1967 begann auf der britischen Rennstrecke von Brands Hatch die wohl erfolgreichste Nachwuchs-Rennserie der Welt ihren globalen Siegeszug. Dieser Kreis schließt sich nun: Im Herbst 2021 starteten, wiederum in Brands Hatch, zum letzten Mal Formelautos mit einem Vierzylinder-Benziner von Ford im Heck.

Die Formel Ford war für viele spätere Weltmeister das Sprungbrett in die Formel 1, darunter Fahrer wie Emerson Fittipaldi, James Hunt, Nigel Mansell, Ayrton Senna, Damon Hill, Mika Häkkinen oder Jenson Button. Auch für Michael Schumacher öffnete der Vizetitel in der deutschen Formel Ford 1988 das Tor zu seiner Weltkarriere mit sieben Weltmeistertiteln in der Königsklasse.

Ende Oktober endete in Großbritannien das letzte Kapitel einer Ära, die den internationalen Motorsport geprägt und befruchtet hat: die Epoche der Formel Ford und der Formel-Rennserien mit Vierzylinder-Motoren von Ford im Heck. Auf der Traditionsrennstrecke im südenglischen Brands Hatch, wo die Formel Ford Geschichte 1967 ihren Anfang nahm, trug die britische Formel 4 jetzt ihren vorerst letzten Lauf mit EcoBoost-Antrieben von Ford aus.

Das Prinzip der ursprünglichen Formel Ford und ihrer späteren Ableger bewährte sich vom ersten Tag an: kostengünstiger Rennsport mit maximaler Chancengleichheit. Diese Formel wurde schnell zum weltweiten Erfolgsrezept, im Laufe der Jahre entstanden 19 nationale Meisterschaften auf vier Kontinenten sowie fünf regionale Championate wie die European Formula Ford Championship.

Als langjähriges Highlight krönte oft das Formel Ford Festival in Brands Hatch die Saison, ein Vergleich der besten Formel Ford-Piloten aus aller Welt. Von den späten 1970er- bis in die 1990er-Jahre galt ein Sieg bei dieser inoffiziellen Weltmeisterschaft als fast sicheres Ticket für den Aufstieg in die Königsklasse Formel 1.

Michael Schumachers Triumphzug von der Formel Ford bis zum Formel 1-Titel mit Ford

Unter den vielen Champions und Grand Prix-Siegern, die aus der Formel Ford stammen, ragt ein Name besonders heraus: Michael Schumacher. Der Deutsche wurde 1988 als Vizemeister der deutschen Formel Ford von Willi Weber entdeckt und wechselte daraufhin in dessen Formel 3-Team WTS. Schumacher und Weber benötigten daraufhin nur noch zweieinhalb Jahre bis zu ihrem Formel 1-Debüt mit Jordan-Ford 1991 in Belgien.

Unvergessen bleibt der Husarenritt des Deutschen zu seinem ersten Grand Prix-Sieg bei wechselhaften Verhältnissen in Spa-Francorchamps 1992 im Benetton-Ford. 1994 gelang Schumacher dann der große und viel umjubelte Coup: Im Benetton B194 mit dem rund 740 PS starken Ford EC Zetec-R im Heck setzte er sich in einer dramatischen Saison gegen Rivale Damon Hill durch und wurde erster deutscher Formel 1-Weltmeister. Damon Hill wiederum holte sich 1996 die Krone - auch er startete zuvor in der Formel Ford.

Michael Schumacher gewann 1994 mit Benetton-Ford seinen ersten Formel-1-Titel, Foto: Ford-Werke GmbH
Michael Schumacher gewann 1994 mit Benetton-Ford seinen ersten Formel-1-Titel, Foto: Ford-Werke GmbH

Formel Ford startete mit dem Motor des Cortina

Die Erfolgsgeschichte der Formel Ford nahm 1967 ihren Anfang - im selben Jahr, in dem auch der Ford Cosworth DFV V8-Motor begann, die Formel 1 für fast zwei Jahrzehnte aufzumischen. Die Formelklasse für Aufsteiger aus dem Kartsport nutzte anfangs den 105 PS starken 1,6-Liter-Motor aus dem britischen Ford Cortina. Ford stellte den Initiatoren Geoff Clarke und John Webb zunächst 54 dieser Aggregate zur Verfügung. Noch im Jahr ihres Debüts feierte die neue Formel Ford in Belgien ihr erstes Auslandsrennen und eroberte mit ihren actionreichen Läufen die Herzen der Motorsportfans.

In der Saison 1968 fuhr der junge James Hunt mit mehreren Rennsiegen ins Rampenlicht. Als erster Weltmeister aus den Reihen der Formel Ford-Absolventen kam ihm jedoch Emerson Fittipaldi zuvor. Der Brasilianer krönte sich nur zwei Jahre nach seinem Titel in der südamerikanischen Nachwuchsserie 1972 mit Lotus-Ford zum Formel 1-Champion. Hunt wiederum zog erst 1976 in einem dramatischen Showdown mit Ferrari-Pilot Niki Lauda nach.

