Die Nürburgring Langstrecken-Serie (ehemals VLN) hat lange darauf hingearbeitet, am 27. Juni in die Saison starten zu dürfen. Nun hat die Meisterschaft grünes Licht von der Kreisverwaltung Ahrweiler für ihr Sicherheits- und Hygienekonzept erhalten. Zudem hat der deutsche Motor Sport Bund (DMSB) das geänderte Fahrerlagerkonzept genehmigt. Damit sind die rechtlichen Hürden für Rennen während der Corona-Pandemie überwunden.

"Gemeinsam haben wir etwas geschafft, das bislang keiner anderen Rennserie in Europa mit Ausnahme der Formel 1 gelungen ist: Wir dürfen wieder Motorsport betreiben - auch wenn dies vorerst leider noch ohne Fans am Streckenrand geschehen muss, was wir sehr bedauern", sagt der Martin Rosorius, der als Vorsitzender der Interessengemeinschaft Langstrecke Nürburgring (ILN) Fahrer und Teams der Meisterschaft vertritt. "Aber es freut uns sehr, dass wir mit dem Know-how und dem Engagement unserer Teams und Fahrer helfen konnten, die richtigen Weichen zu stellen. Die ILN hat sich im Hintergrund mit eigenen Arbeitsgruppen intensiv eingebracht und wichtige Anregungen beigesteuert - etwa zur technischen Umsetzung oder bei der Optimierung der Fahrwege im Fahrerlager."

Das 58.000 Quadratmeter große Fahrerlager wird zur Boxengasse umfunktioniert, da die Hygienebestimmungen - insbesondere der Abstand zwischen Personen - in den Boxen nicht gewährleistet werden kann. Dadurch ändert sich das Vorgehen bei Boxenstopps maßgeblich. Die Fahrzeuge werden an den regulären Zapfsäulen in der Boxengasse betankt. Danach gelangen die Piloten durch die vorletzte Box ins Fahrerlager.

Mit stark reduzierter Geschwindigkeit fahren sie an den Arbeitsbereichen der Teams vorbei, die den Weg beidseitig säumen. Nach einer 180-Grad-Kehre geht es für die Fahrer auf der Rückseite der Teamzelte zurück an die letzte Box. Durch diese gelangen sie wieder in die Pitlane.

Bei der Ausarbeitung des Konzepts ging es nicht nur darum, die Hygienebestimmungen einzuhalten, sondern auch die Machbarkeit sicherzustellen. Die ILN hat die Veranstalter laut Rosorius dabei unterstützt: "Ein ILN-Mitglied hat zum Beispiel mit einem GT3-Rennwagen aus der Topkategorie SP9 bewiesen, dass die neue Lösung mit dem Wendehammer am Ende der provisorischen, Boxengasse sowie die Ein- und Ausfahrt durch die ersten beiden Boxen auch im Hinblick auf die Kurvenradien funktioniert. Jetzt hoffen wir auf ein möglichst großes Teilnehmerfeld und darauf, dass uns die Corona-Situation schon bald auch wieder vor Zuschauern fahren lässt."

NLS als Vorbild für andere Meisterschaften

Für den DMSB hat der nun genehmigte Auftakt der NLS eine wichtige Signalwirkung. "Wir freuen uns über diese positive Entwicklung und die Kooperation der Beteiligten", sagt Dr. Gerd Ennser, das für den Automobilsport zuständige Präsidiumsmitglied. "Die VLN hat ein gutes Hygienekonzept erarbeitet, das durch viel Expertise gestützt ist - von Hochschulmedizinern bis zu den Experten des DMSB. Ich freue mich, dass so gezeigt werden konnte, dass Motorsportwettbewerbe mit einem guten Hygienekonzept auch in diesen besonderen Zeiten möglich sind. Vielen Veranstaltern und Aktiven konnten wir bereits in den vergangenen Wochen fachliche Hilfestellung bei Beantwortung wichtiger Fragen in der derzeitigen Pandemiesituation geben."

Den Veranstaltern ist es wichtig, dass die Rennserie mit einiger Verzögerung in die Saison starten kann. Kürzlich sagte Christian Stephani, Geschäftsführer VLN VV GmbH & Co. KG: "Es geht am Ende nicht nur um uns als Rennserie, sondern auch um die finanzielle Gesundheit unserer Teams und einer Vielzahl an Unternehmen in der Region rund um den Nürburgring."

Den Teilnehmern der NLS steht eine arbeitsreiche zweite Jahreshälfte bevor. Wegen der Corona-Pandemie sind die ersten drei Saisonrennen abgesagt worden. Nach dem Saisonauftakt sollen am 11. und 12. Juli erstmals in der Geschichte an einem Wochenende zwei Rennen ausgetragen werden. Es sollen acht der ursprünglich geplanten neun Rennen stattfinden. Zusätzlich ist das traditionsreiche 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring, an dem viele NLS-Teams teilnehmen, für das Wochenende zwischen dem 24. und dem 27. September angesetzt.