Die Corona-Krise hat auch den Motorsport fest im Griff. Wie wirkt sich die rennlose Zeit auf Rennstrecken in Deutschland und Österreich ganz konkret aus? Motorsport-Magazin.com hat bei den Verantwortlichen nachgefragt. Heute: Ernst Penninger, Geschäftsführer des Salzburgrings in der Nähe von Salzburg.

Herr Penninger, wie wirkt sich die Corona-Krise aktuell auf den Betrieb am Salzburgring aus?
Ernst Penninger: Aktuell ist der Salzburgring aufgrund der Regierungsmaßnahmen geschlossen. Das heißt, es finden keinerlei Aktivitäten auf der Rennstrecke und dem Komplex statt. Das Einzige, das uns zusteht, sind Revisionsarbeiten mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen und unter starken Einschränkungen.

Mussten Sie Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken?
Ernst Penninger: Wir haben die Kurzarbeit beantragt, da wir behördlich komplett geschlossen sind und schon sehr weit in den Vorbereitungen für die neue Saison waren. Die Kurzarbeit ist ein Maßnahmenpaket, das sicherlich im Sinne der Mitarbeiter und der Wirtschaft ist. Es gibt am Arbeitsmarkt keine Hülle und Fülle von Arbeitskräften, die auf Rennstrecken arbeiten möchten. Somit war es für uns völlig klar, auf die Mitarbeiter zu setzen in den Bereichen, die möglich sind. Es wird bei uns nicht zu Kündigungen kommen. Das steht nicht zur Diskussion.

Gibt es Positives, das Sie aus der aktuellen Situation ziehen können?
Ernst Penninger: Man muss Krisen immer dazu nutzen, auch positive Aspekte zu sehen. Wir fühlen uns bestätigt in der Art und Weise, wie wir in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten mit der Rennstrecke umgegangen sind. Wir haben ein kleines, kompaktes und effizientes Team. Dahingehend ist unsere Kostenstruktur auch effizient.

Der Salzburgring ist zwar eine traditionelle Rennstrecke, aber in den letzten zehn Jahren haben wir uns ein bisschen aus dem Rennsport zurückgezogen und mehr in den Bereichen der Fahrsicherheit, Forschung und Entwicklung engagiert. Somit ist es für uns nicht ganz so dramatisch, wenn keine Veranstaltungen stattfinden. Natürlich ist es für uns wichtig, dass es in absehbarer Zeit mit den Fahrsicherheitstrainings weitergehen kann. Das ist schon eine Einnahmequelle, die einen großen Prozentsatz ausmacht.

Ernst Penninger, Geschäftsführer des Salzburgring in Österreich, Foto: Salzburgring
Ernst Penninger, Geschäftsführer des Salzburgring in Österreich, Foto: Salzburgring

Wie gehen Sie als Geschäftsführer des Salzburgrings intern die Krise an?
Ernst Penninger: Das Wichtigste ist die Kommunikation und auf die Ängste und Bedenken der Mitarbeiter einzugehen, sie anzuhören und entsprechende Maßnahmen zu setzen. Für uns war es ganz klar, dass es zu 100 Prozent keine Kündigungen geben wird. Man muss den Mitarbeitern natürlich sagen, dass es eine anspruchsvolle Zeit ist und dass es Höhen und Tiefen in dieser Zeit geben wird. Es ist als Führungskraft wichtig, den Leuten zur Seite zu stehen und sie nicht mit ihren Ängsten allein zu lassen. Beruhigung ist das Allerwichtigste, um für Stabilität zu sorgen.

In welchen Bereichen hat der Salzburgring die größten Einbußen zu verzeichnen?
Ernst Penninger: Am meisten tut es derzeit im täglichen Betrieb weh. Die Rennstrecke ist 200 Tage im Jahr ausgelastet. Wir waren ganz knapp vor dem Saisonstart mit den Fahrsicherheitstrainings, den Clubsport-Tagen und den Testtagen für die Rennen, speziell Ende März und im gesamten April. Diese beiden Monate und wahrscheinlich auch noch den Mai muss man im Umsatz abschreiben. Dementsprechend muss man geplante Investition zurückstellen und versuchen, den Kostenapparat so schlank wie möglich zu halten.

