Susie Stoddart und Vanina Ickx. Zwei Namen die eigentlich jeder kennt, der sich für die DTM interessiert und sogar das ein oder andere Mal an die Strecke kommt, um sich die Rennen hautnah anzuschauen. Die beiden sind sympathisch und nett, für ein Autogramm oder Foto so gut wie immer zu haben. Doch neben diesen zwei Damen gibt es im Rahmenprogramm der DTM noch eine handvoll anderer schneller Mädels, die in ihren Fahrzeugen versuchen, das Feld aufzumischen.

In jeder der fünf Rahmenserien ist mindestens eine von ihnen vertreten, im Seat Leon Supercopa sind es seit dem siebten Saisonrennen auf dem Norisring sogar deren zwei. Während Marleen Seilheimer im Polo Cup, Steffi Halm im Porsche Carrera Cup, sowie Sabrina Hungerbühler und Kati Droste im Seat Leon Supercopa mit einem Dach über dem Kopf über die Rennstrecken Europas heizen, fühlt sich Cyndie Allemann aus der Formel 3 EuroSerie seit jeher im Formelsport zuhause. Marlene Dietrich wagte nach zwei Jahren im Polo Cup den Umstieg in die Formel BMW und ist seitdem luftig unterwegs.

Marleen Seilheimer aus dem VW Polo Cup, Foto: adrivo Sportpresse
Marleen Seilheimer aus dem VW Polo Cup, Foto: adrivo Sportpresse

Egal in welcher Serie sie starten. Wie alle anderen Teilnehmer auch leisten die sechs Mädels Sport auf allerhöchstem Niveau. Ihren männlichen Kollegen stehen sie zum Teil in nichts nach und kämpfen munter mit um Positionen und Punkte. Die derzeit erfolgreichste Vertreterin des weiblichen Geschlechts ist Marleen Seilheimer. Nach einem Lehrjahr in der Tourenwagen-Schule liegt die Mettenheimerin nach sechs Rennen auf der fünften Position im Gesamtklassement. "Es wäre toll, wenn ich diese Position auch bin zum Saisonende halten könnte", so die 20-jährige. "Vielleicht schaffe ich es dann schon im nächsten Jahr in den Seat Leon Supercopa. Mein Traumziel ist und bleibt aber die DTM."

Die angehende Sportstudentin sammelte vor etwa 15 Jahren die ersten Erfahrungen auf vier Rädern. "Damals bin ich auf dem elterlichen Hof mit einem selbstgebauten Kart gefahren. Obwohl wir das einfach nur zum Spaß zusammen geschraubt haben, hat es schon erstaunlich gut geklappt." Nach einer längeren Pause stieg Marleen Seilheimer mit elf Jahren wieder ins Kart. Einige Jahre später machte sie die Slalompisten in der und um die Heimat herum unsicher. Ein Jahr bevor sie in den Polo Cup einstieg, belegte sie im ADAC-Pfalz-Slalom-Junioren-Cup den ersten Platz. "Mein Vater war natürlich begeistert und ist es jetzt immer noch. Meine Mutter war dagegen etwas ängstlich, sie hat sich damit aber mittlerweile abgefunden", erzählt Seilheimer über ihre Eltern.

Sabrina Hüngerbühler startet im Seat Leon Supercopa, Foto: Hungerbühler
Sabrina Hüngerbühler startet im Seat Leon Supercopa, Foto: Hungerbühler

Viele Leute denken, dass es Frauen im Motorsport viel einfacher haben. Doch die allgemeine Meinung, sie würden überall ein Cockpit bekommen, ist wahrlich keine Tatsache. "Es gibt viele Vorurteile. Auch wir müssen uns durchsetzen und uns erst einmal Respekt verschaffen. Auf der Rennstrecke bekommt man nichts geschenkt", sagt Seilheimer. Sabrina Hungerbühler, neben der Strecke als Modell tätig, bestätigt diese Aussage. "Ich denke als Frau hat man es im Motorsport schwerer. Denn wenn man als Frau hinten im Feld herumfährt, gelten gewisse Vorurteile als bestätigt. Wenn ein Mann dagegen hinterherfährt, redet kein Mensch darüber."

