Nach 500 Runden mit 14 Gelbphasen und der Rekordzahl von 33 Führungswechseln siegte Kurt Busch hauchdünn vor Jimmie Johnson auf dem Martinsville Speedway. Im sechsten Rennen der Sprint-Cup-Serie sahen die Zuschauer zum sechsten Mal einen anderen Sieger. Gleichzeitig schaffte nach Kevin Harvick auch der zweite Neuzugang von Stewart-Haas-Racing einen Saisonsieg. Für Kurt Busch war es der erste Cup-Sieg nach einer Durststrecke von 83 Rennen. Nach 2002 konnte Kurt Busch zum zweiten Mal die berühmte Grandfather Clock als Siegertrophäe in Empfang nehmen.

Caution in Runde eins

Brad Keselowski demoliert seinen Ford in der Boxengasse, Foto: NASCAR
Brad Keselowski demoliert seinen Ford in der Boxengasse, Foto: NASCAR

Polesitter Kyle Busch verteidigte nach dem Start die Führung, obwohl er die obere Linie gewählt hatte. Die erste Runde war noch nicht beendet, als das Rennen bei kühlen acht Grad Außentemperatur unterbrochen wurde. Parker Kligerman, Casey Mears, Austin Dillon, Martin Truex Junior, Justin Allgaier und Kasey Kahne beklagten Kaltverformungen. Die drei Gibbs-Toyota mit Kyle Busch, Hamlin und Matt Kenseth, sowie zwei Hendrick-Chevrolet mit Johnson und Jeff Gordon setzten sich an der Spitze fest. Kenseth und Johnson sorgten anschließend für die ersten Führungswechsel. Hamlin fiel in der Anfangsphase bei seinem Heimspiel immer weiter zurück.

Kurz nach den ersten Überrundungsmanövern gab es die angekündigte Competition-Caution in Runde 41 wegen der Regenschauer in den letzten Stunden vor dem Rennen. In der engen Boxengasse erwischte es Brad Keselowski, dessen Ford vorne gewaltig beschädigt wurde, nachdem Kahne vor ihm gebremst hatte. Der Penske-Ford musste anschließend in der Garage behandelt werden. Nach 57 Runden löste Kenseth Titelverteidiger Johnson an der Spitze ab. Es war ein munteres Wechselspiel an der Spitze. Piloten konnten nach vorne schießen und fielen anschließend wieder weit zurück.

Brad Keselowski auf Rachefeldzug

Kurt Busch und Brad Keselowski ohne Motorhaube, Foto: NASCAR
Kurt Busch und Brad Keselowski ohne Motorhaube, Foto: NASCAR

Nach 65 Runden war Joey Logano im zweiten Penske-Ford der erste Fahrer, der sich deutlich absetzen konnte. Während Kyle Busch auf dem kürzesten Oval im Rennkalender über 20 Plätze verlor, konnte Johnson in Runde 83 wieder den ersten Rang übernehmen. Keselowski war inzwischen ohne Motorhaube wieder auf der Strecke und attackierte sofort Kurt Busch, den er für den Übertäter beim Zwischenfall in der Boxengasse hielt. Die dritte Gelbphase nach 103 Runden rettete Kyle Busch vor einer Überrundung.

Johnson hatte nach 150 Runden die halbe Zeit das Feld angeführt. Vier Runden später tauchte plötzlich Greg Biffle im Roush-Ford im Rückspiegel auf und ging am Martinsville-Rekordsieger vorbei. Als kurz darauf Marcos Ambrose und A.J. Allmendinger ebenfalls Johnson überholten, gab es ein ungewohntes Spitzentrio in Martinsville. Nach der fünften Caution gab es einen Riesenstau am Ende der Boxengasse. Ambrose war nach einem schnellen Service der neue Führende beim Restart.

Racing pur: 14 Führungswechsel nach 200 Runden

Erst nach 22 Führungsrunden musste Ambrose seine Spitzenposition wieder abgeben. Kenseth konnte sich sofort absetzen, da hinter dem Toyota harte Positionskämpfe stattfanden. Jamie McMurray wurde dabei von Dale Earnhardt Junior umgedreht und landete hart in der Mauer. Johnson und Kenseth, die beiden Titelkonkurrenten des letzten Jahres, lieferten sich herrliche faire Zweikämpfe. Logano mischte ebenfalls kräftig mit. Langsam aber sicher bewegten sich auch Kevin Harvick und Earnhardt Richtung Spitze. Dann wurde mit Alex Bowman der schnellste Rookie aus dem Qualifying durch David Gilliland aus dem Rennen geworfen. Bowman hatte zu diesem Zeitpunkt in der Top-20 gelegen. Earnhardt verzichtete auf einen Boxenstopp und war jetzt der neue Leader.

Kurt Busch überholte in der 243. Runde Publikumsliebling Earnhardt und wurde zwei Runden später wiederum von Johnson an der Spitze abgelöst. Nach der nächsten Rennunterbrechung blieb Kenseth auf der Strecke, wurde aber nach kurzer Zeit von Earnhardt überholt. Dritter war Johnson vor Clint Bowyer und dem erneut starken Rookie Kyle Larson. Zu Beginn der zweiten Rennhälfte wurde immer intensiver um jede Position gekämpft. Die nächste Überraschung folgte in Runde 284 als Bowyer Rang eins übernahm. Johnson konterte sofort. Man merkte Johnson an, dass er unbedingt seinen ersten Saisonsieg erzielen wollte.

