Vermisst du das MotoGP-Fahrerlager? Wie würdest du beide vergleichen?
Marco Melandri: Für den Fahrer sind die Rennergebnisse immer das Wichtigste. Ich bin hier gut, ich habe Spaß, ich mag die Leute im Fahrerlager und die Atmosphäre. In der MotoGP hatte ich keinen Spaß mehr, weil die Ergebnisse einfach nicht gut waren und auch im Fahrerlager ging es nur noch ums Geschäft. Es war immer alles viel zu professionell, ich habe das ganze Jahr lang nicht einmal gelächelt.

Verfolgst du die Rennen noch?
Marco Melandri: Ja, sicherlich.

Was ging dir durch den Kopf, als bekannt wurde, dass Valentino Rossi zu Yamaha zurückwechselt und damit auf der Ducati versagt hat? Schließlich kennst du ihn und das Bike...
Marco Melandri: Ich habe nichts gefühlt, es interessiert mich nicht. Die Leute bauschen die Story mehr auf als sie eigentlich wert ist. Besonders in Italien halten die Leute nun wohl mehr auf mich, weil es Valentino auch nicht geschafft hat. Für mich macht das keinen Unterschied. Ich kenne mich selbst, ich weiß, was damals nicht funktioniert hat. Nun wissen es eben auch alle Leute, das ist der einzige Unterschied.

Wie schwer war es, sich vom MotoGP-Bike an die Superbike-Maschine zu gewöhnen?
Marco Melandri: Es war nicht leicht, besonders weil die Rennwocheneden komplett anders aufgebaut waren. Plötzlich musste ich zwei Rennen fahren, obwohl ich zuvor nur eins gewöhnt war. Das Bike, die Reifen, die Bremsen, die Beschleunigung, alles war anders. Es war nicht leicht, aber ich hatte von Anfang an Spaß und bekam ein immer besseres Gefühl.

Was kannst du an deinen Fahrfähigkeiten noch verbessern?
Marco Melandri: Man kann immer etwas verbessern. Ich versuche auch, mich jeden Tag zu steigern. Wenn man eines Tages sagt, dass man ausgelernt hat, dann hat man nicht die richtige Einstellung. Man kann hier jeden Tag etwas lernen und sich verbessern.

Wie würden dich deine Freunde beschreiben?
Marco Melandri: Du musst sie fragen. Ich habe noch immer viele Freunde aus meiner Kindheit, die in meiner Nähe wohnen und das ist super. Wir unterhalten uns viel, hauptsächlich natürlich über das Racing, aber machen auch mal lustige Sachen zusammen. Wir haben Spaß. Ich kann zu Hause abschalten.

Marco Melandri fährt gern mit seinen Freunden Motocross, Foto: BMW
Marco Melandri fährt gern mit seinen Freunden Motocross, Foto: BMW

Was bedeutet wahrer Luxus für dich?
Marco Melandri: Ich weiß es nicht genau. Ich kann sagen, dass ich sehr glücklich bin, weil mein Job ist meine Leidenschaft und dafür werde ich auch noch bezahlt. Ich verschwende nicht gerne Geld, weil ich vorher nicht viel hatte. Luxus bedeutet für mich, mit mir selbst zufrieden zu sein, gesund zu sein und Spaß zu haben.

Was ist deine beste Rennerinnerung?
Marco Melandri: Ich hoffe, die in den nächsten Monaten zu haben.

Was war der schlimmste Augenblick in deiner Karriere?
Marco Melandri: Davon gab es zu viele. Gleichzeitig kann ich aber sagen, dass ich von diesen Momenten viel gelernt habe und das half mir dabei, die Person zu werden, die ich jetzt bin.

Was war dein größter Traum als kleines Kind?
Marco Melandri: Das kann ich dir nicht verraten, sonst geht er nicht in Erfüllung! [lacht] Ich habe viele Träume, aber die kann ich wirklich nicht verraten, tut mir leid.

Was motiviert dich jeden Tag?
Marco Melandri: Ich bin glücklich. Jeden Morgen, wenn ich aufwache, denke ich an drei gute Dinge, die mich glücklich machen. Damit startet der Tag sehr positiv.

Welche drei Dinge?
Marco Melandri: Das kann ich nicht sagen. Das ist immer mal anders. Für mich ist es sehr wichtig, wenn man aufwacht an drei verschiedene Dinge zu denken, die man mag und dann bist du glücklicher.

Welche Rennstrecke gefällt dir am besten?
Marco Melandri: Viele, immer wenn ich ein gutes Gefühl auf dem Bike habe, dann gefällt mir die Strecke. In Donington habe ich das erste Rennen für BMW gewonnen, dadurch gehört sie natürlich zu meinen Favoriten. Aber ich hoffe, dass ich schon bald noch an andere Rennstrecken gute Erinnerungen habe.

Was machst du in deiner Freizeit, wenn kein Rennen ansteht?
Marco Melandri: Ich bin ein ziemlich ruhiger Typ. Ich trainiere gern, wir fahren dann oft mit Freunden mit dem Motocross-Bike raus, haben einfach Spaß und üben dabei noch, nichts Besonderes.

Welche Fahrer bewunderst du für ihre Fahrfähigkeiten am meisten?
Marco Melandri: Viele Fahrer, aber aus verschiedenen Gründen. Carlos Checa fährt sehr ruhig und sauber. Casey Stoner fährt auch schön, aber eher gegenteilig, manchmal sehr aggressiv. Sein Stil ist einzigartig. Es gibt einige Fahrer, die ich mir gern ansehe.

Welche Fahrer magst du aus persönlichen Gründen?
Marco Melandri: Carlos ist ein guter Mann, ich habe aber auch zu Leon [Haslam] ein gutes Verhältnis. Eigentlich verstehe ich mich mit allen gut.

Was wirst du in zehn Jahren machen?
Marco Melandri: Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht einmal, was ich nächste Woche mache. [lacht] Zehn Jahre zu bestimmen ist da also ziemlich schwer.