Wer denkt schon an Regen in Portugal? Fast 30 Grad machen Trainings und Superpole zur Hitzeschlacht und dann regnet es am Rennsonntag ernsthaft auf dem beliebten Kurs an der Algarve. Was der Atlantik alles so mitbringt... Im Falle der Superbike-Rennen auf jeden Fall eine Menge Spannung. Fast jeder hätte wohl mit dem doppelten Doppel von Tom Sykes gerechnet, dank Wetterturbulenzen durfte Jonathan Rea aber seinen ersten Sieg in Portimao feiern und das wohlverdient. Ein Lichtblick bei Honda? Wir wollen uns nicht zu früh freuen, schließlich fühlte sich der Nordire ja von Anfang an wohl und zählt den Kurs zu seinen Lieblingsstrecken.

Wer sich übrigens noch immer wundert, warum bei Rea als Nordiren die britische Nationalhymne zum Sieg gespielt wird und bei Eugene Laverty - der bekanntlich ebenso aus Nordirland kommt - die irische Hymne läuft, dem sei gesagt: Nordiren haben's gut. Zumindest so gut, dass sich ihre Rennfahrer aussuchen dürfen, für welches Land sie antreten und gewinnen wollen. Ironischerweise ist die britische 'God save the Queen' Hymne aber offiziell auch Nationalsong von Nordirland. Im Sport läuft das allerdings ein bisschen anders. Feierlicher kann man einen Sieg aber eh kaum bejubeln.

Abräumer des Wochenendes

Auf negativer Seite war Sylvain Guintoli definitiv der Abräumer, nachdem er Marco Melandri im zweiten Rennen mit einem gewagten Manöver ins Aus beförderte. Dabei hatte der Franzose noch so viel Glück, dass er sein Rennen sogar noch fortsetzen konnte. Die italienischen Flüche, die Melandri derweilen in der Box gegen seinen Teamkollegen schickte, wollen wir gar nicht hören. Das war unter Garantie nicht ganz jugendfrei.

Mix it up: Aprilia on the rocks? - Zumindest dürfte zwischen Melandri und Guintoli erst einmal Eiszeit eingekehrt sein, Foto: WorldSBK.com
Mix it up: Aprilia on the rocks? - Zumindest dürfte zwischen Melandri und Guintoli erst einmal Eiszeit eingekehrt sein, Foto: WorldSBK.com

Wenn wir nun einmal die positive Seite betrachten könnte man Tom Sykes und Rea als gleichrangige Abräumer bezeichnen, schließlich gewannen beide ein Rennen. Tolle Sache, Johnny, aber insgesamt geht in dieser Wertung Sykes als Sieger hervor. Schließlich fuhr der Weltmeister im zweiten Rennen extrem clever, ging absolut kein Risiko ein, aber nahm noch wichtige WM-Punkte mit, dank denen er weiterhin unangefochten vorn liegt. Mit viel Intelligenz liegt Sykes nun bei 284 Zählern, während Guintoli auf Platz zwei nur 241 Punkte hat. Loris Baz und Rea dahinter scheinen schon aus dem Rennen zu sein, aus dem Rennen um den Titel, versteht sich.

Pechvogel des Wochenendes

Der Pechvogel-Pokal am Rennsonntag geht definitiv an Leon Haslam. Der Honda-Pilot hatte endlich die Chance auf ein starkes Ergebnis, verdarb sich das Ganze im ersten Rennen und war auch im zweiten Lauf wieder im Unglück. Zumindest konnte Haslam wichtige Punkte sammeln. Dennoch schade, dass er es nicht aufs Treppchen schaffte, denn das Potential dazu war in jedem Falle da und es gibt kaum einen Fahrer im WSBK-Feld, der es nach so vielen Verletzungen und harten Kämpfen mehr verdient hat. Sicherlich wollen wir nicht Partei ergreifen: Schließlich gibt es noch viel mehr Piloten, denen ein Podium vergönnt wäre. Noch mehr Pech hatte Claudio Corti. Nach seinem Sturz in der Superpole meinte der Italiener selbst, dass seine Verletzung nur klein wäre, er sich allerdings nicht an alles erinnern könne. Prompt folgte die Sperre von den Ärzten: Der MV Agusta Pilot durfte nicht in den Rennen starten. Vielleicht ist Corti ja wieder zum Cocktail-Mixen am Strang übergegangen, anstatt sich an der Rennstrecke zu quälen.

Kämpfer des Wochenendes

Davide Giugliano! Endlich hat der talentierte Italiener mal bis zum Schluss durchgehalten und einen Podestplatz geholt, den er des Öfteren schon versaut hatte. Ein wohlverdienter zweiter Platz und auch der dritte Rang von Chaz Davies - obwohl beide Ducati-Piloten natürlich Glück durch das Unglück des Aprilia-Duos hatten. Stark war dennoch, wie sich Guintoli im zweiten Lauf wieder zurückkämpfen und sogar noch Sykes kassieren konnte, um Rang sieben zu sichern und nicht allzu viel Punkte einzubüßen. Genauso stark war auch Haslams Aufholjagd im ersten Lauf nach seiner Kollision mit Davies. Das dickste Lob geht aber an Sylvain Barrier. Wie der Franzose selbst bemerkte, lag er vor drei Monaten nach seinem Autounfall noch im Koma im Krankenhaus: Heute siegte er in der EVO-Wertung. Starke Leistung!

Überraschung des Wochenendes

Überraschend stark war Rookie Alex Lowes unterwegs: bei sämtlichen Bedingungen. Vielleicht half ja die Anwesenheit seines Zwillingsbruders und motivierte noch zusätzlich. Lowes holte einen sechsten und im Regen einen vierten Rang. Überraschend war auch, dass Niccolo Canepa in Portimao so gar nicht zurechtkam. Eine weitere Verwunderung war Sykes, der sich im Vorfeld über die Hügel auf den Kurs beklagte, was zahlreiche witzige Twitter-Kommentare zur Folge hatte. Doch am Ende war es der Weltmeister, der insgesamt am besten wegkam. So schlimm kann es ja dann auch nicht sein oder?

Bonus des Wochenendes

Noch vor dem achten Rennwochenende der Saison gönnten sich die Superbike-Piloten etwas Sonne, Strand... und natürlich: Cocktails! Beim Pre-Event mussten Guintoli und Co. kräftig mixen, shaken und sicherlich auch trinken. Möglicherweise waren die Getränke ja alkoholfrei: Schließlich lag am Ende der Veranstalter keiner der Fahrer unterm Tisch, sondern alle waren tatsächlich in der Lage, sich (halbwegs) gerade auf der Mauer am wundervollen Algarve-Strand zu halten.

Hier der Beweis: Alle Fahrer stehen noch und das sogar auf einer Mauer!, Foto: WorldSBK.com
Hier der Beweis: Alle Fahrer stehen noch und das sogar auf einer Mauer!, Foto: WorldSBK.com