Der Auftakt zur WSBK 2016 auf Phillip Island stand auch im Zeichen der Rückkehr von Yamaha. Die Japaner arbeiteten über den Winter fieberhaft an der neuen R1. Die Konkurrenzfähigkeit der neuen Yamaha R1 stand lange Zeit im Raum, da man bis Phillip Island auf den Einsatz von Transpondern bei Testfahrten verzichtete. Erst in Australien nahm man die offizielle Zeitmessung in Anspruch. Hier zeigte sich: Yamaha hält gut mit mit der direkten Konkurrenz von Kawasaki, Ducati und Honda. Motorsport-Magazin.com beleuchtet den Auftritt vom ersten Rennwochenende der Superbike-WM 2016:

Freitag: Guintoli setzt die Bestzeit für Yamaha

Schon am Freitag brachte Sylvain Guintoli mit seiner Leistung die letzten Zweifler zum Verstummen. Der Yamaha-Pilot führte bereits früh im ersten freien Training das Feld an, ehe der Regen für eine Unterbrechung sorgte. In der abschließenden Zeitenjagd fuhr Guintoli auf Platz zwei, während sich Teamkollege Alex Lowes als Zehnter ebenfalls in den Top-10 platzieren konnte. Im zweiten freien Training machte Guintoli dort weiter, wo er in der ersten Session aufgehört hatte. Der WSBK-Champion von 2014 beeindruckte mit hoher Pace und Konstanz und sicherte sich am Ende die Tagesbestzeit in 1:30.865. Lowes konnte nicht mithalten und war in der kombinierten Liste aus beiden Trainings auf der Elf geführt. Der Brite musste also in Superpole 1 ran.

Von seinen Leistungen war Guintoli am Freitag selbst überrascht, hatte er doch erwartet, mit seinem Paket noch nicht ganz vorne mitzumischen: "Ich hatte nicht erwartet, ganz oben zu stehen, aber das nehme ich definitiv mit! Wir haben schon von Beginn weg so eine gute Basis mit der R1, vor allem beim Chassis und der Motorencharakteristik. Es ist schön zu wissen, dass wir darauf aufbauen können." Lowes war dagegen noch nicht zufrieden mit sich und seiner Yamaha: "Ich suche immer noch das perfekte Setup für meine R1, daher habe ich mich noch nicht zu 100% wohlgefühlt. Aber die Zeiten liegen wie immer ganz dicht beisammen."

Samstag: Beide Yamaha in den Top-5 im Quali, Ärger nach dem 1. Rennen

Alex Lowes war es dann, der in der Superpole 1 das erste Ausrufezeichen setzte: Nach seinem Teamkollegen war der Yamaha-Pilot erst der zweite Fahrer an diesem Wochenende, der die 1:31er-Schallmauer knackte. In der anschließenden Superpole 2 bestätigten die Yamaha-Fahrer das Potenzial ihrer Maschine: Guintoli qualifizierte sich als Vierter für die WSBK-Rennen, Lowes fuhr auf Startplatz fünf. Im ersten Samstags-Rennen der Geschichte bildeten beide Yamaha-Piloten zusammen mit den Werksfahrern von Kawasaki, Ducati und Honda lange Zeit eine überaus spannende Achtergruppe.

Doch für Yamaha nahm das Rennen kein gutes Ende: Lowes stürzte wenige Runden vor Schluss, Guintoli wurde Sechster, konnte aber das Potenzial seiner R1 nicht voll ausschöpfen. "Ehrlich gesagt war das Rennen recht frustrierend. Ich hatte viel mehr Pace als das, was ich gezeigt habe. Am Anfang bin ich oft von langsameren Fahrern aufgehalten worden", haderte Guintoli. Lowes flüchtete sich nach dem Ausfall in Zweckoptimismus: "Auf meiner R1 habe ich mich nach all der Arbeit am Wochenende und dem starken Qualifying wohl gefühlt."

Sylvain Guintoli fuhr die Bestzeit im FP2, Foto: Yamaha
Sylvain Guintoli fuhr die Bestzeit im FP2, Foto: Yamaha

Sonntag: Lowes von Kinderkrankheiten heimgesucht

Das Sonntags-Rennen bot für beide Yamaha-Piloten die Chance, es besser als am Vortag zu machen. Alex Lowes sah besonders motiviert aus, kämpfte in der ersten Runde gar um die dritte Position hinter den beiden Kawasakis von Jonathan Rea und Tom Sykes. Doch plötzlich wurde Lowes langsamer. Technische Probleme ließen seine Yamaha kurzzeitig ausrollen. Lowes fiel ans Ende des Feldes zurück und erkämpfte sich am Ende mit Platz 14 zwei Punkte. "Leider bin ich heute Morgen gestürzt und musste mit dem Ersatzbike starten. Da ich damit vorher erst ein paar Runden gefahren bin, gab es ein paar kleinere technische Probleme", erklärte Lowes nach dem Rennen.

Sylvain Guintoli hingegen hielt einmal mehr in der Spitzengruppe mit. Der Yamaha-Pilot hielt sich auf Platz sieben in Lauerstellung und war dann auf einmal Fünfter, als sich Davide Giugliano und Tom Sykes in der Honda Hairpin berührten und einen weiten Weg fahren mussten. Giugliano kämpfte sich wieder nach vorne, aber durch Davies' Sturz blieb Guintoli Fünfter. "Nach dem ganzen Hype über die Yamaha-Rückkehr waren die Erwartungen hoch, aber die Wahrheit ist, dass wir noch ganz am Beginn stehen", hielt Guintoli nach dem Sonntags-Rennen den Ball flach. "Aber wir waren hier viel stärker als gedacht. Wir haben gesehen, wo unsere Stärken und Schwächen liegen." Die Erkenntnisse dieses Rennwochenendes wird man bei Yamaha nun dazu nutzen, mit der R1 bei den nächsten WSBK-Events noch stärker auszusehen.

WSBK Phillip Island 2016: Die Yamaha-Platzierungen in allen Sessions

SessionGuintoliAbstandLowesAbstand
FP12.+0.09710.+0.379
FP21.-0.38411.+0.960
FP3--6.+0.415
SP1--1.-0.782
SP24.+0.2615.+0.334
R16.+3.510DNF-
WUP2.+0.06012.+0.986
R25.+2.43914.+39.946