Die Einzelwettbewerbe hätten für Sebastian Vettel kaum schlechter laufen können - schon nach der Gruppenphase war das Race of Champions für ihn am Samstag gelaufen. Am Sonntag dann die Hiobsbotschaft: Sein Teamkollege für den Nations Cup, Pascal Wehrlein, durfte nach dem Unfall vom Vortag nicht antreten. Doch gegen den doppelten Seb war der Rest der Welt chancenlos.

"Es war ein besserer Tag als gestern. Es ist ein bisschen schade, dass Pascal nicht dabei ist. Aber vielleicht hat es geholfen, weil ich mich nicht zurücklehnen und sagen konnte: Okay Pascal, dann mach du mal", so Vettel über seinen Doppeleinsatz für das deutsche Team, an dessen Ende sein insgesamt siebter Nationen-Titel beim Race of Champions stand - und der erste ohne Dauer-Partner Michael Schumacher.

"Wir haben das damals zusammen angefangen und er hat mir am Anfang sehr geholfen. Wir hätten es alle geliebt, wenn er hier gewesen wäre und wir vermissen ihn alle. Aber ich habe heute sicherlich gezeigt, dass ich damals gut auf ihn gehört habe", so Vettel über seinen guten Freund und Lehrmeister beim ROC.

Race of Champions 2017: Die Highlights aus Miami (06:32 Min.)

Gruppenphase: Vettel macht alle nass

Schon im ersten Lauf gegen seinen ehemaligen F1-Konkurrenten Jenson Button konnte Vettel den ersten Sieg landen. Auch die folgenden drei Heats der Gruppenphase gingen allesamt an den Ferrari-Star. David Coulthard, Tom Kristensen, Petter Solberg - keiner hatte eine Chance gegen den nun siebenfachen Team-Champion des Race of Champions. Neben Vettel , alias Team Deutschland, zogen Kolumbien mit Einzel-Champion Juan Pablo Montoya und IndyCar-Pilot Gabby Chaves ins Halbfinale ein. Außerdem im Semifinale: Team USA NASCAR mit den Brüdern Kurt und Kyle Busch sowie Team USA IndyCar mit Ryan Hunter-Reay und Alexander Rossi.

Früh beendet war der Abend damit für: Button und Coulthard vom Team Großbritannien, Scott Speed und Travis Pastrana vom Team USA Rally X, James Hinchcliffe und Stefan Rzadzinski vom Team RoC Factor Canada, Tom Kristensen und Petter Solberg vom Team Nordic, Helio Castroneves und Gabriel Glusman vom Team RoC Factor Latin Amerika und Tony Kanaan und Felipe Massa vom Team Brasilien.

Vettel pflügt durch den Nations Cup

Die Doppelbelastung schien Vettel in keiner Weise zu irritieren. Ganz im Gegenteil: Im Halbfinale überrumpelte er zunächst Montoya, der ihn am Vortag noch als Einzel-Champion des ROC entthront hatte. Auch Chavez hatte keine Chance gegen den Deutschen, womit für Team Kolumbien der Wettbewerb beendet war. Etwas spannender und teilweise kontrovers ging es zwischen den NASCAR- und den IndyCar-Boys zu. Nachdem Je ein Team einen Schlagabtausch für sich entscheiden konnte, ging es im letzten Heat zwischen Kurt Busch und Rossi um den Einzug ins Finale.

Im entscheidenden Lauf des 'Best of Three' ging Busch als erster über die Ziellinie, doch Rossi reklamiert einen Frühstart des Konkurrenten. Nach wenigen Minuten des Lamentierens stand fest: Busch bekommt den Sieg und NASCAR USA zieht ins Finale ein. Doch gegen Endgegner Sebastian Vettel hatten die Busch-Brüder keine Chance. Vettel holte sich auch den siebten und achten Sieg des Abends und holte im Alleingang den Nationen-Titel beim Race of Champions 2017.

"Du willst doch nicht, dass wir dich jetzt Jimmie Johnson nennen", scherzte Kyle Busch bei den Sieger-Interviews angesichts der Dominanz Vettels. Nachdem Busch Vettel aufklärte, dass Johnson ebenfalls sieben Titel (in der NASCAR) hat, machte Vettel schnell deutlich, sich seines neuen Spitznamens im kommenden Jahr wieder entledigen zu wollen. "Gut, dann muss ich ja acht gewinnen." Es darf also damit gerechnet werden, dass der viermalige Formel-1-Champion auch 2018 wieder beim Race of Champions mit von der Partie sein wird.

USA verliert das Duell gegen den Rest der Welt

Im letzten Wettbewerb des Abends traten die US-Boys gegen den Rest der Welt an. In zehn Duellen nach dem System 'Best of Three' lagen die US-Amerikaner vor dem letzten und entscheidenden Heat mit 6:5 in Führung. Da es beim letzten Duell, das zwischen Scott Speed und Petter Solberg ausgetragen wurde, jedoch drei Punkte zu holen gab, war der Sack noch längst nicht zu.

Im RX Supercar Lite ließ Rally-Ass Solberg nichts anbrennen und holte den Sieg für den Rest der Welt. Endstand: 6:8. Dass der Norweger äußert abgebrüht ist, hatte Vettel bereits hinter den Kulissen in Erfahrung gebracht. "Er hat gesagt, er wird nicht nervös, weil er gar keine Nerven hat."