Das Rennwochenende auf dem Norisring ist für Elia Erhart jedes Jahr der absolute Höhepunkt der Saison. Nachdem er in der Vergangenheit bereits im Volkswagen Polo Cup und im Seat Leon Supercopa an den Start gegangen ist, raste er in diesem Jahr erstmals im Porsche Carrera Cup über seine Heimstrecke. In den freien Trainings lag der Fokus darauf, eine gute Fahrzeugabstimmung für den welligen Stadtkurs zu finden. Die Plätze 13 und 14 waren deshalb ein zufriedenstellendes Resultat. Am Samstagmittag wurden dann im Qualifying die Startpositionen für die beiden Rennen herausgefahren. Auf neuen Reifen mussten die Piloten des internationalen Cup-Starterfeldes optimale Rundenzeiten fahren. Mit der 14. Position war der Lokalmatador zwar zufrieden, erhoffte sich aber eine Steigerung für die beiden Wertungsläufe. "Bisher waren wir in den Rennen immer stärker als im Qualifying", erklärte er seine Prognose, die sich später bewahrheiten sollte.

Am Samstagnachmittag durfte Elia Erhart dann endlich sein erstes Rennen mit dem 450 PS starken Porsche auf dem Norisring fahren. Vor den Augen von 135.000 Zuschauern, die sich rund um die berühmte Steintribüne versammelt haben, erwischte der Youngster einen guten Start. Auf der Startgerade konnte er bereits drei Konkurrenten überholen. Spannend wurde es dann in der Anfahrt zur ersten Kurve. Einige Mitbewerber hatten die Leistung ihrer Bremsen überschätzt und es kam zu einem großen Chaos in der Spitzkehre. "Die Situation war sehr unübersichtlich. Ich habe eine kleine Lücke sofort ausgenutzt", erläuterte der Porsche-Neueinsteiger. Eine Entscheidung, die sich auszahlen sollte. Während sich die Fahrzeuge der Konkurrenz gegenseitig im Weg standen, schob sich der Rennfahrer vom Team "Marschall Goebel Racing" an vielen Autos vorbei. Seine beeindruckende Anfangsrunde beendete Elia Erhart auf dem sechsten Rang – damit hatte er seine Startposition um acht Plätze verbessert. Im weiteren Verlauf galt es dann, die hervorragende Position zu sichern. Der Mittelfranke ging bewusst kein Risiko ein und überzeugte mit einer sicheren Fahrweise. Kurz vor Schluss musste er dann doch noch eine Position an einen schnelleren Mitbewerber abgeben. Die Freude über den siebten Rang wurde dadurch aber nicht getrübt. "Mein bestes Porsche-Ergebnis bei meinem Heimrennen – das ist perfekt!", freute sich der Heimfahrer vom "Motorsport Club Nürnberg" nach dem Rennen. Sein ausgegebenes Ziel, ein Ausrufezeichen zu setzen, hatte er somit zweifelsfrei erreicht.

Eine nasse Fahrbahn sorgte im zweiten Wertungslauf am Sonntagmorgen für schwierige Bedingungen. Eine besondere Herausforderung für Elia Erhart, der nur über wenig Regenerfahrung mit dem Porsche-Rennfahrzeug verfügt. Stück für Stück tastete er sich deswegen an das Limit auf der glatten Fahrbahn heran. "In der Anfangsphase war ich vielleicht ein bisschen zu vorsichtig", erklärte der Youngster. "Mir ging es aber darum, möglichst viel Erfahrung auf der feuchten Strecke zu sammeln." Sein Lernprozess wurde nach 17 fehlerfreien Runden durch eine unverschuldete Kollision mit einem Konkurrenten auf unsanfte Art beendet. "Das ist schade, denn die Strecke trocknete immer weiter ab. Vielleicht hätte ich am Ende des Rennens noch einmal angreifen können", berichtete der Nachwuchsrennfahrer im Anschluss.

Insgesamt zog Elia Erhart jedoch ein positives Fazit: "Den siebten Platz vor den Augen meiner zahlreich angereisten Gäste und Fans einzufahren, war ein grandioses Gefühl. Am Sonntag habe ich immerhin noch reichlich Erfahrung im Regen gesammelt." Zufrieden mit seinen Leistungen war auch sein Teamchef Thomas Marschall: "Elia ist in den ersten Rennrunden am Samstag extrem clever gefahren. Es ist natürlich super, dass er gerade hier in seiner Heimat am Norisring so ein gutes Ergebnis geholt hat."

In der Meisterschaftswertung liegt Elia Erhart mit 32 Punkten nun auf Rang 16. Im extrem engen Feld des Porsche Carrera Cup hat er damit nur neun Punkte Rückstand auf eine Top-10-Platzierung. Nach dem Rennen auf dem Norisring steht für den Rennfahrer vom "ADAC Team Nordbayern" jetzt eine siebenwöchige Pause an, bevor vom 17. bis 19. August auf dem Nürburgring die nächsten beiden Wertungsläufe stattfinden.