Wie viele andere auch begann die Motorsportkarriere bei der bildhübschen Schweizerin im Kartsport. Danach folgten Einsätze in der Formel BMW und im Sportwagenbereich, seit 2007 ist Hungerbühler im Seat Leon Supercopa unterwegs. "Ich bin damals durch meinen Vater zum Motorsport gekommen. In Spanien bin ich öfters im Leihkart gefahren, dort war ich immer relativ fix unterwegs", berichtet die 24-jährige aus Oberbüren. Für sie lief in der ersten Saisonhälfte nicht immer alles nach Plan. In der so wichtigen Lernphase gab es einige Kollisionen und Dreher. "Die Umstellung auf den Tourenwagen mit Frontmotor fällt mir nicht einfach. Bisher bin ich immer in schnellen Formel- oder Sportwagen gefahren. Für den Seat Leon habe ich noch nicht das richtige Gefühl entwickelt."

Kati Droste ist erst seit dem Norisring dabei, Foto: Bernhard Schoke
Kati Droste ist erst seit dem Norisring dabei, Foto: Bernhard Schoke

Hungerbühlers größter Traum ist ein Start bei den legendären 24 Stunden von Le Mans. "Dort würde ich gerne mal mit einem Sportwagen mitfahren. Der müsste natürlich richtig viel Leistung haben und ganz tief liegen", schwärmt die Schweizerin. Ihre Serienpartnerin Kati Droste hat bereits einige Rennen zwei Mal rund um die Uhr absolviert. Allerdings nicht in Le Mans, sondern auf der Nordschleife und in Dubai. Auch Droste hat die ersten Motorsporterfahrung im Kart sammeln können. Die heute 22-jährige aus Dorsten saß mit zehn Jahren zum ersten Mal im Kart. "Eigentlich war das Kart ein Geschenk von meinem Vater für meinen Bruder. Irgendwann bin ich dann mehr gefahren als er und ich habe meine Karriere fortgesetzt."

Nach einigen Meistertiteln im Kartsport sammelte Droste 2004 die ersten Erfahrungen im Automobilrennsport. Neben Einsätzen in der Mini Challenge war sie auch im Seat Leon Supercopa unterwegs, in den sie seit dem Rennen auf dem Norisring zurückgekehrt ist und den Rest der Saison bestreiten wird. "Große Ziele habe ich mir für dieses Jahr nicht mehr gesetzt. Am Norisring bin ich zum ersten Mal mit dem neuen Seat Leon gefahren und konnte es nicht in ein gutes Ergebnis umsetzen", so Kati Droste. Für sie wäre es ein Traum, in Zukunft einmal in der DTM an den Start zu gehen. "Ob ich diesen Traum aber jemals erreichen werde, wird sich erst in den nächsten Jahren zeigen."

Steffi Halm kämpft im Porsche Carrera Cup um Punkte, Foto: Steffi Halm
Steffi Halm kämpft im Porsche Carrera Cup um Punkte, Foto: Steffi Halm

Mit etwa 400 Pferdestärken hat Steffi Halm im Porsche Carrera Cup die meiste Power unter dem Hintern. Nicht umsonst gilt der Cup als schnellster Markenpokal Europas. Für die tolimit-Pilotin ist es das erste Jahr im Porsche, zuvor waren einige Formelboliden und kleine Tourenwagen ihre Arbeitsgeräte. "Ich bin über den Kartsport in den Motorsport gekommen. Zunächst war alles noch ein Hobby, später bin ich in einen Verein eingestiegen und habe irgendwann mein eigenes Kart bekommen", schildert Halm. Alles andere habe sich mit der Zeit ergeben, ein Traumberuf war das Rennfahrerdasein für die 23 Jahre alte Herrenbergerin nie. Vielmehr war es ein Zeitvertreib und Hobby. "Damals wollte ich einfach nur Kartfahren."

Für Halm haben Frauen im Motorsport sowohl Nachteile als auch Vorteile gegenüber ihren männlichen Eidgenossen. "Man muss viel mehr beweisen wie ein Kerl. Es gibt die eine oder andere Meinung, die man zunächst verändern muss. Außerdem kommt es auch immer darauf an, mit welchen Personen man in Kontakt steht", so Halm. "Natürlich gibt es auch Vorteile, denn von uns gibt es einfach nicht so viele." Die Karriereplanung ist bei Steffi Halm schon so gut wie abgeschlossen. "Ich will in die DTM." Dass der Porsche Carrera Cup dafür ein gutes Sprungbrett ist, wurde in der Vergangenheit schon mehrfach unter Beweis gestellt. Lucas Luhr und Mike Rockenfeller sind aktuell in der DTM unterwegs und somit die besten Beispiele, denn auch sie fuhren einst im Porsche herum.

