Mit Verletzungen an Schulter und Hüfte und einer schwer zu bändigenden Panigale hat Carlos Checa im Alter von 41 Jahren nun beschlossen, seinen Helm an den Nagel zu hängen. Der Katalane verkündete beim Saisonfinale in Jerez, dass die beiden Rennen auf dem Nürburgring seine letzten waren und trägt sich damit in die Geschichtsbücher erfolgreicher Ex-Rennfahrer ein.

Vor etwas über einem Jahr sagte er im Interview mit Motorsport-Magazin.com noch: "Ich habe im Motorradsport ein sehr hohes Niveau erreicht, habe viel gelernt und großartige Erfahrungen gemacht und bin damit sehr zufrieden. Ich fühle mich auch jetzt sehr gut, ich will mir neue Ziele stecken und wenn ich Ziele finde, die mich wirklich antreiben, dann bin ich natürlich total enthusiastisch. Wenn die Zeit kommt, in der ich bemerke, dass mein Niveau oder meine Motivation nicht mehr so hoch sind oder das Projekt, das ich vor mir habe, nicht das Richtige für mich ist, dann wird es wohl an der Zeit sein aufzuhören."

Nun scheint es an der Zeit, die Segel zu streichen. Nach Max Biaggis Abgang Ende 2012 galt Checa als Dinosaurier in der World Superbike. Doch kein Problem, schließlich wurde er auch schon vor 2010 als solcher bezeichnet, doch konnte er es allen noch einmal beweisen und erfüllte sich und vielen anderen vor zwei Jahren einen Herzenswusch.

GP-Debüt 1993

Checa debütierte 1993 im Grand Prix. Damals fuhr er nur den Großen Preis von Europa in Catalunya in der Achtelliterklasse und empfahl sich mit Rang sieben. Noboru Ueda gewann das Rennen vor Ralf Waldmann, Akira Saito und Herri Torrentegui. Die vier Erstplatzierten sahen die Ziellinie innerhalb von zwei Zehntelsekunden. Und Checa mischte dahinter im Kampf um Rang sechs mit, fuhr gegen den großen Jorge Martinez und musste sich nur ganz knapp geschlagen geben.

Beim darauffolgenden Rennen saß der Spanier bereits auf einer 250er-Honda und holte zum Saisonabschluss in Jarama mit Rang neun sein bestes Resultat in diesem Jahr. In jenem Rennen wurde ein gewisser Max Biaggi hinter Tetsuya Harada und Loris Reggiani Dritter. Mit Biaggi sollte Checa fortan des Öfteren zu tun haben.

Erster Grand-Prix-Sieg

1995 wurde wieder eine zweigeteilte Saison. Zwischen dem siebten Lauf des Jahres in Le Mans und dem Achten im britischen Donington Park, wechselte Checa die Klassen. Von der 250er ging es rauf zu den 500ern, aber er fuhr weiter auf Honda. Ein Jahr später dann, in der Halbliterklasse, erfolgten die ersten beiden Podeste und der erste Sieg. Seit dem 15. September 1996 steht Checa nach seinem Triumph über Mick Doohan und Alex Criville beim Grand Prix von Catalunya in den Geschichtsbüchern der GP-Sieger.

2005 fuhr Carlos Checa mit der Ducati zwei Mal aufs GP-Podium, Foto: Ducati
2005 fuhr Carlos Checa mit der Ducati zwei Mal aufs GP-Podium, Foto: Ducati

Allerdings sollte in seiner GP-Karriere nur noch ein weiterer Sieg erfolgen: 1998 beim Grand Prix von Madrid. In dieser Saison holte Checa außerdem je einen zweiten und einen dritten Rang und beendete das Jahr als Gesamt-Vierter. Seine beste GP-Saison überhaupt. Im Jahr darauf folgte der erste Markenwechsel. Checa ging zu Yamaha und konnte zwar noch einige Podeste sammeln, fortan aber nie wieder im GP gewinnen. Seine letzte halbwegs von Erfolg gekrönte Saison fuhr er 2005 im Werksteam von Ducati. Da kamen zwei seiner insgesamt 24 GP-Podeste hinzu. Ein Jahr später wechselte Checa noch einmal zu Yamaha, dann zu Honda, um sich danach aus dem GP-Fahrerlager zu verabschieden.

