Nach einem Krimi mit 13 Gelbphasen überquerte Kevin Harvick als Erster die Ziellinie auf dem Homestead-Miami Speedway und ist neuer Sprint-Cup-Champion. Mit seinem fünften Saisonsieg, davon drei im Chase, holte sich der Kalifornier seinen ersten Meistertitel und den zweiten Gewinn für Stewart-Haas Racing. Er ist der 30. Titelträger in 66 NASCAR-Jahren. Der große Außenseiter Ryan Newman wurde überraschend Zweiter im Finale. Der Siebte Denny Hamlin überraschte ebenfalls. Er verpasste eine bessere Platzierung, weil er in einer entscheidenden Gelbphase auf einen Boxenstopp verzichtete. Joey Logano, der vierte Finalteilnehmer, verlor seine Titelchancen nach einem Missgeschick in der Boxengasse.

Die vier Titelkandidaten Denny Hamlin, Ryan Newman, Joey Logano und Kevin Harvick vor dem Start, Foto: NASCAR
Die vier Titelkandidaten Denny Hamlin, Ryan Newman, Joey Logano und Kevin Harvick vor dem Start, Foto: NASCAR

Gordon und Harvick bestimmten das Tempo

Mit der Favoritenrolle ging Harvick vom fünften Startplatz in das Sprint-Cup-Finale. Auch die Startpositionen der drei Konkurrenten im Titel-Race entsprachen den Tipps der User von Motorsport-Magazin.com. sowie der amerikanischen Experten. Hamlin und Logano begannen das Rennen von Rang acht und neun, während Außenseiter Newman nach dem 21. Platz im Qualifying aus der Mitte des Feldes starten musste.

Polesetter Jeff Gordon konnte nach dem Start die erste Führungsrunde verbuchen, für die es für die Titelkandidaten im Finale keine Bonuspunkte gab. In der vierten Runde hatte Harvick bereits zwei Gegner überholt und belegte den zweiten Platz. Auch Hamlin hatte sich bis auf Platz fünf verbessert. Wegen einem lose über der Strecke hängenden Zaundraht gab es nach zehn Runden zum ersten Mal Gelb. Kurt Busch gewann das Rennen in der Boxengasse vor Gordon. Sofort zog Harvick an beiden Fahrern vorbei und war der neue Leader vor Gordon und Hamlin.

Dreikampf um den Titel

Nach 24 Runden lag Logano direkt hinter Hamlin auf Rang vier. Eine Runde später gab es durch Gordon einen erneuten Führungswechsel, während Newman mit fast zehn Sekunden Rückstand den 14. Platz belegte. Hamlin meldete etwas Rauch aus dem Öltank. In der 37. Runde überholte Logano seine Titel-Konkurrenten Harvick und Hamlin auf einen Streich und war damit Zweiter. Nach 50 Runden führte Gordon mit über drei Sekunden vor Logano. Weitere fünf Sekunden dahinter kämpften Harvick und Hamlin um Platz drei. Dem Zwölften Newman fehlten bereits 16 Sekunden auf den Leader.

Gerade als Hamlin den dritten Platz erobern konnte, gab es in der 57. Runde die zweite Rennunterbrechung. Hamlins Crew war beim Boxenstopp sehr schnell und beförderte ihren Fahrer hinter Gordon als Zweiter wieder auf die Strecke. Logano war beim Restart Dritter vor Harvick. Den Restart gewann Hamlin vor Logano. Gordon verdrängte sofort beide Fahrer und übernahm wieder den ersten Platz vor Harvick. Während Hamlin bis auf Platz fünf durchgereicht wurde lag Newman zu ersten Mal in der Top-10.

Jeff Gordon hält die Titelkandidaten in Schach, Foto: Daniel Huerlimann
Jeff Gordon hält die Titelkandidaten in Schach, Foto: Daniel Huerlimann

Gordon und alle vier Finalisten in der Top-5

Nach 75 Runden lagen die vier Titelkandidaten zwischen Rang zwei und sechs. Der Fünfte Newman hatte plötzlich das schnellste Fahrzeug im Feld. Nach 85 Runden musste das Pace Car zum dritten Mal auf die Strecke. Beim Restart in Runde 90 führte Gordon vor Hamlin, Harvick und Logano. Newman war nach einem schwachen Stopp Achter. Vier Runden später meldete Logano Vibrationen und wurde kurz darauf vom entthronten Champion Jimmie Johnson überholt. Die vierte Caution kam in Runde 115. Nach den folgenden Stopps führte Gordon weiterhin vor Harvick, Hamlin und Logano, während Kyle Busch die Garage aussuchen musste.

