Drei Podestplätze aus vier Rennen - das kann sich sehen lassen. Bei meinem ersten Supercup-Sieg in Barcelona konnte ich das Rennen kontrollieren, in Istanbul musste ich bis zur letzten Kurve um Platz 2 kämpfen. Das hat riesigen Spaß gemacht!

Selbst Chris Mamerow, obwohl der ja hinter mir ins Ziel kam, sagte hinterher, dass ihm die Zweikämpfe gefallen haben. Natürlich hätte er mich lieber überholt, aber mir hat es selbstverständlich so besser gefallen. Es waren harte Duelle, die jedoch immer fair blieben - so sollte Rennfahren sein. Das wollen die Zuschauer sehen und auch wir Fahrer wollen Zweikämpfe erleben.

Damit ging es schon am Start los: ich bin von Platz 3 gut weggekommen, war schon fast an beiden Kadach-Autos vorbei, musste aber außen eine andere Linie fahren und so ist Jaap von Lagen innen durchgefahren und vorne geblieben; aber ich hatte wenigstens einen Platz gegen Chris Mamerow gutgemacht - und konnte diesen glücklicherweise bis ins Ziel verteidigen. Am Start habe ich Chris ganz leicht berührt, aber das hat nichts weiter ausgemacht. Das war normal.

Zunächst war ich teilweise schneller als van Lagen, bin aber nicht an ihm vorbeigekommen. Ich wollte auch nicht zu viel riskieren, keine Harakiri-Aktion starten und mich lieber darauf konzentrieren, wichtige Punkte mitzunehmen. Dann kam Chris näher und wurde im Spiegel immer größer. Ab diesem Zeitpunkt habe ich mich nicht mehr auf Jaap, sondern mehr auf Chris konzentriert und geschaut, dass ich meine Position abschirmen konnte.

Jan stand zum zweiten Mal in Serie auf dem Podium., Foto: Porsche
Jan stand zum zweiten Mal in Serie auf dem Podium., Foto: Porsche

In Barcelona hatte ich das ganze Rennen den Gedanken im Hinterkopf, dass dies mein erster Sieg werden könnte, diesmal hatte ich das ganze Rennen Chris im Nacken und dachte jedes Mal, wenn es auf die Geraden ging: Wo ist er jetzt? Jedes Mal ein kurzer Blick in den Spiegel: Wie nah ist er dran? Muss ich in der nächsten Kurve Kampflinie fahren oder nicht? In diesen Momenten schaut man automatisch öfter in den Rückspiegel. Wenn er so groß darin erscheint wie manchmal in Istanbul, schaut man umso öfter. Aber sobald es in die Kurve geht, man einlenkt, schaut man nicht mehr nach hinten. Dann muss man schon wissen oder wenigstens glauben zu wissen, wo er ist oder wo er hinfahren könnte. Zum Glück haben wir im Porsche null Probleme mit der Sicht nach hinten. Das hilft sehr.

In so engen Zweikämpfen muss man wissen, wo es Überholmöglichkeiten auf der Strecke gibt, wo man selbst schneller ist und wo der Hintermann vielleicht schneller ist und angreifen könnte. Bei Chris gab es nur eine Stelle am Ende der Gegengeraden vor Start und Ziel, wo er es versuchen konnte. Dort hat er sich im Windschatten auf der langen Geraden herangesaugt und hing direkt an meiner Stoßstange. Da galt es Nerven zu bewahren und aufzupassen. Ich war mir aber ziemlich sicher, dass ich ihn hier hinter mir halten konnte und hatte die "Beruhigung", dass es keine andere gefährliche Ecke für mich gab. Woanders hätte er nur mit einer Hauruckaktion vorbeikommen können, bei der wir womöglich beide rausgeflogen wären. Dieses Risiko konnte er nicht eingehen, da er genauso wie ich die Punkte für die Meisterschaft brauchte. Auf dem Rest der Strecke konnte ich meine Linie fahren. Nur an dieser einen Stelle musste ich in den letzten Runden Kampflinie fahren, so dass er nicht vorbeikommen konnte.

Die Strecke gefällt mir sehr gut, das haben die Ergebnisse gezeigt: Platz 3 im Qualifying, Platz 2 im Rennen und Platz 1 in der Gesamtwertung. Bis jetzt läuft es im Supercup richtig gut, aber wir haben erst ein Drittel der Saison absolviert. 14 Punkte Vorsprung sind zwar beruhigend, aber für mich heißt es jetzt: punkten, punkten, punkten. Das Schöne daran ist, ich muss mich nicht umstellen, ich kann genauso weiterfahren wie bisher - denn das war schon die ganze Saison meine Strategie und die hat bis jetzt sehr gut funktioniert. Ich werde auch weiterhin keine unnötigen Risiken eingehen. Wie schnell das schief gehen kann, haben wir in Istanbul gesehen, wo es einiges an Chaos gab, was eigentlich untypisch für den Supercup ist. Vorne konnte unser Dreierzug unbehelligt davonziehen, aber dahinter ging es rund. In der einen Runde waren gelbe Flaggen, dann wurde das Rennen freigegeben und als wir wieder an der Stelle vorbeikamen, wurden erneut gelbe Flaggen geschwenkt. Zum Glück endete mein Duell mit Chris auf Ziellinie und nicht am Streckenrand.