Probleme bei Matt Kenseth

Kenseth hatte seit einiger Zeit große Probleme und wurde in Runde 304 überrundet. Tony Stewart ereile kurz darauf das gleiche Schicksal, doch es folgte eine Caution und Stewart erhielt den Lucky Dog. Das gleiche Glück hatte Kenseth nach der zehnten Rennunterbrechung in Runde 340. Johnson machte weiter Tempo an der Spitze. Carl Edwards war der neue Zweite und Kyle Busch tauchte nach langer Abwesenheit wieder in der Top-10 auf.

100 Runden vor Rennende absolvierte Johnson seine 227. Führungsrunde. Nur Edwards konnte sein Tempo einigermaßen mitgehen. Kurt Busch lag eine weitere Sekunde zurück. Die ominöse 13. Gelbphase in der 411. Runde rettete erneut einige Sprint-Cup-Stars vor einer bevorstehenden Überrundung. Bei den folgenden Boxenstopps drehte Edwards den einfahrenden Kenseth verkehrt in die Box. Johnson spulte nach dem Restart anschließend weitere Führungsrunden ab. Plötzlich zeigte sich die Sonne am Himmel und Bowyer und Kurt Busch wurden bei den Longruns immer schneller. In Runde 450 griff Bowyer auf der unteren Linie an und überrumpelte Johnson.

Spektakuläre Endphase

Kurt Busch gewinnt vor Jimmie Johnson, Foto: NASCAR
Kurt Busch gewinnt vor Jimmie Johnson, Foto: NASCAR

Bowyer drehte auf und führte mit 1,5 Sekunden Vorsprung, als die 14. Gelbphase seinen Vorwärtsdrang beendete. Edwards hatte sich gedreht und die vielleicht letzten Boxenstopps standen auf dem Programm. Bowyer verlor neun Plätze bei seinem missglückten Service. Johnson war als Erster wieder auf der Strecke. Es folgte Logano vor Kurt Busch und Aric Almirola in der Titelsponsor-STP-Lackierung.

Nach reichlich Lackaustausch konnte sich wieder Johnson beim Neustart durchsetzen. Doch Kurt Busch gab nicht auf und trickste Johnson aus. Nun klebte Johnson am Heck des Stewart-Haas-Chevrolet von Kurt Busch. 17 Runden vor Rennende holte sich Johnson Rang eins zurück. Doch Kurt Busch blieb hartnäckig und schaffte einen erneuten Führungswechsel in Runde 490. Nur eine knappe Wagenlänge trennte die beiden Siegkandidaten trotz Überrundungsverkehr. Es reichte für Kurt Busch, der nach einer Durststrecke von 83 Sprint-Cup-Rennen wieder als Sieger in die Victory Lane fahren konnte. Teambesitzer Tony Stewart gratulierte dem neuen Teamkollegen noch auf der Strecke.

Mit einem Rückstand von minimalen 0.263 Sekunden wurde Johnson Zweiter hinter Kurt Busch. Es war das bisher beste Saisonresultat für den Champion, der immer noch auf seinen ersten Sieg wartet, der in Martinsville eigentlich fest eingeplant war. Rang drei holte sich Earnhardt vor Logano, der zum dritten Mal in diesem Jahr Vierter wurde. Ambrose wurde Fünfter vor Kenseth, der in den letzten Runden reichlich Boden gutmachen konnte. Die Top-10 komplettierten Harvick, Almirola, Bowyer und Paul Menard. Bester Rookie war Austin Dillon, der als 15. Das Ziel erreichte.

STP 500 (Top-10)
Martinsville Speedway, Martinsville, VA (500 Runden)

1. Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 47/4 Punkte
2. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 44/2 Punkte
3. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 42/1 Punkte
4. Joey Logano (Ford) Team Penske, 41/1 Punkte
5. Marcos Ambrose (Ford) Richard Petty Motorsports, 40/1 Punkte
6. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 39/1 Punkte
7. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 38/1 Punkte
8. Aric Almirola (Ford) Richard Petty Motorsports, 36/0 Punkte
9. Clint Bowyer (Toyota) Michael Waltrip Racing, 36/1 Punkte
10. Paul Menard (Chevrolet) Richard Childress Racing, 34/0 Punkte
11. A.J. Allmendinger (Chevrolet) JTG Daugherty Racing, 34/1 Punkte
12. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 32/0 Punkte

Gesamtstand: Rennen 06/36 (Chase Top-16)

1. Dale Earnhardt Jr. (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 1 Sieg, 227 Punkte
2. Carl Edwards (Ford) Roush Fenway Racing, 1 Sieg, 217 Punkte
3. Kyle Busch (Toyota) Joe Gibbs Racing, 1 Sieg, 189 Punkte
4. Brad Keselowski (Ford) Team Penske, 1 Sieg, 188 Punkte
5. Kurt Busch (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 1 Sieg, 146 Punkte
6. Kevin Harvick (Chevrolet) Stewart-Haas Racing, 1 Sieg, 135 Punkte
7. Matt Kenseth (Toyota) Joe Gibbs Racing, 218 Punkte
8. Jeff Gordon (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 216 Punkte
9. Jimmie Johnson (Chevrolet) Hendrick Motorsports, 209 Punkte
10. Joey Logano (Ford) Team Penske, 187 Punkte
11. Austin Dillon (Chevrolet) Richard Childress Racing, 179 Punkte
12. Ryan Newman (Chevrolet) Richard Childress Racing, 174 Punkte
13. Paul Menard (Chevrolet) Richard Childress Racing, 168 Punkte
14. Denny Hamlin (Toyota) Joe Gibbs Racing, 165 Punkte
15. Brian Vickers (Toyota) Michael Waltrip Racing, 165 Punkte
16. Marcos Ambrose (Ford) Richard Petty Motorsports ,162 Punkte