erhielt in Aragon einen ordentlichen Dämpfer, Foto: Honda

Für das Honda-Werksteam ist das holländische Superbike-Gastspiel in Assen ein echtes Heimspiel. Nicht nur Werksfahrer Michael Van Der Mark, sondern auch das Ten-Kate-Team, das für Honda den Werkseinsatz bestreitet, haben ihre Wurzeln in den Niederlanden. Sowohl Van Der Mark als auch Hayden konnten am TT Circuit schon große Erfolge feiern. Unvergessen sind ebenso Van Der Marks Doppelpodium vom Vorjahr wie Haydens MotoGP-Sieg auf der Repsol-Honda 2006.

Wie sehr ihn der Auftritt vor eigenem Publikum beflügelt, hat Van Der Mark bereits vor Jahresfrist demonstriert. Nach dem verkorksten Aragon-Wochenende ist der Holländer umso mehr gewillt, wieder zurückzuschlagen. Aktuell liegt er auf WM-Rang vier und fuhr in den ersten vier Rennen drei Mal auf das Podest. In Aragon jedoch erlebte Van Der Mark ein schwieriges Wochenende mit zwei Stürzen am Samstag und einem 7. Platz am Sonntag. Auch Hayden will sich wieder weiter vorne im WSBK-Feld etablieren. In Aragon sprang zuletzt Rang sechs sowie ein Ausfall heraus.

Yamaha vor Assen: Den nächsten Schritt machen

Sylvain Guintoli und Alex Lowes kämpften in Aragon am Ende nur um hintere Top-10-Plätze, Foto: Yamaha
Sylvain Guintoli und Alex Lowes kämpften in Aragon am Ende nur um hintere Top-10-Plätze, Foto: Yamaha

Yamaha konzentriert sich auch in Assen weiterhin vor allem darauf, die brandneue R1 noch konkurrenzfähiger zu machen. Der reine Speed stimmt schon mal, wie nicht zuletzt Sylvain Guintoli mit Startplatz zwei in Aragon unter Beweis stellte. Doch um auch im Rennen an der Spitze mithalten zu können, fehlt der Yamaha noch die Konstanz in den Longruns. So hielt Guintoli zwar im ersten Aragon-Lauf anfangs an der Spitze, fiel aber im weiteren Rennverlauf dramatisch zurück, sodass es nur zu den Plätzen neun und zehn reichte.

Alex Lowes klebte in der bisherigen WSBK-Saison das Pech an den Füßen. Nach zwei Ausfällen in den ersten vier Rennen ging es in Aragon zuletzt leicht aufwärts, auch wenn ihm im zweiten Lauf ein Fehler unterlief, der ihn um einige Sekunden zurückwarf. Dennoch ließen die Plätze acht und neun einen Aufwärtstrend beim Briten erkennen. Für Assen erhofft sich das Yamaha-Duo natürlich mehr. Gerade Lowes liebt die holländische Strecke. 2014 holte er hier sein erstes WSBK-Podium in Diensten von Suzuki. Auch Guintoli war schon in Assen erfolgreich. Einen seiner zwei Assen-Siege holte der Franzose 2014 auf dem Weg zum WM-Titel.

Reiterberger vor Assen: Jerez-Test soll beflügeln

Markus Reiterberger wurde zuletzt von der Konkurrenz hinter ihm eingeholt, Foto: BMW
Markus Reiterberger wurde zuletzt von der Konkurrenz hinter ihm eingeholt, Foto: BMW

Das Althea-BMW-Team um Markus Reiterberger und seinen Teamkollegen Jordi Torres legte in den zwei Wochen zwischen Aragon und Assen einen zweitägigen Test in Jerez ein. Hier lag Reiterbergers Augenmerk darauf, seine Pace zu Rennbeginn zu steigern. Nach zwei guten Auftaktwochenenden ging es nämlich in Aragon nach hinten für ihn: Platz 14 und 15. Das Gefühl für seine BMW ging Reiterberger etwas abhanden. Und die Tests in Jerez haben auch nicht den erhofften Sprung gebracht: "Die Jerez-Tests haben mir die Gelegenheit gegeben, mein Gefühl zu verbessern. Wir haben aber nur einen sehr kleinen Schritt nach vorne gemacht", hadert Reiterberger. Für das Wochenende ist er dennoch zuversichtlich. In der IDM raste er hier 2015 zu zwei Siegen, wobei seine Rennzeit nur knapp langsamer war als die von WSBK-Sieger Jonathan Rea.

Die Superbike-WM 2016 bisher

Die ersten zwei Rennwochenenden standen ganz im Zeichen von Kawasaki. Drei der vier Rennen entschied Jonathan Rea für sich, eines davon, nämlich Lauf eins in Thailand, erst im Ziel gegen Teamkollege Tom Sykes. Sykes seinerseits entschied das zweite Rennen in Thailand im Finish gegen Rea für sich. Beim dritten Wochenende in Aragon durchbrach Ducati dann in Person von Chaz Davies die Kawasaki-Dominanz. Davies fuhr auf seiner erklärten Lieblingsstrecke zwei Siege ein und katapultierte sich damit auf WM-Rang zwei. Damit sprengt Davies das Kawasaki-Duo an der Spitze.

Assen: Strecke und Statistik

Über die Jahre wurde der TT Circuit von Assen immer weiter an die modernen Anforderungen an eine Rennstrecke angepasst und Stück für Stück verkürzt. Aktuell umfasst die Strecke eine Länge von 4,5 Kilometern. Charakteristisch für Assen sind die vielen schnellen Knicks sowie die leichten Überhöhungen in den Kurven. Eines hat sich über die Jahre aber trotz aller Umbaumaßnahmen nicht verändert: Immer wieder muss für Rennentscheidungen die enge letzte Schikane herhalten, wie Lokalmatador Michael Van Der Mark zuletzt zeigte. Er rang hier 2015 Leon Haslam im Kampf um Platz drei nieder.

Die Superbike-WM fährt 2016 zum insgesamt 25. Mal in Assen und feiert damit ein Jubiläum. In den letzten zehn Jahren konnten sich Jonathan Rea, Sylvain Guintoli, Eugene Laverty, Tom Sykes, Carlos Checa, Noriyuki Haga, Ben Spies, Troy Bayliss, James Toseland und Chris Walker ein- oder mehrfach in die Siegerlisten Assens eintragen.