Daumen Hoch - Marlene Dietrich im Formel BMW-Cockpit, Foto: BMW
Daumen Hoch - Marlene Dietrich im Formel BMW-Cockpit, Foto: BMW

Die verbleibenden zwei Damen sind derzeit in offenen Boliden unterwegs. Doch auch bei ihnen ist ein Wechsel oder eine Rückkehr in den Tourenwagensport nicht auszuschließen. "In der DTM zu fahren, wäre schon eine klasse Sache", meine Marlene Dietrich, die bis auf den Namen übrigens nichts mit der berühmten Schauspielerin zu tun hat. Aber vielleicht wird sie ja in der Zukunft ähnlich bekannt. Den Grundstein der Motorsportlaufbahn legte, wie sollte es anders sein, der Vater. "Mein Papa war schon immer Motorsport-begeistert. Schon mit etwas mehr als vier Jahren bin ich zum ersten Mal im Kart-Club meines Vaters gefahren."

Die Begeisterung des Vaters war ihr also durchaus hilfreich. "Ich glaube er war sogar froh, dass mein Hobby Kartfahren war und nicht etwa Ballett oder etwas in der Art", scherzt die Blondine. Nach zwei Jahren im VW Polo Cup wechselte Marlene Dietrich in diesem Jahr in die Formel BMW. Die Leistung ist zwar fast dieselbe, doch fahrerisch sind diese beiden Autos nicht zu vergleichen. Im Team Zinner will sie in ihrer Debütsaison bei einigen Rennen unter die besten Zehn kommen. Beim Saisonauftakt in Oschersleben hat das bereits einmal geklappt. "Man muss sich einfach durchsetzen, denn der Motorsport ist weiterhin eine Männerdomäne. Wenn man sich erstmal Respekt verschafft hat, klappt es schon ganz gut", erzählt Dietrich.

Cyndie Allemann versucht sich in der Formel 3 EuroSerie durchzusetzen, Foto: F3 EuroSerie
Cyndie Allemann versucht sich in der Formel 3 EuroSerie durchzusetzen, Foto: F3 EuroSerie

Einen Schritt näher an der DTM ist die Schweizerin Cyndie Allemann. Nach einem Jahr in der deutschen Formel Renault folgte der Wechsel in den Formel 3 Cup. Dort sorgte die 21-jährige Dame schon für Furore, vor allem bei den starken Auftritten auf dem Oval des EuroSpeedways, die mit einem Podiumsbesuch belohnt wurden. "Die Zukunft bringt für mich verschiedene Wege, aber es gibt eine Sache, die ich unbedingt erreichen will. Ich möchte den Motorsport gerne zu meinem Beruf machen und davon leben können", erklärt Cyndie Allemann aus der Formel 3 EuroSerie.

Wie sollte es auch anders sein, war auch bei hier der Vater schuld am ungewöhnlichen Hobby. Dazu kam noch ein zwei Jahre älterer Bruder und schon war der Einstieg in das Kart perfekt. "Mit sieben Jahren habe ich es zum ersten Mal probiert und es hat mir sehr gut gefallen." Im Kartsport kann Allemann auch einige Erfolge verbuchen, immerhin wurde sie zwei Mal Meisterin in der Schweizer Meisterschaft. "Ja, deshalb bin ich immer noch da", lacht sie.

Vom fahrerischen Niveau ist die Formel 3 EuroSerie sicherlich eine der besten Nachwuchsklassen auf der Welt. Doch auch die anderen Mädels haben es nicht leichter, denn Wettkampf ist Wettkampf. Bereits beim nächsten Rennwochenende werden sie versuchen, sich gegen die überzähligen männlichen Konkurrenten durchzusetzen. Das Zeug dazu haben sie auf jeden Fall. Vielleicht gelingt in diesem Jahr auch noch ein Sieg oder ein Podestplatz, zu wünschen wäre es allen sechsen. Nett und offen sind sie sowieso, also schaut auch mal bei ihnen vorbei. Die Aufmerksamkeit haben sie sich verdient.