Harvick hatte nach dem Neustart teilweise die Nase vorne und konnte sich nach 124 Runden endgültig gegen Gordon durchsetzen. Kurz vor Rennhalbzeit verbesserte sich Newman auf Platz fünf. Damit waren alle vier Titelkandidaten in der Top-5 vertreten. Harvick konnte sich jetzt deutlich von Gordon lösen und führte mit einem Vorsprung von fast drei Sekunden. Dann verlor Newman wieder zwei Positionen an Johnson und Rookie Kyle Larson. Dann kam Gordon wieder an Harvick heran, doch die fünfte Gelbphase beendete das Duell. Marcos Ambrose erhielt in seinem Abschiedsrennen den Lucky Dog.

Hochspannung pur

Die neue Reihenfolge beim Restart in Runde 159: Leader war Gordon vor Hamlin, Harvick, Logano, Kenseth und Newman. Hamlin griff auf der oberen Linie an, aber die sechste Caution beendet sofort den Angriffsversuch. Beim nächsten Restart konnte sich Hamlin durchsetzen und war nun Erster. Zwischen Gordon, Logano und Harvick entbrannte ein rundenlanger Kampf um Platz zwei, den Logano für sich entscheiden konnte. Nach 172 Runden lagen mit Hamlin, Logano und Harvick drei Titelkandidaten in Führung. Der Titelkampf wurde langsam zum Krimi. Die Performance der Kandidaten wechselte laufend. Das große Fragezeichen war Newman, der immer in Lauerstellung lag, aber nicht ganz das Tempo an der Spitze mitgehen konnte. Alle vier Fahrer waren auf den Punkt in Bestform. Kurz nachdem Harvick Logano überholen konnte, streifte der Penske-Pilot leicht die Mauer und musste Gordon sowie später Dale Earnhardt Junior ziehen lassen.

In der 193. Runde gab es die siebte Gelbphase mit anschließenden Boxenstopps. Gordons Team war beim Service schneller als die Crew von Hamlin. Logano musste wegen seinem Mauerkuss einen längeren Stopp in Kauf nehmen und war beim Restart nur noch Zehnter. Gordon führte nun wieder vor Hamlin und Harvick. Brad Keselowski tauchte plötzlich auf Platz vier vor Newman auf. Das Rennen lief nur acht Runden, bevor es zum achten Mal Gelb gab. Unter Flutlicht lag Gordon immer noch vor Hamlin und Harvick. Logano und Newman belegten beim Restart die Positionen acht und neun.

Joey Lognao verlor das Rennen beim Boxenstopp, Foto: NASCAR
Joey Lognao verlor das Rennen beim Boxenstopp, Foto: NASCAR

Viele Gelbphasen

Auf der oberen Linie konnte Hamlin an Gordon vorbeiziehen. Gleichzeitig verlor Newman drei Plätze und war nur noch Zwölfter. Debris war der Grund für die neunte Rennunterbrechung in Runde 220. Gordon, Hamlin und Harvick passierten nach den Boxenstopps die Linie fast Zeitgleich. Newman war Fünfter, während Logano vom elften Rang wieder ins Rennen ging. Gordon setzte sich gleich von Hamlin ab. Keselowski sorgte als Dritter vor Harvick für weitere Würze im Titelkampf. A.J. Allmendinger sorgte in der 235. Runde für die zehnte Rennunterbrechung.

Erneut gewann Gordon das Rennen in der Boxengasse vor Hamlin und Harvick. Jetzt waren noch 25 Runden zu fahren. Keselowski übernahm Platz zwei hinter Gordon und Harvick zog ebenfalls an Hamlin vorbei. Fünfter war Newman vor Logano. Harvick konnte sich innerhalb von fünf Runden um eine Sekunde von Harvick absetzten, als zum elften Mal das Pace Car wegen Debris die Führung übernehmen musste. Gordon und Hamlin und Vickers blieben auf der Strecke. Der Rest kam zum Boxenstopp herein. Der Penske-Ford von Logano fiel vom Wagenheber. Harvick nahm vier frische Reifen mit und Newman nur zwei Goodyear.