Naturstrecke mit großer Historie: Der Salzburgring, Foto: WTCR
Naturstrecke mit großer Historie: Der Salzburgring, Foto: WTCR

Gibt es andere Möglichkeiten, die aktuellen Ausfälle zu kompensieren?
Ernst Penninger: Sollten seitens der Behörden weitere Groß-Events abgesagt werden, könnte man den Terminkalender durch Verschiebungen aufstocken. Aber das ist aktuell zu früh zu sagen, weil wir noch keine klaren Maßnahmen von der Regierung kennen, wann es wieder zumindest zu einer internen Öffnung kommen kann, bei der wir Fahrsicherheitstrainings oder Testtage abwickeln können, ohne öffentlichen Zugang.

Der WTCR Tourenwagen-Weltcup soll vom 24. bis 26. Juli 2020 erstmals auf dem Salzburgring gastieren. Haben Sie Hoffnung, dass die Veranstaltung wie geplant stattfinden kann?
Ernst Penninger: Man muss optimistisch sein. Es wird eine Zeit nach Corona geben. Es wird Mittel und Wege geben, zu diesem Zeitpunkt Rennen durchzuführen. Man muss sich allerdings dahingehend vorbereiten, sie ohne Besucher durchzuführen. Das ist eine Option und wir befinden uns in Gesprächen mit dem Promoter und der WTCR.

Motorsport am Salzburgring: Da ist Spektakel programmiert, Foto: Simninja Photodesign
Motorsport am Salzburgring: Da ist Spektakel programmiert, Foto: Simninja Photodesign

Wann muss es auf dem Salzburgring weitergehen, um finanzielle Einbußen in Grenzen zu halten?
Ernst Penninger: In den vergangenen Jahren konnten wir uns durch unsere Arbeit ein gewisses finanzielles Polster erarbeiten. Aber es sollte schon im Juli weitergehen, damit wir ohne größere Probleme durch diese Krisenzeit kommen. Ich bin ein optimistischer Mensch, vielleicht ist auch ein eingeschränkter Betrieb ab Juni möglich. Aber für die größeren Veranstaltungen im Motorsport wird es voraussichtlich auf den Juli hinauslaufen.

Werden die Menschen nach der Corona-Krise ihr Geld in den Besuch und für Aktivitäten auf einer Rennstrecke investieren?
Ernst Penninger: Ich glaube, es wird im Motorsport ein großes Umdenken stattfinden. Ich sage schon lange, dass alles zu groß und zu extrem ist. Ich denke, dass es heruntergebrochen auf den Clubsport oder Trackdays nicht so stark einschlagen wird, wie im großen Motorsport wie der WTCR, dem ADAC GT Masters oder der DTM. Es ist zu früh, eine Prognose abzugeben. Das wird sich dann zeigen, wenn die Corona-Krise überwunden ist, die Wirtschaft wieder anläuft und zu sehen ist, wie die staatlichen Maßnahmen greifen.

Der Salzburgring wurde im Jahr 1969 eröffnet, Foto: Salzburgring
Der Salzburgring wurde im Jahr 1969 eröffnet, Foto: Salzburgring

Welche Projekte plant der Salzburgring für die Zukunft?
Ernst Penninger: Wir wappnen den Salzburgring für die Zukunft. Wir denken über sehr viele alternative Möglichkeiten nach, die Rennstrecke zu nutzen. Nicht nur für Musik-Festivals oder allgemeine Veranstaltungen, sondern auch für den Motorsport. Man muss sich überlegen, wie der Motorsport in Zukunft aussehen wird. Wir haben das Thema Elektromobilität sehr ernst genommen und beschäftigen uns auch mit anderen alternativen Antriebs Konzepten und deren Infrastruktur-Voraussetzungen. Wir wollen verschiedene Säulen aufbauen. Das wird uns ermöglichen, die eine oder andere Rennserie zu bekommen, die aktuell nicht bei uns ist.