Nur wenige Leute hätten nach den letzten Saisons von Leon Haslam in der Superbike-Weltmeisterschaft wohl damit gerechnet, dass der mittlerweile 31-Jährige noch einmal die Rückkehr an die Spitze des Feldes schaffen wird. 2010 fuhr Haslam für Suzuki eine bärenstarke Saison, stand in 26 Saisonrennen 14 Mal auf dem Podium und gewann drei Läufe. Am Ende des Jahres musste er sich in der Gesamtwertung nur Max Biaggi geschlagen geben und wurde Vizeweltmeister.

Doch dann verlor Haslam sportlich gesehen den Faden. Er wechselte zu BMW, wo es in den folgenden beiden Jahren nur noch zu acht Podiumsplatzierungen reichte. Im ersten Jahr für den bayrischen Hersteller wurde er noch Gesamtfünfter, in der folgenden Saison kam er über den achten Platz nicht mehr hinaus. Ein weiterer Tapetenwechsel sollte die Rückkehr zu alter Stärke bringen - Haslam wechselt für das Jahr 2013 zu Pata Honda. Dort ging es für den Briten weiter bergab. Von Verletzungen geplagt rutschte er in der Weltmeisterschaft auf den 13. Rang ab.

Mit dem Wechsel auf die Aprilia RSV4 kehrte bei Haslam das Selbstvertrauen zurück, Foto: Aprilia
Mit dem Wechsel auf die Aprilia RSV4 kehrte bei Haslam das Selbstvertrauen zurück, Foto: Aprilia

Im Vorjahr ging es wieder leicht bergauf. Haslam beendete die Saison als Siebenter und fuhr am vorletzten Rennwochenende in Magny-Cours als Dritter auch einmal auf das Podium. Von Siegen war er aber weiterhin ein gutes Stück entfernt. Das änderte sich nun mit dem Wechsel zu Aprilia. Der Routinier stellte sich sofort hervorragend auf das Weltmeistermotorrad von 2014 ein und fuhr am Samstag mit der drittbesten Zeit im Qualifying bereits in Reihe eins.

Im ersten Rennen am Sonntag agierte Haslam dann, wie man es von ihm aus seinen besten Zeiten gewohnt ist. Er lieferte sich ein packendes Duell mit Jonathan Rea und bot seinem Landsmann bis zur Ziellinie die Stirn. Daran konnte auch ein zwischenzeitlicher Ausrutscher nichts ändern: "Ich habe leider einen Fehler gemacht, aber zum Glück hatte ich nach hinten einen ausreichend großen Abstand. So konnte ich das Rennen ohne Probleme wieder aufnehmen und am Ende mit nur wenigen Tausendsteln Rückstand noch Zweiter werden." Der Sieg ging an Rea, doch Haslam schwor für das zweite Rennen Revanche.

Extramotiviert in Lauf zwei

"In Lauf zwei war ich noch viel motivierter, das Rennen zu gewinnen", verriet Haslam. In der Schlussphase lief wieder alles auf ein Duell gegen Jonathan Rea hinaus. Der Kawasaki-Pilot bog als Führender ein letztes Mal auf die Start-Ziel-Gerade ein, doch Haslam saugte sich im Windschatten an seinen Landsmann heran und entriss ihm kurz vor der Ziellinie noch die Führung. Eine Hundertstelsekunde entschied schließlich zugunsten Haslams. "Ich habe in der letzten Kurve im genau richtigen Moment das Gas aufgemacht. Auf der Ziellinie war mir sofort klar, dass ich Jonathan überholt hatte. Ich bin unglaublich froh, endlich zurück auf dem obersten Treppchen zu sein", war die Freude bei ihm nach 110 sieglosen Rennen riesengroß.

Lang ist's her: Haslam vs. Rea 2010 in Kyalami, Foto: Alstare
Lang ist's her: Haslam vs. Rea 2010 in Kyalami, Foto: Alstare

Der strahlende Gewinner erkannte eine interessante Parallele zu seinem letzten Sieg vor fast fünf Jahren in Südafrika: "Dieses Rennen hat wunderschöne Erinnerungen in mir geweckt. Mein bisher letztes Rennen hatte ich 2010 nach einem großartgien Duell gegen Jonathan in Kyalami gewonnen. Dieses Mal hatte ich nach der halben Renndistanz das Gefühl hatte, über weniger Reserven als im ersten Lauf zu verfügen, aber am Ende ist alles nach Plan gelaufen."