Es wurde auch langsam langweilig: Komplette Rennen, kaum Ausfälle und dazu keine Überraschungen an der Spitze. Zum Glück stand an diesem Wochenende der Nürburgring auf dem Programm, der wieder die komplette Superbike-Action lieferte. Okay, zu viel der Action ist auch nicht immer gut. Aber Abwechslung gab es definitiv. Da wir nun - wie es die Sitte vorschreibt - mit den positiven Dingen angefangen haben, können wir gleich zur Kritik übergehen. Denn das Superbike-Wochenende in Deutschland zeigte ein deutliches Defizit: die Streckenposten.

Nachdem Federico Sandi gestürzt war, hätte der erste Lauf mit Öl auf der Strecke schon drei Runden vor Rennende abgebrochen werden müssen. Doch die Marshalls machten keinerlei Anstalten und ließen Jonathan Rea und Leon Camier damit ins offene Messer laufen. Sichtlich angefressen meldete sich Rea mit gebrochenem Oberschenkel aus dem Krankenhaus zu Wort: "Es ist unglaublich, was mit den Flaggen im Rennen passiert ist, denn ich sah Öl in Kurve sechs, aber in Kurve sieben oder danach nichts mehr. Ich ging in der schnellen achten Kurve zu Boden und war glücklicherweise bei Bewusstsein, also kann ich mich an alles erinnern."

Die Beschwerde kommt durchaus erwartet und definitiv gerechtfertigt. Wer will schon seine WM vergessen müssen, nur weil die Streckenposten entweder nicht richtig ausgebildet sind oder die wichtigen Situationen verschlafen? In jedem Falle dürfte das erst einmal die letzte Vorstellung in der Eifel gewesen sein. Der Nürburgring steht für 2014 nicht mehr im Kalender. Welcher deutsche Kurs möglicherweise als Ersatz herhält, ist noch fraglich. Traurig, dass die Abschiedsveranstaltung so aussah. Zumindest konnten die deutschen Gehilfen an der Strecke im zweiten Lauf nach einer korrekten Abbruchentscheidung ihre Fehler wenigstens ein bisschen ausbügeln.

Abräumer des Wochenendes

Endlich! Im BMW-Abschiedsjahr erklingt die deutsche Nationalhymne auf dem Podium. Chaz Davies holt den Sieg, doch auch Marco Melandri punkten kräftig. Abräumer des Wochenendes war allerdings Sam Lowes. Mit Kenan Sofuoglus Sturz hat er den WM-Titel nun schon so gut wie in der Tasche. "Ich wusste, dass Kenan im entscheidenden Moment einen Fehler machen würde, wenn ich Druck auf ihn ausübe. Ich bin froh, dass ich auf dieser Strecke gewinnen konnte, die Kenan normalerweise am meisten mag", strahlte der Brite. Dennoch sollte man bekanntlich den Tag nicht vor dem Abend loben.

Ayrton Badovini konnte sich an diesem Wochenende wahrlich einmal selbst auf die Schulter klopfen, Foto: Ducati Alstare
Ayrton Badovini konnte sich an diesem Wochenende wahrlich einmal selbst auf die Schulter klopfen, Foto: Ducati Alstare

Pechvogel des Wochenendes

Wo wir gerade in der Superport waren: Sofuoglu hatte in dieser Klasse definitiv das ganze Pech auf seiner Seite. Mit einem Sturz fehlen ihm nun 54 Punkte auf Lowes, die in drei Rennen nahezu unmöglich noch aufzuholen sind. Doch auch Loris Baz gehört zu den Pechvögeln. Der Kawasaki-Pilot zeigt ein starkes Wochenende - bis er im Warm-Up stürzte und die Rennen nur noch vom Krankenbett aus beobachten konnte. Da hatten es Camier und Rea fast besser: Schließlich konnten sie wenigstens im ersten Lauf starten. Da Rea mit seinem Oberschenkel wohl länger ausfallen wird, steht er auf der Pechvogel-Liste aber ganz weit oben.

Kämpfer des Wochenendes

Davies und Melandri kämpften wie wilde Tiere, um ihrem deutschen Hersteller endlich den Heimtriumph zu gönnen. Viele Chancen gibt es schließlich nicht mehr. Was Tom Sykes im ersten Rennen gab, schien Eugene Laverty im zweiten Lauf entdeckt zu haben - die einzigen beiden, die mit dem BMW-Duo aufs Podest klettern durfte. Sylvain Guintoli sagte zwar, keine Probleme mehr mit seiner Schulter zu haben, dennoch schien der Aprilia-Pilot an diesem Wochenende etwas abgeschlagen. Natürlich freuen wir uns auch für unsere deutschen Vertreter: Max Neukirchner holte nach der Pleite im ersten Lauf sein bestes Saisonergebnis im zweiten Rennen und Markus Reiterberger punktete bei seinem Wildcard-Auftritt ordentlich. Hoffentlich ist das nicht nur uns aufgefallen.

Überraschung des Wochenendes

Der Punkt für die fetteste Überraschung auf dem Nürburgring geht definitiv an Ducati. Ayrton Badovini auf der Pole - wär hätte das gedacht? Obwohl er keine Spitzenergebnisse herausholen konnte zeigte der Italiener eine echt starke Leistung und ging glücklich nach Hause. Die Überraschung auf der anderen Seite der Ducati-Box ist Carlos Checa. Beim Test im Misano noch Fortschritte gemacht, ließ der ehemalige Weltmeister als es drauf ankam viele Fragen zurück. Sein derart schlechtes Ergebnis kann er an diesem Wochenende zudem nicht der Panigale in die Schuhe schieben, schließlich können's Badovini und Neukirchner auch.

Bonus des Wochenendes

Déjà-vu auf dem Nürburgring? Okay, die Aktion vor ein paar Jahren war schon etwas heftiger. Dennoch interessant.

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