Newman war beim Restart Vierter, Harvick nur noch Zwölfter und Logano lag auf Platz 21. Hamlin zog an Gordon vorbei, konnte sich aber nicht lange über die Führung freuen, denn die zwölfte Caution wurde durch Alex Bowman und Blake Koch in Runde 254 ausgelöst. Überraschend kam jetzt Gordon und erneut Logano zum Boxenstopp herein. Hinter Hamlin lag deshalb Newman an zweiter Position und Harvick war Sechster. Gordon und Logano waren nicht mehr in der Top-25 zu finden. Hamlin behielt nach dem Restart die Führung. Harvick schoss auf Rang zwei vor Newman. In der 259. Runde machten sich die vier frischen Reifen von Harvick bezahlt, denn er zog problemlos an Hamlin vorbei. War das der Titel für Harvick?

Kevin Harvick führt beim letzten Restart vor Ryan Newman und Denny Hamlin, Foto: NASCAR
Kevin Harvick führt beim letzten Restart vor Ryan Newman und Denny Hamlin, Foto: NASCAR

Harvick gewinnt vor Newman

Nein! Der Krimi erlebte den nächsten Höhepunkt mit der 13. Gelbphase in Runde 261. Die Reihenfolge: Harvick, vor Newman und Hamlin. Vier frische Reifen gegen zwei und ganz alte Goodyear. Harvick suchte die Flucht, aber Newman blieb dran. Harvick hatte 0.334 Sekunden Vorsprung in der letzten Runde. Newman kämpfte wie ein Löwe, aber Harvick gewann mit 0.5 Sekunden Vorsprung vor Newman.

Damit wurde Harvick nach einem wahren Krimi neuer Sprint-Cup-Champion. Außenseiter Newman schaffte überraschend Platz zwei vor Keselowski, Paul Menard, Jamie McMurray und Matt Kenseth, der zum zweiten Mal in Folge die schnellste Rennrunde fuhr. Hamlin belegte nach einem starken Rennen unter Wert den siebten Rang vor Clint Bowyer, Johnson und Gordon, der als letzter Fahrer mit 161 Führungsrunden, das Rennen in der Top-10 beendete. Logano musste sich nach zwei unglücklichen Zwischenfällen mit Platz 16 begnügen.

Kevin Harvick feiert seinen ersten Sprint-Cup-Titel, Foto: Daniel Huerlimann
Kevin Harvick feiert seinen ersten Sprint-Cup-Titel, Foto: Daniel Huerlimann

Motorsport-Magazin.com präsentiert exklusive Bilder aus Homestead

36. Lauf: Ford EcoBoost 400 (Top-10)
Homestead-Miami Speedway, Homestead, FL (267 Runden)

1. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 43/- Punkte
2. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 42/- Punkte
3. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 41/0 Punkte
4. Paul Menard (Chevrolet) Richard Childress Racing, 40/0 Punkte
5. Jamie McMurray (Chevrolet) Chip Ganassi Racing with Felix Sabates, 39/0 Punkte
6. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 38/0 Punkte
7. Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 37/- Punkte
8. Clint Bowyer (Toyota) Michael Waltrip Racing, 36/0 Punkte
9. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 35/0 Punkte
10. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 36/2 Punkte

Endstand Chase 2014: 10/10 (Top-16) Rennen 36/36
NASCAR Sprint Cup Titel Race: 4 Teilnehmer

1. (+3) Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 5.043 Punkte
2. (+1) Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 5.042 Punkte
3. (-2) Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 5.037 Punkte
4. (-2) Joey Logano (Ford) Team Penske, 5.028 Punkte

5. (0) Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 2.361 Punkte
6. (0) Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2.348 Punkte
7. (0) Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 2.334 Punkte
8. (+2) Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2.301 Punkte
9. (0) Carl Edwards (Ford) Roush Fenway Racing, 2.288 Punkte
10. (-2) Kyle Busch (Toyota) Joe Gibbs Racing, 2.285 Punkte
11. (+2) Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2.274 Punkte
12. (+2) Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 2.263 Punkte
13. (-2) A.J. Allmendinger (Chevrolet) JTG Daugherty Racing, 2.260 Punkte
14. (-2) Greg Biffle (Ford) Roush Fenway Racing, 2.247 Punkte
15. (0) Kasey Kahne (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 2.234 Punkte
16. (0) Aric Almirola (Ford) Richard Petty Motorsports, 2.195 Punkte