Das Jahr 2012 verlief für das Kawasaki Racing Team zunächst schockierend und später erschreckend gut. Joan Lascorz, der ursprünglich an der Seite von Tom Sykes als offizieller Werksfahrer in die Saison gestartet war, lieferte einige Top-10-Ergebnisse ab, bis er im April bei Testfahrten auf der italienischen Rennstrecke in Imola heftig abflog, sich den C6-Wirbel brach und lange im Krankenhaus, beziehungsweise zur Reha war. Der Spanier fasst neuen Mut: "Ich werde alles überdenken und nach einer Einnahmequelle suchen müssen, um weiterzukommen, denn die Situation ist nicht leicht. Ich werde mir neue Ziele setzen müssen, um das Leben weiter zu genießen, auch wenn nicht ganz so intensiv wie zuvor."

Mit etwas mehr Glück hätte es für Tom Sykes sogar zum Titel gereicht, Foto: WorldSBK
Mit etwas mehr Glück hätte es für Tom Sykes sogar zum Titel gereicht, Foto: WorldSBK

Auch das Kawasaki Team litt mit dem Piloten und musste schon in Monza einen Ersatz liefern. Sergio Gadea sprang zunächst ein, schafft es aber nicht ein Mal ins Ziel und so wurde Loris Baz ab Donington ins WSBK Team geholt. Der junge Franzose gewöhnte sich schnell ein, steigerte sich von Wochenende zu Wochenende und fuhr in Brünn zum ersten Mal aufs Podest. "Es ist verrückt, ich kann es kaum glauben. Das Rennen lief perfekt für mich", freute er sich nach dem dritten Platz im ersten Lauf.

Baz konnte aber noch eins draufsetzen und siegte in Silverstone zum ersten Mal in der Superbike-Weltmeisterschaft. "Die Bedingungen waren total verrückt. Im Trockenen hatte ich Probleme mit dem Grip. Als es dann zu regnen begann, habe ich gepusht. Am Ende war es wirklich nass, aber ich blieb auf dem Bike. Ich bin so glücklich über den Sieg, den ich Joan widmen möchte", sagte er nach dem Rennen. Dank seiner starken Leistungen sicherte sich Baz zudem eine Verlängerung im Werksteam und finishte in seiner ersten halben WSBK-Saison auf Platz 13.

Der Superpole-König

Sykes, der es hingegen schon auf Phillip Island aufs Treppchen geschafft hatte und seine Leistungen in Imola mit zwei zweiten Rängen toppen konnte, feierte in Monza seinen ersten Sieg, den er dank Rennabbruch und Regen aber nur mit halben Punkten bezahlt bekam. Mit insgesamt vier Siegen und 13 Podiumsplatzierungen galt er spätestens in der zweiten Saisonhälfte als ernstzunehmender Titelanwärter.

Der harte Kampf gegen Max Biaggi zog sich bis zum Saisonfinale in Magny-Cours. Dort kassierte Sykes zunächst Platz drei im ersten Lauf, während sein Konkurrent ausschied. Fehlerfrei bestritt der Brite auch das zweite Rennen in Frankreich und siegte. Allerdings reichte der Triumph nicht aus, um Biaggi den Titel noch zu nehmen, Sykes musste sich mit nur einem halben Punkt Rückstand geschlagen geben und ging als Vizeweltmeister nach Hause.

"Ich habe viele Kommentare von Leuten gehört, die meinten, ich hätte eine Chance vertan, aber das sehe ich gar nicht so", sagte der 27-Jährige. "Wir haben dieses Jahr einen guten Job gemacht und uns selbst in einer guten Position wiedergefunden. Ich bin sehr zufrieden im Hinblick auf 2013 und es beruhigt mich, dass ich endlich Konstanz in meine Leistungen gebracht habe." Dabei schrieb Sykes noch mit einer ganz anderen Leistung 2012 WSBK-Geschichte: Er schnappte sich neun von 14 Pole Positions im Laufe der Saison. Deutlich wird daran: Eine schnelle Runde entscheidet noch lange kein Rennen. Dennoch gilt Sykes auch für 2013 bereits zu den Piloten, die die Nase ganz weit vorne haben werden.

David Salom sammelte bei Pedercini die meisten Punkte, Foto: WorldSBK
David Salom sammelte bei Pedercini die meisten Punkte, Foto: WorldSBK

Magere Ausbeute

Im Pedercini Team startete zum Auftakt zunächst Bryan Staring an der Seite von David Salom. Staring sammelte immerhin sechs Punkte, während Salom fast bis zum Saisonende nahezu leer ausging. Mit nur 22 Zählern und einer Menge Pech entschied sich der Mallorquiner zu einem Ausflug in die MotoGP, woraufhin er zum Saisonabschluss in Frankreich von Claudio Corti ersetzt wurde. Der Italiener zeigte beim WSBK-Debüt starke Rennen und finishte auf Platz neun und zwölf.

Leandro Mercado versuchte derweilen im Laufe der Saison wenigstens den ein oder anderen Punkt für das private Kawasaki Team mitzunehmen, kam bis Brünn aber nicht über seine neun Gesamtzähler hinaus und wurde ab Silverstone erst von David Johnson, dann von David McFadden und an den letzten drei Wochenenden von Alexander Lundh ersetzt. Der Schwede, der zuvor für das MZ Racing Team in der Moto2-GP-Klasse unterwegs war, sah allerdings auch nur in der Hälfte der Rennen überhaupt die Zielflagge.