Der erste Lauf der Superbike-Weltmeisterschaft 2015 auf Phillip Island schien an Spannung eigentlich kaum mehr zu überbieten, nachdem Rennsieger Jonathan Rea und den Zweitplatzierten Leon Haslam nach einem großartigen Duell in der letzten Runde nur 39 Tausendstelsekunden trennten. Doch Lauf zwei verlief noch spannender und aufregender. Erneut waren es Rea und Haslam die sich um den Sieg duellierten, auch ihr Chaz Davies mischte lange Zeit um den Tagessieg mit. Rea war als Führender aus der letzten Kurve gekommen und alles deutete darauf hin, dass sich Haslam erneut mit Rang zwei begnügen musste, doch im Windschatten saugte sich der Routinier entlang der Start-Ziel-Geraden auf seiner Aprilia an Rea heran und überfuhr die Ziellinie exakt eine Hundertstelsekunde vor seinem Rivalen. Für Haslam war es der erste Sieg seit Kyalami 2010. Davies komplettierte das zweite rein britische Podium des Tages.

Waren es im ersten Lauf mit Rea, Haslam, Davies sowie Jordi Torres schon nach wenigen Runden eigentlich nur vier Piloten, die sich Chancen auf den Sieg ausrechnen durften, kämpften dieses Mal gleich sechs Fahrer um den Erfolg. Zum Spitzenquartett aus Rennen eins gesellten sich dieses Mal auch noch Vizeweltmeister Tom Sykes und WSS-Champion Michael van der Mark dazu. Vor allem der junge Niederländer sorgte in der ersten Rennhälfte für Furore. Er überholte nacheinander seine routinierten Konkurrenten an der Spitze und ging in Runde acht an Haslam vorbei in seinem erst zweiten WSBK-Rennen erstmals in Führung. Damit nicht genug, konnte er sich vom Rest des Feldes sogar absetzen und diktierte die Pace an der Spitze im Stil eines alten Hasen. Fünf Runden lang durfte er Führungsluft schnuppern, bevor in Runde 13 dann aber doch wieder Haslam das Kommando übernahm und van der Mark in Folge auf Rang vier auch hinter Rea und Davies zurückfiel.

Michael van der Mark lieferte eine echte Talentprobe ab, Foto: Honda
Michael van der Mark lieferte eine echte Talentprobe ab, Foto: Honda

Neuauflage von Lauf eins

An der Spitze entbrannte nun wieder das Duell Haslam gegen Rea aus Lauf eins. Der Neo-Kawasaki-Pilot, der Lauf eins knapp für sich entschieden hatte, ging vier Runden vor Ende in Kurve elf an Haslam vorbei, auch Davies schlüpfte direkt durch. Ducati-Pilot Davies übernahm dann sogar die Führung mit einem Manöver gegen Rea in Kurve eins.

In der vorletzten Runde folgte dann aber die große Schlussoffensive Haslams. Im Windschatten von Davies und Rea saugte er sich an das Duo heran und raste an ihnen vorbei als Führender in Kurve eins. Rea positioniert sich hinter ihm und lauerte auf seine Chance. Bei der Anfahrt zu Lukey Heights war sie schließlich gekommen und Rea quetschte sich innen an Haslam vorbei. Aprilia-Mann Haslam hatte aber noch lange nicht aufgegeben. Er nahm extrem viel Tempo aus der letzten Kurve mit und ließ seinen Rivalen auf der Start-Ziel-Geraden eiskalt stehen - eine Hundertstelsekunde trennte die Beiden am Ende. Davies wurde erneut Dritter.

Dieses Mal musste sich Rea um wenige Tausendstel geschlagen geben, Foto: WSBK
Dieses Mal musste sich Rea um wenige Tausendstel geschlagen geben, Foto: WSBK

Tom Sykes wurde Vierter, nachdem Michael van der Mark in dieser Position liegend in Runde 19 von 22 aus dem Rennen stürzte. Er blieb unverletzt. Sylvain Guintoli holte für das Pata-Honda-Team mit Platz fünf die Kohlen aus dem Feuer. Nico Terol verbesserte sich gegenüber Lauf eins und wurde Sechster. Einen großen Sprung nach vorne machte auch Randy de Puniet, der nach Rang 17 im ersten Rennen dieses Mal guter Siebenter wurde. Leon Camier fuhr auf MV Agusta zu Platz acht. Matteo Baiocco wurde Neunter, Roman Ramos Zehnter. Leandro Mercado belegte den elften Rang vor Sylvain Barrier, der erneut bester BMW-Pilot war. Santiago Barragan, Larry Pegram und Christophe Ponsson sicherten sich die letzten Weltmeisterschaftspunkte.

Jordi Torres und Alex Lowes stürzten wie Michael van der Mark in der Schlussphase des Rennens und kamen nicht ins Ziel. Ohne Zähler blieb dieses Mal auch Oldie Troy Bayliss. Der Ersatzpilot bei Ducati für den verletzten Davide Giugliano fuhr von Startplatz 13 aus ein starkes Rennen und kämpfte sich bis auf den siebenten Platz nach vorne. In Runde 14 musste er allerdings an die Box kommen, um seinen Vorderreifen zu wechseln. Er setzte das Rennen zwar fort, mehr als der 16. Platz mit einer Runde Rückstand war so aber nicht möglich.