In den 1980er-Jahren stieg die Formel Ford mit großen Starterfeldern und mitreißenden Rennverläufen zu einer der beliebtesten Serien auf. Dabei hoben sich die Monoposti durch ihr einzigartiges Aussehen von anderen Formel-Nachwuchsklassen ab: Die Formel Ford verzichtete lange auf Front- und Heckflügel. Der Verzicht auf Downforce - und die entsprechenden Turbulenzen hinter dem Fahrzeug - erlaubte sehr enge Zweikämpfe und ermöglichte den talentierten Youngstern umso besser, ihre Fahrzeugbeherrschung unter Beweis zu stellen.

Formel-Ford-Autos verzichteten lange Zeit auf Front- und Heckflügel, Foto: Ford-Werke GmbH
Formel-Ford-Autos verzichteten lange Zeit auf Front- und Heckflügel, Foto: Ford-Werke GmbH

Das britische Championat gehörte zu den renommiertesten weltweit und lockte viele der größten Talente an. So auch den späteren dreifachen Formel 1-Weltmeister Ayrton Senna. Er gewann in Großbritannien 1981 die Formel Ford 1600 und ließ im Jahr darauf Titel in der britischen und europäischen Formel Ford 2000-Serie folgen. Jenson Button sicherte sich 1998 - elf Jahre vor seinem Formel-1-Weltmeistertitel mit Brawn GP - die heimische Formel Ford-Krone und siegte beim Formel Ford Festival.

In Deutschland trugen sich Talente wie Stefan Bellof (1980 und 1981), Le Mans-Sieger Volker Weidler (1982), DTM-Ikone Ellen Lohr (1987) oder Formel 1-Pilot Nick Heidfeld (1994 und 1995) in die Meisterliste ein.

Wechsel auf modernste Serienmotoren bei weiterhin günstigen Einsatzkosten

Auf technischer Seite gelang der Formel Ford stets der Spagat, zu vertretbaren Kosten auf der Höhe der Zeit zu bleiben. So wechselte Ford 1993 auf eine 145 PS starke Version des 1,8 Liter großen Zetec-Motors, der serienmäßig in Escort und Orion zum Einsatz kam. 2006 startete der 1,6-Liter-Duratec aus dem gerade neu erschienenen Ford Focus seine Karriere als Rennmotor. Analog zu den innovativen Serienaggregaten setzte die Formel Ford ab 2012 den EcoBoost-Turbo-Benzindirekteinspritzer mit 1,6 Liter Hubraum und 165 PS Leistung ein.

Mit der Einführung von Front- und Heckflügeln sahen die Renner ab 2015 wie Mini-F1-Boliden aus. Die schnellen Talente lernten so den Umgang mit aerodynamischem Abtrieb. Am besten gelang dies dem heutigen Formel-1--Piloten Lando Norris, der die mittlerweile in MSA Formula umbenannte Meisterschaft gewann.

Jetzt lässt Ford die Ära der reinen Verbrennungsmotoren im Motorsport ausklingen. Umso intensiver treibt der Hersteller sein Programm mit dem hybrid-befeuerten Ford Puma Rally1 in der Rallye-Weltmeisterschaft mit Partnerteam M-Sport voran. Sein Hybridsystem besteht aus einer 3,9-kWh-Batterie und einem Generator-Elektromotor, der den 1,6 Liter großen und über 279 kW (380 PS) starken Turbo-Vierzylinder mit einer Zusatzleistung von 100 kW (136 PS) sowie einem Drehmoment von 180 Nm unterstützt. Damit startet Ford erstmals in einer elektrifizierten Motorsport-Weltmeisterschaft.

Formel 1-Stars, die in der Formel Ford entdeckt wurden (chronologisch)

James Hunt, Formel Ford 1968 - 93 GP, 10 Siege, 1 WM-Titel

Emerson Fittipaldi, Formel Ford 1969 - 149 GP, 14 Siege, 2 WM-Titel

Ayrton Senna, Formel Ford 1981 und 1982 - 162 GP, 41 Siege, 3 WM-Titel

Damon Hill, Formel Ford 1985 - 122 GP, 22 Siege, 1 WM-Titel

Michael Schumacher, Formel Ford 1988 - 308 GP, 91 Siege, 7 WM-Titel

David Coulthard, Formel Ford 1989 - 247 GP, 13 Siege

Rubens Barrichello, Formel Ford 1989 - 326 GP, 16 Siege

Mark Webber, Formel Ford 1995 - 217 GP, 8 Siege

Jenson Button, Formel Ford 1998 - 309 GP, 15 Siege, 1 WM-Titel

Anthony Davidson, Formel Ford 1999 und 2000, 24 GP

Daniel Ricciardo, Formel Ford 2005 - 208 GP*, 8 Siege

Lando Norris, MSA Formula 2015 - 58 GP*

*Stand nach GP Katar 2021