World Superbike

2008 stieg Checa bei den Superbikes ein und schlug gleich kräftig ein: Sieben Podeste im ersten Jahr, darunter zwei Siege, fünf schnellste Rennrunden, eine Pole Position, Gesamtrang vier. Ten Kate Honda glaubte mit dem Spanier den großen Griff gelandet zu haben und 2009 den Titel ins Visier nehmen zu können. Doch es kam anders. Checa brach ein, beziehungsweise konnte Honda nicht die nötigen Updates an der CBR1000RR liefern. In seiner zweiten WSBK Saison ging kein einziger Sieg auf sein Konto, lediglich zwei zweite und zwei dritte Plätze. WM-Rang sieben.

Im Fahrerlager war schon zu hören, dass es Checa eben doch nie zu etwas bringen wird, dass er nie einer der Großen werden wird. Doch Genesio Bevilacqua glaubte an ihn. Der Manager des Althea Racing Teams nahm Checa unter seine Fittiche und zum ersten Mal hatte der Spanier etwas, was es in seiner Karriere bis dato nicht gab: Ein familiäres Umfeld, keinen Druck und die klare Maßgabe zu fahren, weil es Spaß macht zu fahren. Belohnt wurde das mit drei Siegen, fünf weiteren Podesten und Gesamtrang drei.

Endlich: Carlos Checa ist die absolute Nummer 1, Foto: Althea Racing
Endlich: Carlos Checa ist die absolute Nummer 1, Foto: Althea Racing

Nach dieser schon erfolgreichen Saison 2010 kam aber nicht der "gewohnte" Knick in der Leistungskurve des Piloten aus Barcelona, sondern sie zeigte weiter nach oben und mündete im ersten Weltmeister-Titel eines Spaniers in der Geschichte der Superbike Weltmeisterschaft. Checa kam 2011 mit 38 Jahren im Motorradsport-Olymp an.

Das Jahr darauf entwickelte sich für Ducati zur Zitterpartie. Checa, der als amtierender Champion als einer der Favoriten in die Saison gegangen war, blieb hinter den Erwartungen zurück. Das lag aber nicht zuletzt am Entwicklungsrückstand der 1198. "Ich bin ein bisschen enttäuscht. Wir haben viele Punkte verloren. Natürlich hatten wir in diesem Jahr auch ein paar mehr Probleme als letztes Jahr", resümierte der Spanier bei Motorsport-Magazin.com. Trotzdem konnte der amtierende Meister immerhin vier Mal triumphieren, darunter ein Doppelsieg in Imola, nach dem er sogar kurzzeitig die WM-Spitze wieder übernahm. "Es war lang und wir hatten auf dem Weg Höhepunkte und Tiefpunkte", lautete das Fazit. Trotzdem schaffte es Checa noch auf den vierten Gesamtrang - nur ein kleineres Trostpflaster.

Die Saison 2013 wurde dem 41-Jährigen komplett zum Verhängnis. Trotz erster Pole des Jahres beim Saisonstart, ging das Wochenende auf Phillip Island mächtig daneben. Checa stürzte schon im ersten Rennen und verletzte sich an der linken Schulter, die ihn in Monza zum ersten Aussetzer zwang. Neben seinen körperlichen Beschwerden kam der Ducati Pilot wie seine Mitstreiter kaum bis gar nicht mit der neuen Panigale 1199 zurecht. Mit einem gebrochenen Becken in der Türkei musste Checa seine Saison frühzeitig beenden und kam zu dem Schluss, dass sein Karriereende wohl die beste Lösung sei.