Hallo zusammen,

als Rennfahrer muss man schon leidensfähig sein. Speziell dann, wenn Du im Jahr so ca. 25 Rennwochenenden erlebst.

Das ist ein Wellental der Gefühle. Beispiele gefällig?

Norisring:

Nach über einem Jahr endlich wieder ein Sieg im Carrera Cup! Das hat wirklich gut getan. Mein Tolimit Team und ich haben sehr genau die Probleme eingegrenzt und analysiert. Mir war klar, dass ich am Norisring besser sein werde als in den Rennen zuvor. Mein Auto war speziell ab der Rennmitte wirklich sehr gut. In der Anfangsphase war es etwas schwierig. Wir sind bewusst mit wenig Luft gestartet. 35 Runden sind sehr lang. Weniger kann speziell in Nürnberg sehr viel sein...

Genau das ist eingetreten. Meine Kollegen haben sich alle selber durch Fehler das Rennen kaputtgemacht. Am Ende zählt glücklicherweise nur der Sieg und die 20 Punkte. Ein wirklich tolles Gefühl! Danke.

Hoch-Tief-Hoch-Tief

Jetzt kommt Magny Cours: Eine wirklich schöne Fahrerstrecke. Leider voll in der Pampa. Tote Hose nix los! Aus dem Grund will Bernie da auch nie wieder hin. Mit so einem Sieg im Rücken lässt sich es schön fahren. Also rein ins Auto. Mal schnell 2 Runden Bremsbeläge anfahren und dann? Ein Ölschlauch vom Getriebe war defekt. Reparieren auf die schnelle nicht möglich. Weiterfahren auch nicht. Was sagt jetzt die Logik? Es sieht nicht gut aus. Es gibt vor dem Quali nur dieses eine Training. Während die anderen flott loslegen um an Strecke und Set-Up zu Pfeilen - gucke ich zu. Na super! Da wären wir wieder bei einem Tief.

Kommen wir wieder zu einem Hoch. Nach so vielen Jahren lässt man sich ja nicht so schnell erschüttern. Was konnte ich tun? Alle Daten von Nicolas analysieren. Was macht sein Auto? OK, dann müssen wir versuchen alle Probleme die er hatte, auch für mein Set-Up zu berücksichtigen. Positiv denken und Schadensbegrenzung betreiben. Ab ins Quali.

Mein Ziel war es, bei der enormen Leistungsdichte wenigstes so auf P8-10 zu kommen. Wir haben 2 Sätze Reifen à 2 Runden maximalen Grip. Mit dem ersten Schuss nur P16 und 0,9 Sekunden zurück. Sorry, denkt daran, ich hatte zuvor keine Runde am Limit. Jetzt habe ich versucht, mit dem Satz noch etwas zu lernen. Der Peak eines solchen Reifens ist schon längst weg. Aber ich konnte mich so wenigstens auf die Strecke einschießen und auch noch am Set-Up arbeiten.

10 Minuten vor Ende kommt Set 2 aufs Auto. Gleichzeitig lasse ich noch die Stabilisatoren an Vorder- und Hinterachse verstellen. Es geht raus auf die Strecke. Alles fühlt sich gut an - P3! Unglaublich. Nur 0,1sec. Hinter Uwe Alzen. Da wären wir wieder bei so einem Hoch.

Im Rennen dann wieder schnell bei einem Tief... Nach einem guten Start sind mir die Kollegen so lange in die Räder gefahren, bis das Auto schön krumm war. Dann kam auch noch als Folge ein Reifenschaden. P20 war es am Ende. Eigentlich schade. Unsere Strategie wäre super aufgegangen. Mein Kollege Armindo ist von P14 bis auf P2 nach vorne gefahren! Gratulation. Da hätten locker 2 Tolimit Autos sein können.

Aber wie war das noch mit dem Hoch-Tief-Hoch-Tief? Keine Sorge, diese Dinge werfen einen Rennfahrer nicht aus der Bahn. Das sind normale Vorgänge wie in jedem anderen Berufsleben auch. Immer gut (?) - da kannste Dich ja gar nicht mehr freuen! Oder?